Norderstedt/Pinneberg. Kripo-Dienststelle für komplexe Ermittlungen untersucht nach Einbruch den Tatort. Zusammenhänge mit anderen Taten?
Der Einbruch in eine Filiale der Hamburger Sparkasse in Norderstedt zählt zu den spektakulärsten Verbrechen in der Region seit Jahrzehnten. Noch immer arbeitet die Spurensicherung am Tatort, die Ermittlungen laufen auf Hochtouren. Verantwortlich für die Leitung der Untersuchung ist eine Spezialabteilung, die kaum in der Öffentlichkeit auftritt und weitgehend im Verborgenen arbeitet. Selbst der Name verrät nichts über die Tätigkeit: Sachgebiet 5 der Kriminalinspektion Pinneberg.
Haspa-Raub in Norderstedt: Täter nutzten Kernbohrer
Diese Einheit wird in den Kreisen Segeberg und Pinneberg immer dann eingesetzt, wenn komplexe Ermittlungen im Bereich der schweren Banden- und Serienkriminalität anstehen.
Genau dabei geht es in dem Norderstedter Fall. Die Täter sind gut vorbereitet, organisiert und hochprofessionell vorgegangen, als sie zwischen dem 6. und 8. August in die Filiale an der Rathausallee einstiegen. Unbemerkt drangen sie mit einem Kernbohrer in den Tresorraum mit den Schließfächern ein und kühlten das Gerät mit einer eigens geschaffenen Wasserleitung. Nachdem sie 600 der 1200 Schließfächer ausgeräumt hatten, legten die Täter Feuer und entkamen.
Die Schäden gehen in die Millionen. Viele Informationen über das Sachgebiet 5 unterliegen der Geheimhaltung. Weder verrät die Polizei, wie viele Kriminalbeamte dort tätig sind, noch gibt sie preis, wo das Sachgebiet 5 hinter schusssicheren Fenstern seinen Sitz hat. „In einer Gemeinde im Hamburger Umland“ – mehr ist nicht zu erfahren. Die Ermittler vermeiden es auch, ihre Gesichter in der Öffentlichkeit zu zeigen. Zu groß ist die Gefahr, dass Kriminelle sie bei verdeckten Operationen identifizieren könnten.
Wie konnten Räuber die Haspa-Alarmanlage überlisten?
Im Jahr 2017 begann der Aufbau dieser Task Force, die aus erfahrenen Ermittlern zusammengestellt wurde. Braucht die Sondereinheit Verstärkung, kann sie auf Personalreserven aus der Region zurückgreifen und holt sich Unterstützung von Sondereinheiten, zum Beispiel den Spezialeinsatzkommandos (SEK) der Polizei. Wie lange das Sachgebiet 5 braucht, um Klarheit über das Geschehen in der Haspa zu erlangen, ist noch völlig offen.
Auch Mitarbeiter der Bank rätseln, wie es den Tätern gelingen konnte, die anspruchsvollen Alarmeinrichtungen außer Kraft zu setzen. Die Ermittler gleichen ihre Erkenntnisse mit denen anderer Polizeidienststellen ab, in denen es zu ähnlichen Taten gekommen ist. Bei einem missglückten Coup in einer Haspa-Filiale in Hamburg-Altona waren die Täter sogar gezwungen, den Kernbohrer zurückzulassen, der von zwei Polizisten aus dem Gebäude getragen werden musste. 2019 leerten unbekannte Täter Schließfächer in Hannover und in Buchholz.
Bei den Taten dort und in Norderstedt fallen Übereinstimmungen auf: Die Täter wählten stets eine Sparkasse, durchdrangen Wände oder Böden und hatten es auf Schließfächer abgesehen. Außerdem gingen sie professionell vor. Dass eine Bande für die Taten verantwortlich ist, dürfte zu den Arbeitshypothesen der Kriminalbeamten zählen.
Haspa-Kunden sind nach Einbruch verunsichert
Über den Einbruch in Norderstedt sagt Haspa-Sprecherin Stefanie von Carlsburg: „Natürlich möchten unsere Kunden gern erfahren, ob ihr Schließfach betroffen ist. Weil wir wissen, wie belastend die Situation für sie ist, liegt unser Fokus jetzt zunächst darauf, die Räumlichkeiten der Filiale wieder zugänglich zu machen, damit wir gemeinsam vor Ort die Schließfächer begutachten können.“ Danach sollten alle weiteren Details und Schritte in einem persönlichen Gespräch geklärt werden. Vor Ort in der Filiale und telefonisch könne die Haspa derzeit nur sagen, ob das Schließfach des Kunden betroffen ist oder nicht.
„Der Bereich wird noch längere Zeit nicht zugänglich für unsere Kunden sein“, sagte Stefanie von Carlsburg. „Auch das weitere Vorgehen wie die Rückgabe der Fächer und die Abwicklung von eventuellen Schäden wird noch einige Zeit in Anspruch nehmen.“ Die Haspa werde die Kunden ansprechen und Termine vereinbaren.
Schließfachversicherungen gibt es ab 57 Euro im Jahr
Die Haspa-Sprecherin bat die Kunden der Norderstedter Filiale, eine Liste zu erstellen, was sich in ihrem Schließfach befunden hat. Die Sondertelefonnummer, die die Haspa für Schließfachkunden der Filiale geschaltet hat, wird stark frequentiert. „In den ersten drei Stunden haben wir bereits mit über 200 Kunden sprechen können und sie informiert, ob ihr Schließfach betroffen ist oder nicht.“
In Filialen der Hamburger Sparkasse liegen frisch gedruckt Flyer mit Informationen über Zusatzversicherungen für Schließfachmieter aus. Wem der Versicherungsschutz der Haspa in Höhe von maximal 40.000 Euro pro Schließfach zu gering ist, kann ihn über einem privaten Anbieter um 60.000 Euro erhöhen. Die Kosten für diesen Versicherungsschutz belaufen sich auf 57 Euro pro Jahr, die zu den Mietkosten für das Schließfach hinzukommen. Diese beginnen bei 47 Euro für das kleinste Schließfach.
Bankraub in Haspa: Versicherung greift bei Diebstahl
Mit dieser Zusatzversicherung liegt die maximale Summe für Entschädigungen damit bei 100.000 Euro. Wer Wertgegenstände im Wert von mehr als 100.000 Euro versichern will, muss ein individuelles Angebot einholen. Etwas versteckt weist die Haspa auch auf ihren Seiten im Internet unter dem Stichwort „Neu“ auf dieses Angebot hin. „Versichert sind sämtliche Gegenstände solange sie sich in einem angemieteten Schließfach der Haspa befinden“, heißt es in dem Angebot.
„Hierzu gehören insbesondere Bargeld, Wertpapiere, Urkunden, Edelmetalle, Perlen, Edelsteine, Münz- und Briefmarkensammlungen, Schmuck, Kunstgegenstände Zeichnungen, Pläne, Geschäftsunterlagen und sonstige Datenträger.“ Sollten die versicherten Gegenstände gestohlen oder geraubt werden, wird der Wiederbeschaffungswert ersetzt oder die Aufwendungen, um die Sachen neu herzustellen.
Die Haspa-Nummer lautet 040/35 79 17 86. Die Kriminalinspektion beantwortet Fragen zu den Schließfächern unter 04101/20 21.