Norderstedt. Apotheken im Kreis Segeberg stellen ab sofort die EU-weit gültigen Zertifikate für eine Impfung gegen Covid-19 aus.
Vorsichtig fragt eine Frau beim Betreten der Erlen-Apotheke in Friedrichsgabe: „Stellen Sie schon die Impfzertifikate aus?“ Apothekerin Stephanie Suhrbier antwortet fröhlich. „Ja, klar.“ Es hat sich eben in der Pandemie eingebürgert, dass viele Menschen erst einmal davon ausgehen, dass Ankündigungen von Landes- oder Bundesregierung nicht sofort in die Tat umgesetzt werden.
Doch diesmal ist es anders. Denn es gibt an diesem Montagmorgen tatsächlich schon die vom schleswig-holsteinischen Gesundheitsministerium versprochenen digitalen Impfzertifikate. Die Technik funktioniert.
„Ich bin positiv überrascht“, sagt Suhrbier, während sie geduldig Daten in ihr Notebook eintippt. Okay, anfangs hakt die Verbindung über das Onlineportal des Deutschen Apothekerverbandes, das über eine Schnittstelle mit dem Robert-Koch-Institut verbunden ist. Da setzen sich die Formulare zurück, Suhrbier startet das Verfahren dann von vorne. Bis sie eben das gewünschte Dokument ausdruckt, das handlich zusammengefaltet werden kann.
„EU Covid 19 Impfzertifikat“ steht auf dem Deckblatt. Entscheidend ist der individuelle QR-Code, der entweder mit der Corona-Warn-App oder dem neuen „CovPass“, einer App des RKI, per Smartphone eingelesen wird. Bald soll auch die Luca-App entsprechend aktualisiert werden.
Nahtlose Übertragung auf die Smartphone-Apps
Rettungssanitäter Sebastian Esch ist direkt nach seiner Nachtschicht vorbeigekommen. „Es war eher Zufall. Aber wenn man den Impfausweis verliert, ist es so schwierig, da ranzukommen. Und hier vor der Apotheke ist es so wunderbar mit der Kreide auf dem Boden geschrieben – also dachte ich, ich nehme das Angebot mal an.“ Geimpft ist er schon seit einigen Monaten, es war für ihn eine Selbstverständlichkeit. „Das Norderstedter Impfzentrum war zu dem Zeitpunkt noch nicht offen, ich war in Prisdorf. Vom Wirkstoff wäre es egal gewesen.“ Nun kann Esch per Handy nachweisen, dass er vollständig mit Biontech immunisiert ist.
Eine andere Kundin freut sich, perfekt ausgestattet in den Urlaub fahren zu können. „Ich wollte das gleich ausprobieren, denn wir fahren mit dem Auto nach Frankreich.“ Sollte es an der Grenze eine Stichprobe geben, hätte sie nun alles auf dem Smartphone parat.
Ein Onlineportal listet die Apotheken auf, die mitmachen
Wichtig ist, dass alle persönlichen Daten korrekt eingegeben werden. Also Name, Impftermine, „auch der Impfstoff und die Dosis. Aber nicht die Chargennummer“, so Suhrbier. „Man muss alles doppelt und dreifach kontrollieren.“ Zum Ablauf sagt das Gesundheitsministerium, dass „die Apotheken digital bestätigen sollen, dass eine Impfdokumentation vorgelegt wurde, bei der es keine Anzeichen dafür gibt, dass diese gefälscht wurde“. Die Chargennummer sei nicht hilfreich, da Apotheken die Durchführung einer Impfung nicht anhand einer Datenbank verifizieren könnten. Genauere Vorgaben, was im Falle des Verdachts eines gefälschten Dokuments geschehen soll, gibt es darüber hinaus nicht.
Auf der Internetseite „www.mein-apothekenmanager.de“ können via Suchfunktion alle Apotheken aufgelistet werden, die den Service anbieten. Bei einer Stichprobe waren bereits neun Norderstedter Häuser darunter. Suhrbier schätzt, dass die Apotheken die Zeit überbrücken werden, bis auch die Arztpraxen nachziehen können. Das Gesundheitsministerium bestätigt zudem auf Nachfrage: „In Arbeit ist derzeit eine zusätzliche technische Möglichkeit, mit der das nachträgliche Ausstellen für in den Impfzentren geimpfte Personen vereinfacht werden soll.“
Weiterhin gilt natürlich: Der klassische Impfausweis ist das amtliche Dokument, er wird nicht ersetzt. Der ausgedruckte QR-Code sollte auch auf jeden Fall aufbewahrt werden.
In den Impfzentren gibt es den QR-Code nach der Impfung
Die Zentren selbst sollen keine Servicestellen werden, um rückwirkend Zertifikate auszuhändigen. Dafür gilt überraschend schon seit dem Wochenende: Wer in einem Impfzentrum eine Dosis erhält, bekommt auch den Digital-Nachweis – das gilt auch für Erstimpfungen. Die technischen Voraussetzungen hätten laut Ministerium bereits Mitte der vergangenen Woche zur Verfügung gestanden, dann folgte auch die Freigabe des Bundes.
Über das Wochenende wurden im Kreis nur vier neue Infektionen nachgewiesen, jeweils waren es Kontaktpersonen. Erstmals seit langer Zeit ist die Gesamtzahl aller Infizierten mit 93 zweistellig. In einem Krankenhaus werden sieben Erkrankte versorgt, drei davon auf einer Intensivstation.