Norderstedt. Der Ausbau würde die Stadt Norderstedt mindestens 33,7 Millionen Euro kosten. Wann die Entscheidung für das Projekt fällt.

Die U 1 soll von Norderstedt-Mitte Richtung Norden verlängert werden und die AKN in diesem Bereich „verdrängen“: Die bisherigen AKN-Halte­stellen Moorbekhalle, Fried­richsgabe und Quickborner Straße sollen zu U-Bahn-Stationen umgebaut werden.

Der Ausschuss für Stadtentwicklung und Verkehr wird das Millionen-Projekt am Donnerstag, 2. September, voraussichtlich beschließen (ab 18.15 Uhr, Rathaus). „Ich gehe davon aus, dass es dafür eine breite Mehrheit geben wird. CDU, Grüne und Linke haben wie wir schon Zustimmung signalisiert“, sagt der Ausschussvorsitzende Nicolai Steinhau-Kühl (SPD).

Hochbahn: U1 wird verlängert

Die Stadt verfolgt die Pläne für den Ausbau der Strecke schon seit Jahren. Doch nun ist die entscheidende Weiche gestellt: Das Land hat zugestimmt und sich von den Analysen und Prognosen überzeugen lassen. So geht die Stadt davon aus, dass der Anteil der Fahrgäste auf dem neuen Streckenabschnitt um 37 Prozent wachsen wird. Die Zunahme beruht vor allem auf den Neubaugebieten Grüne Heyde und Harkshörner Weg, die für rund 2500 Neubürgerinnen und -bürger ausgelegt sind.

Fünf-Minuten-Takt Richtung Norden

Zwar betrage die Zeitersparnis nach den bisherigen Berechnungen im Vergleich zur jetzigen Situation nur eine Minute, aber: „Die Menschen können mit der U-Bahn direkt in die Hamburger City fahren, das Umsteigen in Norderstedt-Mitte entfällt“, sagt Steinhau-Kühl, der im Ausbau auch einen wichtigen Beitrag zur Mobilitätswende sieht. Dass die Züge durchfahren, spiele eine wichtige Rolle, wenn sich Menschen entscheiden, wo sie leben wollen.

Außerdem könnten die Züge häufiger fahren, ein Fünf-Minuten-Takt sei möglich. Eine gute Anbindung an Hamburg erhöhe die Attraktivität Norderstedts als Wohnort. Für die U-Bahn spreche zudem, dass die Züge doppelt so viele Fahrgäste befördern könnten wie die AKN-Triebwagen.

Land und Bund übernehmen 75 Prozent der Kosten

Rund 135 Millionen Euro sind für das Projekt kalkuliert, wobei das Land zugesagt habe, gemeinsam mit dem Bund 75 Prozent der Kosten zu übernehmen. Eingepreist sei da auch schon eine zehnprozentige Preissteigerung, die sich durch die lange Planungs- und Bauzeit ergeben kann. Im Gegenzug muss Norderstedt verbindlich erklären, die restlichen 25 Prozent zu finanzieren.

33,7 Millionen schwer ist der Eigenanteil, nach dem Bau des neuen Schulzentrums (Campus Glashütte) das zweitgrößte Investitionsprojekt in der Stadt. Der Eigenanteil könnte sich verringern, wenn es weitere Zuschüsse gibt, weil der Streckenausbau auch dem Klimaschutz diene. Allerdings, so Steinhau-Kühl, müsse auf Dauer auch der AKN-Betrieb modernisiert werden. Und da fielen vermutlich auch Kosten in dreistelliger Millionenhöhe an.

Wissenswertes zur Linie U1

  • Die U1 ist nicht nur die längste U-Bahn-Linie Hamburgs – sondern sogar die längste Deutschlands
  • Bei einer Gesamtlänge von 55 Kilometern fährt die U1 auf 13,4 Kilometern im Tunnel
  • Sie verbindet Norderstedt und Ohlstedt/Großhansdorf: In Volksdorf gabelt sich die Strecke
  • Eine Fahrt von Norderstedt bis nach Ohlstedt dauert 76, bis nach Großhansdorf 84 Minuten
  • Die Linie hat insgesamt 47 Stationen
  • Die Kennfarbe der U1 ist blau

Um die Fördermittel aus Kiel und Berlin abrufen zu können, müssen die Politiker allerdings schnell entscheiden. Damit es die Zuschüsse gibt, muss das Vorhaben in den Nahverkehrsplan des Landes aufgenommen werden. Der Plan wird gerade fortgeschrieben, bis Ende September muss die Stadt dem Wirtschaftsministerium in Kiel den Beschluss über den Streckenausbau mitteilen. Dafür ist das Votum der Stadtvertreter nötig, die am 14. September zustimmen sollen.

