Norderstedt. Das letzte Norderstedter SHMF-Konzert wird vom Publikum im Feuerwehrmuseum gefeiert.
Zum guten Schluss noch einmal mit Genuss Wiener Schmäh mit einem Schuss Charme und Chuzpe aus Österreich. Das Land schickte zum diesjährigen Schleswig-Holstein Musik Festival (SHMF) einige Ensembles ins nördlichste Bundesland, darunter auch das Trio Folksmilch aus Wien. Anlass war die Komponisten-Retrospektive, die in diesem Jahr Franz Schubert gewidmet ist. Der Wiener Tondichter hätte an Folksmilch sicherlich ebenso seine Freude gehabt wie die 200 Zuhörerinnen und Zuhörer beim Open-Air-Konzert im Innenhof des Feuerwehrmuseums.
Das Publikum genoss sichtlich die Masken-Freiheit. Vor allem aber genoss es das ungemein sorgenbefreite Aufspielen des Trios, zu dem Christian Bakanic an Akkordeon und Cajon, Geiger und Mandola-Spieler Klemens Bittmann und Kontrabassist Eddie Luis gehören. Alle drei begeisterten obendrein mit reichem Stimmenvolumen: Klemens Bittmann brillierte als Sopran mit hoher Kopfstimme, Christian Bakanic ließ einen veritablen Bariton erklingen, und Eddie Luis grummelte nicht nur an seinem Instrument in den tiefen Lagen, sondern auch mit seiner Stimme.
Noch relativ harmlos war die Version der Ouvertüre zur „Hochzeit des Figaro“ von Wolfgang Amadeus Mozart, die das Trio als Tango über die Rampe der zur Bühne eingerichteten Ladefläche eines Lkw spielte. Das Trio animierte das Publikum zum Fingerschnippen, Rhythmusklatschen und Schunkeln und brachte es rasch auf Temperatur an dem kühlen Sommerabend.
Der „Frühlingsstimmenwalzer“ von Johann Strauß Sohn schlitterte unvermutet in eine Hymne auf Matrosenlieder wie „Ein Schiff wird kommen“. Aber Vorsicht! Nach bester Wiener Manier wird kurz vor der Gemütlichkeit abgebremst. Es wird jazzig, rappig und hiphoppig, bevor das Trio mit „Fata Morgana“ eine Kürzest-Oper spielt und jodelt und sich dabei wunderbarerweise keinen Deut um „Political Correctness“ schert. Dieser herrlichen Unverschämtheit folgt noch ein amüsanter Spaziergang durch die Neue Musik, bevor Folksmilch das Publikum mit einem lästerlichen „Rote Rosen, rote Lippen, roter Wein“ und leiser Lyrik in den Abend entlässt.