Kreis Segeberg . Regionales Verkehrskonzept für Kaltenkirchen, Henstedt-Ulzburg und die benachbarten Gemeinden liegt vor.

Das Logo zeigt eine Straße, doch beim regionalen Verkehrskonzept mit seinen 168 Seiten geht es um mehr als Autos. Die Studie des Planungsbüros Gertsch, Gutsche, Rümenapp untersucht, wie künftig die Mobilität in Henstedt-Ulzburg, Kaltenkirchen sowie in den Ämtern Kisdorf, Kaltenkirchen-Land und Itzstedt aussehen wird. Wenn die Projekte umgesetzt werden, stehen Millioneninvestitionen für Radwege und für den öffentlichen Nahverkehr sowie für die Entlastung innerörtlicher Straßen an.

Wie muss das Radwegenetz verbessert werden?

Entstanden ist die Sammlung aus Vorschlägen in Zusammenarbeit mit den Bürgerinnen und Bürgern der Region, die bei gut besuchten Online-Veranstaltungen ihre Ideen präsentiert haben. Ziel des Konzepts ist es, „die unterschiedlichen Verkehre besser, zielgerichteter und umweltverträglicher zu leiten und lenken und so betroffene Ortslagen zu entlasten. Auch neue klimaneutrale, vorzugsweise sogar klimaschonende Mobilitätsstrategien wurden aufgezeigt, bei denen die Umsetzung möglicherweise auch erst einmal modellhaft sein kann“, heißt es in der Studie.

Erster Punkt im Kapitel Handlungsfelder sind der Fuß- und Radverkehr, über den es klar und deutlich heißt: „Das vorhandene Radverkehrsnetz entlang der überörtlichen Hauptverkehrsstraßen weist diverse Lücken auf. Das Fahren im Mischverkehr wird von den meisten Radfahrenden aufgrund der hohen Kfz-Geschwindigkeiten als sehr unsicher empfunden und daher vermieden.“

Ziel sei ein lückenloses, sicheres und komfortables Radnetz mit folgenden neuen Routen: Kattendorf – Hüttblek – Sievershütten, Seth – Stuvenborn, Wakendorf II - Wilstedt, Kisdorferwohld – Wakendorf II, Kreuzung L 79/K 27 - Schmalfeld, Schmalfeld – Lentföhrden, Kisdorferwohld – Kreuzung L 233/L 80. Dazu gehören auch der Bau von Radab­stellanlagen und die Sanierung von Wegen für den Radverkehr.

Was ist für attraktiven Bus- und Bahnverkehr nötig?

Beim Schienennahverkehr erwarten die Planer von der S-Bahn nach Kaltenkirchen eine deutliche Erhöhung der Kapazitäten in den Zügen und des Angebots. Die S-Bahn soll ab 2025 fahren. Zu den Forderungen gehören mehr Züge auf den Strecke von Kaltenkirchen über Bad Bramstedt nach Neumünster und auf der Verbindung über Alveslohe nach Barmstedt/Elmshorn.

Die Planer schlagen konkret einen Zehn-Minuten-Takt von Kaltenkirchen nach Hamburg und Norderstedt sowie einen 30-Minuten-Takt in Richtung Barmstedt und Neumünster vor. Um das Gewerbegebiet Ulzburg besser anzubinden, halten sie außerdem die Errichtung eines neuen Haltepunktes Ulzburg-Nord im Bereich der Gutenbergstraße für notwendig.

Um den Busverkehr attraktiver zu gestalten, könnte ein gemeinsames Bussystem für Henstedt-Ulzburg, Kaltenkirchen, Kisdorf und Oersdorf entstehen. Weitere neue Buslinien sollten die großen Orte verbinden, zum Beispiel Kaltenkirchen und Bad Segeberg. Die bestehenden Linien sowie der Verkehr in Tangstedt könnten ausgebaut werden. Zu den weiteren Projekten der Studie gehören die Busbeschleunigung und der Ausbau der P+R-Anlagen.

Wie können Innenstädte vom Verkehr entlastet werden?

Im Straßenbau steht ein Ausbau an, wenn die Autobahn 20 mit einer Anschlussstelle Struvenhütten fertiggestellt wird. Dadurch werden sich Verkehrsströme so verlagern, dass neue Ortsumgehungen in den Gemeinden der Region erforderlich werden könnten, zum Beispiel in Henstedt-Ulzburg, Kisdorf und Oersdorf. Das Straßennetz zwischen A 20 und A 7 müsse weiterentwickelt werden, heißt es in vielen Vorschlägen.

Doch das Planungsbüro folgte diesen Ideen nur in Einzelfällen und stellt ihren Sinn wegen der hohen Kosten und der Eingriffe in die Natur infrage. Um in Kaltenkirchen der Überlastung der Innenstadt, insbesondere auf der Hamburger Straße, entgegenzuwirken, haben Bürger vorgeschlagen, an der A 7 eine neue Anschlussstelle Kaltenkirchen-Moorkaten, die über die Barmstedter Straße in die Stadt führt, zu bauen.

Für weitere Entlastungen in Kaltenkirchen, Henstedt-Ulzburg und Ellerau könnte außerdem eine Westanbindung der Anschlussstelle Henstedt-Ulzburg führen, die bislang nur aus Richtung Osten zu erreichen ist, sowie eine neue Anschlussstelle Henstedt-Ulzburg-Mitte im Bereich des Kadener Wegs. Die Planer sind jedoch der Ansicht, dass die neuen Anschlussstellen nicht gebaut werden sollten.

Weitere Projekte sind die Förderung alternativer Kfz-Antriebe, zum Beispiel mit dem Ausbau der Ladeinfrastruktur.

Wie soll der Nahverkehr der Zukunft aussehen?

Die Kosten für dieses regionale Verkehrskonzept belaufen sich auf 90.000 Euro. Davon übernehmen die Metropolregion Hamburg 34.604 und die Aktivregionen Alsterland und Holsteiner Auenland 20.041 Euro. Den Rest zahlen die Gemeinden.

Um über die nächsten Schritte zu beraten, trifft sich die Lenkungsgruppe am 25. August im Rathaus Kaltenkirchen. Dann soll eine Koordinierungsstelle geschaffen werden, die die Umsetzung von Projekten aus dem Konzept organisiert. Dazu gehören die Beantragung von Fördermitteln und Ausschreibungen sowie der Informationsaustausch zwischen den Kommunen.

Neue Ideen für den Verkehr präsentiert auch die Deutsche Bahn. Wer die Fotos vom neuen „IdeenzugCity“ im Netz sieht, könnte auf die Idee kommen, dass der Super-High-Tech-Triebwagen künftig auf der S-Bahnlinie nach Kaltenkirchen fährt. „S 21 Kaltenkirchen“ steht groß draußen auf dem Display. Ein weiteres PR-Foto zeigt eine junge Dame, die einem jungen Herren an einem Monitor die Linie von Kaltenkirchen nach Hamburg erklärt. Doch bei dem Fahrzeug handelt es sich lediglich um eine Studie. Der Zug fährt nicht nach Kaltenkirchen, auch nicht demnächst. Er soll zeigen, wie der Nahverkehr der Zukunft aussehen soll.