Drei weitere U-Bahn-Züge sind geplant

Die Fachleute in der Norderstedter Verwaltung wollen das weitere Vorgehen mit der Hamburger Hochbahn AG koordinieren und das Planfeststellungsverfahren gemeinsam auf den Weg bringen. Geplant ist, dass die U-Bahn überwiegend in einem Trog wie bisher auch schon zwischen Garstedt und Norderstedt-Mitte bis zur jetzigen AKN-Halte­stelle Quickborner Straße fährt. Der Plan sieht vor, die rund drei Kilometer lange Strecke zweispurig auszubauen, mit vollständig neuer Weichen- und Signaltechnik zu bestücken und Lärmschutz einzubauen.

Die Züge würden die Waldstraße und die Quickborner Straße in einem Tunnel unterqueren – was die Autofahrer sicher freuen wird, denn: Bisher mussten sie warten, wenn sich die Schranken senkten und AKN-Triebwagen passieren ließen. Vor der verlängerten Oadby-and-Wigston-Straße soll die U-Bahn aus dem Trog auftauchen und die tiefergelegte Fahrbahn überqueren. „Beim Bau dieses Kreuzungspunktes haben die Konstrukteure die Verlängerung der U-Bahn-Strecke schon mitgedacht“, sagt Nicolai Steinhau-Kühl. Weiter im Budget enthalten sind drei zusätzliche Züge.

AKN plant einen Expresszug bis nach Neumünster

Die Verlängerung der U-Bahn-Strecke bedeutet allerdings nicht das Aus für ein Projekt, das bisher in Konkurrenz zu den Norderstedter Plänen stand: Die AKN plant einen Expresszug von Norderstedt-Mitte bis Neumünster. Der Express würde nur an größeren Stationen halten, von Norderstedt-Mitte über Ulzburg-Süd nach Kaltenkirchen und weiter fahren. Die Fahrzeit bis Neumünster würde sich um 12 bis 16 Minuten verkürzen, hat die AKN errechnet.

Ab Neumünster bestehen Umsteigeverbindungen nach Kiel, Flensburg und Heide. Langfristig könnten auch Direktzüge von Norderstedt in die Landeshauptstadt fahren. „Mit der Direktverbindung verkürzt sich die Fahrzeit von Norderstedt-Mitte nach Kiel um etwa 20 Minuten“, heißt es in dem Plan. Die Kosten fallen vergleichsweise moderat aus: Die Investitionen belaufen sich auf drei Millionen Euro, der jährliche Betrieb kostet 1,5 Millionen.

2028 könnten bereits die ersten Züge fahren

Die Landesregierung trage das AKN-Expresszug-Konzept weiterhin grundsätzlich mit, heißt es in der Vorlage der Norderstedter Stadtverwaltung für den Verkehrsausschuss. Dieses Projekt habe jedoch keinen Einfluss auf den Ausbau der U-Bahn-Gleise, würde dadurch nicht beeinträchtigt, sondern eher noch unterstützt. Denn eine beliebig hohe Taktverdichtung sei heute in Norderstedt wegen der beschrankten Bahnübergänge nicht möglich, wäre aber realisierbar, wenn die Schranken wegfallen und die Züge im Trog fahren. Die von der AKN geplanten Expresszüge würden künftig dann an der Haltestelle Quickborner Straße starten und enden.

Die Verwaltung geht davon aus, dass das Planfeststellungsverfahren im nächsten Jahr starten und rund zwei Jahre in Anspruch nehmen wird. Die Bauzeit kalkuliert der Fachbereich mit rund vier Jahren, sodass 2028 die ersten Züge bis zur Quickborner Straße fahren könnten.