Norderstedt . Jürgen Dams ärgert sich, dass er den Lade-Vorgang nach zwei Stunden abbrechen muss. Stadt will keine Dauerparker.

Jürgen Dams ist ein Mann, der der Dingen gern auf den Grund geht. Der nach nachvollziehbaren Erklärungen sucht, wenn ihm ein Sachverhalt nicht logisch oder zu Ende gedacht erscheint. Kurzum: Dem 81 Jahre alten Norderstedter, der im Berufsleben als Pilot tätig war, geht es hin und wieder einfach ums Prinzip. Zum Beispiels beim Thema Elektromobilität.

Strafzettel für zu langes Tesla-Aufladen

Jürgen Dams wohnt im sogenannten Stelzenhaus am Lütjenmoor. Vor Kurzem hat er seinen komfortablen Verbrenner, einen Audi A7 mit 340 PS, gegen einen Stromer aus dem Hause Tesla getauscht. Technischen Neuerungen, das wird im Gespräch mit ihm schnell klar, ist der Rentner ausgesprochen positiv gegenüber eingestellt.

Mit seinem flotten Tesla ist Dams sehr zufrieden, zumal sich in unmittelbarer Nähe seiner Wohnung eine Ladesäule befindet. Doch da beginnen nun die Probleme. Jürgen Dams begrüßt es zwar, dass es Schnellladeparkplätze in der Stadt gibt. Er kann aber nicht nachvollziehen, dass er an der Schnellladesäule am Lütjenmoor seinen Wagen nur zwei Stunden stehen lassen darf. Der Grund: Um den Tesla komplett aufzuladen, müsste er knapp sechs Stunden an der Säule stehen. Neulich hat er bereits einen Strafzettel kassiert, weil der Tesla zu lange an der Säule stand.

Nun geht es dem 81-Jährigen nicht um die zehn Euro, die er fürs zu lange Parken berappen musste, sondern ums Prinzip: Natürlich könne er nach zwei Stunden in seinen Tesla steigen, ihn kurz vom Parkplatz bewegen und dann wieder dort parken, um den Tankvorgang fortsetzen. Oder aber er könnte nach zwei Stunden zu einer anderen Ladesäule in der Stadt fahren, um dort weiterzutanken. Aber das, so Dams, sei doch irgendwie „total bescheuert“.

Kontrolle parkender E-Autos wäre möglich

Kurzum: Er plädiert dafür, dass E-Autos so lange an einer Ladesäule stehen dürfen, bis sie voll geladen sind. „An einer normalen Tankstelle kommt ja auch nicht der Tankwart und sagt: ,So, Sie haben den Tank halbvoll nun fahren Sie mal bitte weiter’“, sagt er. Im Übrigen sei es technisch ganz einfach zu kontrollieren, ob ein geparktes E-Auto wirklich lädt oder einfach nur den Parkplatz belegt.

Über eine App ließe sich das kontrollieren. Denn auch das betont der Tesla-Fahrer: Wer einen Platz an der Ladesäule belegt, ohne zu tanken, der müsse natürlich Strafe zahlen. Aber wenn es so wie bisher bleibe, dann würden viele Autofahrer sicherlich sagen: „Siehste, mit der E-Mobilität klappt es ja doch nicht so gut.“

Stadt argumentiert mit Ausbau der E-Mobilität

Bei der Stadt Norderstedt kann man die Kritik von Jürgen Dams nicht so recht nachvollziehen: „Die Stadt Norderstedt und ihre Stadtwerke propagieren und fördern buchstäblich den Ausbau der E-Mobilität. Dies ist vor allem auch daran zu erkennen, dass die Stadtwerke als Energieanbieter vor Ort nicht nur das Angebot der Ladesäulen im Stadtgebiet sukzessive ausbauen, sondern in diesem Jahr auch zwei TuWatt-Tarife eingeführt haben, die sich ganz gezielt an die wachsende Zielgruppe der Fahrerinnen und Fahrer von E-Fahrzeugen richten. Die Abkehr vom Verbrennungsmotor und die Umstellung auf umwelt- und klimafreundliche Fahrzeuge wie E-Autos sind ein wichtiger Baustein, um die urbane Mobilität der Zukunft zu gestalten“, betont Stadtsprecher Bernd-Olaf Struppek.

Stadt will keine Langzeitparker an neuralgischen Punkten

Wer sich für ein E-Auto entscheide, der bekomme – in Norderstedt wie anderenorts – die Möglichkeit geboten, auch und gerade an zentralen Zielpunkten wie dem Einkaufszentrum Herold-Center kostenfrei zu parken, und dabei gleichzeitig sein Fahrzeug aufzuladen. Dies stelle, mit Blick auf die auch in Norderstedt angespannte Parksituation, durchaus eine Art Benefit zugunsten von E-Auto-Fahrern dar.

„Gleichzeitig aber geht es Stadt und Stadtwerken darum, den begrenzten Verkehrs- und Parkraum sowie die im Wachstum begriffene Ladesäulen-Kapazität möglichst sinnvoll und gerecht unter den Verkehrsteilnehmenden zu verteilen“, so Struppek. Es sei, völlig losgelöst vom Thema der E-Mobilität, ein Ansinnen der Stadt, an neuralgischen Punkten die Parkdauer zu begrenzen, damit nicht nur eine kleine Zahl Langzeitparker den Parkraum nutzen kann. „Ein Ansinnen übrigens ganz im Sinne der ortsansässigen Kaufleute“, betont Struppek.

Neue Ladesäulen haben stärkere Leistung

Zum Stichwort der Ladedauer, sagt der Stadtsprecher, dass an den fraglichen Ladesäulen nicht suggeriert werde, dass innerhalb der zwei Stunden eine vollständige Aufladung eines E-Autos möglich sei. Struppek: „Die Stadtwerke Norderstedt sind aber dabei, im Stadtgebiet eben gerade sogenannte Schnellladesäulen zu installieren.“

Die neuen Ladesäulen würden eine Leistung von 150 Kilowatt bieten und jeweils über zwei Ladepunkte verfügen. Ein Ladevorgang für 250 Kilometer zusätzliche Reichweite könne sich damit auf nur 30 Minuten verkürzen, abhängig von der maximal möglichen Leistungsaufnahme des E-Fahrzeugs.