Boostedt. Sie informierte sich über die Herausforderungen bei der Beschulung geflüchteter Kinder.

Schulunterricht für Kinder in einer Flüchtlingsunterkunft ist eine besondere Herausforderung. Die Kinder kommen aus unterschiedlichen Herkunftsländern, sprechen nicht dieselben Sprachen. Dass diese Arbeit in Boostedt gut gelingt, hat sich bis nach Kiel herumgesprochen. Grund genug für Bildungsministerin Karin Prien, sich im Rahmen ihrer Sommertour vor Ort einen persönlichen Eindruck zu verschaffen.

Empfangen wurde die Christdemokratin von Dirk Gärtner, Direktor des Landesamtes für Zuwanderung und Flüchtlinge. Er stellte ihr die Arbeit des Landesamtes und der Landesunterkunft vor. Anschließend übergab er an Dagmar Drummen, Leiterin der Grund- und Gemeinschaftsschule Boostedt und damit verantwortlich für die Außenstelle in der Landesunterkunft.

Großer Bedarf an psychosozialer Betreuung

„Unsere Schülerinnen und Schüler fiebern regelmäßig dem Ferienende entgegen“, sagte sich Dagmar Drummen. „Sie sind wissbegierig, freuen sich über die Zeit mit Gleichaltrigen und finden in der Schule auch eine Normalität, die sie auf der Flucht mit ihren Eltern lange vermisst oder in manchen Fällen noch nie kennengelernt haben.“ Die Schulleiterin wies aber auch auf den großen Bedarf an psychosozialer Betreuung und Traumapädagogik hin. Die Kapazitäten seien hier bisher nicht ausreichend.

Die Ministerin, die in ihrer Zeit in der Hamburger Bürgerschaft (2011-2017) selbst in der Verantwortung für Flüchtlingsfragen war, unterstützte im Gespräch das Konzept der gezielten Beschulung der Kinder in einer eigenen Außenstelle der Schule. „Gute Argumente gäbe es natürlich auch für eine gemeinsame Beschulung mit den Boostedter Kindern. Aber in der Außenstelle sind die Lehrkräfte besonders gut auf die besonderen Bedürfnisse der Kinder aus Flüchtlingsfamilien vorbereitet.“

Zudem dürfe man auch die Eltern nicht aus dem Blick verlieren: „Bin ich kurz nach meiner Ankunft in einem fremden Land nach einer langen Flucht bereit, mein Kind sofort alleine in eine Schule außerhalb des Geländes gehen zu lassen und so aus den Augen zu verlieren?“, fragte die Ministerin.

Prien lobt die Arbeit des Segeberger Kreisjugendrings

Dass die Arbeit von Schulleiterin Dagmar Drummen, Koordinatorin Michaela Kühl und ihren Kolleginnen und Kollegen vorbildlich ist, haben zuletzt Unicef und UN-Flüchtlingshilfswerk bestätigt. Sie hatten 2019 Schulen in Flüchtlingsunterkünften im ganzen Bundesgebiet besucht und waren beeindruckt davon, mit welchem Engagement das Kollegium in Boostedt so vieles möglich macht.

Besonderes Interesse zeigte die Ministerin auch an der vom Kreisjugendring Segeberg geförderten Aktion Ferienpass. Hartwig Puhlmann aus Boostedt betreut sie bereits seit Ende der 70er-Jahre ehrenamtlich und hat dabei die Kinder aus der Landesunterkunft immer mit im Blick. „Das ist ein hervorragendes Angebot für alle Kinder in Boostedt, um bei Sport und Ausflügen gemeinsame Zeit zu verbringen“, betonte er.

Nach Puhlmanns Erfahrung muss die Zusammensetzung der Teilnehmenden bei den Aktivitäten ausgewogen sein. Dann ei die Akzeptanz auch bei den Boostedtern hoch und sowohl die Kinder aus der Gemeinde und aus der Landesunterkunft profitieren von den gemeinsamen Erfahrungen.