Kreis Segeberg. Jan Schröter kann die Corona-Warn-App nicht herunterladen, kriegt aber auch kein neues Smartphon. Verzwickt.

Wir sind veraltet. Also, ich persönlich vielleicht nicht – obwohl in Anbetracht meines Lebensalters auch in dieser Hinsicht dieses Urteil nicht unangebracht wäre. Es geht jedoch um mein Smartphone, dessen Alterung sich dieser Tage in dramatischer Auswirkung zeigt: Es leidet an Corona.

Dabei ist es erst acht Jahre alt. In dem Alter besuchte ich gerade mal die Grundschule und hatte noch alles vor mir, was ein erfülltes Leben so zu bieten hat. Mein Smartphone, obschon mit komplexen Digitalzeugs, Seltenen Erden und bruchsicherem Display bestückt, erwartet nach acht Jahren das jähe Ende als Elektroschrott. Dabei erfüllt es, im Rahmen der ihm bestimmten, technischen Möglichkeiten, die von ihm erwarteten Funktionen anstandslos.

Okay, das bruchsichere Display hat einen Sprung. Das liegt aber nicht an eventuell schlampiger Montage mit ordinärem Fensterglas anstatt der versprochenen Bruchsicher-Variante – sondern daran, dass für einen Schussel wie mich, der sein Handy mindestens einmal täglich aus der Hand fallen lässt (gerne auch aus größerer Höhe) schlicht noch kein Glas erfunden wurde, welches bruchsicher genug wäre. Für mich war dieses Smartphone trotzdem völlig okay, acht Jahre lang. In denen ich für mein Gerät nichts weiter tun musste, als zwischendurch ab und zu mal einen neuen Akku zu kaufen.

Dann kam Corona. Und die Corona-Warn-App. Die hätte ich gern geladen. Geht aber nicht. Weil die Entwickler sich offensichtlich nicht vorstellen konnten, dass irgendein Trottel tatsächlich noch mit einem achtjährigen Steinzeithandy herumrennt, läuft diese App nur auf Smartphones mit Betriebssystemen ab „Android 6“. Mein Smartphone rattert mit „Android 5“ – lädt also die Corona-Warn-App nicht.

Nach meiner zweiten Impfung hätte ich gern meine Immunität mittels der eigens entwickelten „Cov-Pass-App“ digital demonstriert. Leider scheiterte ich erneut am veralteten Betriebssystem. Und kam ins Grübeln. Völlig zu recht möchte alle Welt die Welt retten, schreit nach Nachhaltigkeit und verbietet mir den Plastikstrohhalm im Cocktailglas. Doch anstatt eine App so zu bauen, dass sie grundsätzlich auf allen internetfähigen Mobiltelefonen läuft, wird vorausgesetzt, dass man diese teuren Geräte jedes Mal sofort ersetzt, wenn das nächste Modell auf den Markt kommt. Dass die Dinger mit Wert- und Problemstoffen vollgepfropft sind, scheint dabei keine Rolle zu spielen. Verschrotten und ein neues Smartphone kaufen. Aber bitte bloß keine Plastiktüte, um es nach Hause zu tragen!

Ich gestehe, ich war soweit. Stand im Laden (ja, ich besuche noch Läden und kaufe möglichst nie online – liegt bestimmt am veralteten Smartphone…) und begehrte ein neues Mobilgerät. Neues Modell, möglichst derselbe Hersteller, ich bin ein treuer Bursche, sagt meine Frau auch. Es gab keines. Chipkrise, sagte der Verkäufer. Die Chinesen liefern nicht, pandemiebedingt. VW hätte deshalb auch schon Probleme bei der Autoproduktion. Und ohne Chips keine Smartphones.

Jetzt gibt es also Apps, die ich nur auf Handys laden kann, die ich nicht kriege.