Kreis Segeberg. Ende einer schlechten Brutsaison 2021 im Kreis Segeberg: Schwieriges Klima, wenig Futter und viele Jungtierverluste.
Holger Möckelmann ist als „Storchenvater“ im Kreis Segeberg bekannt. Der Mann aus Henstedt-Ulzburg kümmert sich seit Jahrzehnten für die Nabu Ag Storchenschutz Schleswig-Holstein um die Population der Störche im Kreis Segeberg. Jedes Jahr gibt Möckelmann am Ende der „Storchen-Saison“ seinen Jahresbericht ab. Und für die zurückliegenden zwölf Monate fällt der dieses Mal sehr traurig aus. Es war ein mehr als hartes Jahr für die Vögel im Kreis Segeberg.
Außergewöhnlich viele Storchenküken verstorben
„Auffallend in diesem Jahr sind die hohen Brutverluste an Jungstörchen“, teilt Möckelmann mit. „Die negativen Auswirkungen des Klimawandels sind als Ursache zu nennen.“ Zunächst hätten den brütenden Paaren Frost und Kälte bis Ende April zugesetzt, anschließend habe die Trockenheit Anfang Mai für einen Nahrungsmangel gesorgt und die Altstörche konnten ihre geschlüpften Jungstörche nicht ausreichend versorgen. Obendrein kam der Starkregen Ende Juni, Anfang Juli noch dazu. Viele Jungtiere starben.
In nackten Zahlen sieht das dann so aus: 50 Storchenbrutpaare haben in diesem Jahr im Kreis in freier Wildbahn für Nachwuchs gesorgt. Deutlich mehr als im Vorjahr, als es nur 39 Paare waren. Aber in den Horsten waren die 39 Paare mit 76 Jungstörchen erfolgreicher, als die 50 Paare in diesem Jahr. Sie brachten nur 62 Jungstörche durch. Die Brutverluste waren mit 36 Jungtieren oder 37 Prozent des Nachwuchses extrem hoch.
Im vergangenen Jahr hatte es nur 14 tote Jungstörche gegeben (16 Prozent). Übersetzt auf den Bruterfolg bedeutet dies, dass in diesem Jahr die Quote mit 1,2 Jungstörchen pro Brutpaar unbefriedigend niedrig und nicht ausreichend für die Bestandserhaltung war. Dafür seien laut Möckelmann mindestens zwei Jungstörche pro Brutpaar nötig. Im vergangenen Jahr hatten die Storchenpaare diese Quote nur ganz knapp verpasst (1,9).
Frost, Kälte und Trockenheit machen Störchen zu schaffen
„Ähnliche Extremwetterlagen hatten wir 2017“, sagt Möckelmann. „Durch starken Regenfall gab es mit 35 toten Jungstörchen eine Verlustquote von 44 Prozent. Und 2018 war ein Jahr, in dem die Störche unter Hitze und Nahrungsmangel litten. Die Verlustquote lag mit 16 toten Jungstörchen bei 25 Prozent.“
Separat führt Möckelmann die Statistik über die geschützten Storchenpaare aus der Kolonie der Storchenfreunde Hitzhusen und im Wildpark Eekholt. In Hitzhusen waren es dieses Jahr 36 Brutpaare mit 52 Jungstörchen und im Wildpark sieben Brutpaare mit 16 Jungstörchen.
Dr. Frank Winter aus Seth, so berichtet Möckelmann, ging der Todesursache der Jungstörche in seinem Dorf auf den Grund. Er habe die am 22. April geschlüpften Jungstörche am 10. Mai tot im Horst gefunden, schickte die toten Vögel ins Veterinäruntersuchungsamt nach Neumünster. Das Untersuchungsergebnis: Magenverschluss.
Viele Jungtiere sind einfach verhungert
„Da in diesem Entwicklungsstadium die Eiweiß haltigen und lebenswichtigen Regenwürmer als Nahrungsgrundlage fehlten, haben die hungrigen Jungstörche das von den Altstörchen eingetragene Nistmaterial aufgenommen, das zu dem Magenverschluss geführt hat“, berichtet Möckelmann. Die Jungtiere sind also schlichtweg verhungert und starben eine schlimmen Tod.
Das gleiche Schicksal ereilte auch die Jungstörche in Traventhal und Struvenhütten-Bredenbekshorst. Des Weiteren wurde in Kisdorferwohld einer der dort geborenen vier Jungstörche Opfer eines Rotmilans.
Ansonsten habe es in diesem Jahr einige Storchenkämpfe in den verschiedenen Revieren gegeben. In Armstedt, Bebensee und Traventhal gingen dabei die Gelege der ersten Brut verloren. In Struvenhütten-Deich und Schmalfeld-Brook haben Brutstörche die auf dem Gelände stehenden Autos und Glasscheiben attackiert und beschädigt.