Borstel. Universitätsklinikum Schleswig-Holstein übernimmt die Betten. Betriebsrat spricht von Unruhe unter den Mitarbeitern.
Alle Rettungsversuche sind gescheitert, auch die Unterstützung aus der Politik führte nicht zum Erfolg: Die Medizinische Klinik Borstel schließt zum Ende des Jahres. Damit werden die 81 Behandlungsbetten im Forschungszentrum abgebaut, das ab 2022 rein wissenschaftlich und nicht mehr therapeutisch arbeiten wird. In der Klinik sind 220 Mitarbeiter beschäftigt.
Das Aus für die 70 Jahre alte Klinik hat das Kuratorium des Forschungszentrums bei seiner außerordentlichen Sitzung am Dienstag beschlossen. Die zeitnahe Beendigung der Patientenversorgung sei unausweichlich, heißt es in einer Mitteilung. Die Klinik des Leibniz Lungenzentrums könne aufgrund ihrer Größe und der gesundheitspolitischen und -ökonomischen Rahmenbedingungen zur Krankenversorgung am Standort Borstel nicht ohne erhebliche wirtschaftliche Verluste betrieben werden.
Betten sollen ab 2022 ins UKSH verlagert werden
Als Folge der Zentralisierung der Krankenhauslandschaft in Deutschland teile die Medizinische Klinik in Borstel ihr Schicksal mit vielen anderen kleinen Kliniken. „Sie ist in der Zukunft nicht überlebensfähig, und die finanzielle Sicherstellung einer optimalen Patientenversorgung ist nicht mehr möglich“, schrieb die Klinik. Wegen der mangelnden Rentabilität waren Gespräche mit potenziellen Betreibern ohne Ergebnis verlaufen.
Die Betten für Lungenkranke gehen jedoch nicht verloren, sondern sollen ab Januar 2022 ins Universitätsklinikum Schleswig-Holstein (UKSH) verlagert werden, das wissenschaftlich eng mit der Universität Kiel zusammenarbeitet. Das UKSH bietet allen Mitarbeitern der Klinik Borstel Arbeitsverträge an den Standorten in Kiel und Lübeck an. Außerdem kündigte die Klinik Gespräche mit dem Betriebsrat über einen sozialverträglichen Interessensausgleich an. „Gemeinsam versuchen das Direktorium und der Betriebsrat, möglichst gute Perspektiven für die Mitarbeiter und die Patienten zu schaffen.“
„Große Unsicherheit und Unruhe im Betrieb“
Noch bezweifelt jedoch der Betriebsrat, ob das gelingen kann. „Problematisch erscheint uns, dass von Arbeitgeberseite darauf hingewiesen wurde, dass die Stiftung dafür über keine finanziellen Mittel verfügt“, sagt Betriebsrätin Katrin Hapke. „Dies sorgt für große Unsicherheit und Unruhe im Betrieb.“
Sie erwartet, dass die Stiftung ihrer sozialen Verantwortung nachkomme und die Zusage ihres Vorsitzenden, des Staatssekretärs Oliver Grundei (CDU), einhalte. Er habe zugesichert, dass eine Finanzierung aus öffentlichen Mitteln erfolgen werde.
Das Forschungszentrum Borstel ist das Lungenforschungszentrum der Leibniz-Gemeinschaft. Im Fokus stehen chronisch-entzündliche Lungenerkrankungen wie Asthma und Allergien, chronisch-obstruktive Lungenerkrankung (COPD) sowie Tuberkulose und andere Entzündungen der Lunge. Die Diskussionen über die Klinik dauern bereits Monate. Landrat Jan Peter Schröder hatte sich für den Erhalt eingesetzt.