Kaltenkirchen. Der Spezialverpackungshersteller zieht an die Nikolaus-Otto-Straße. Gewerbegrundstücke sind zurzeit in der Stadt sehr gefragt.
Eines der letzten Grundstücke des Bebauungsplanes 74 im Gewerbegebiet Südwest in Kaltenkirchen hat sich jetzt das Unternehmen Novapor gesichert. Die Firma, die mit ihren 50 Beschäftigten Spezialverpackungen, Transportlösungen und technische Schaumstoffe herstellt, will bis Ende des Jahres von ihrem jetzigen Standort an der Carl-Zeiss-Straße an die Nikolaus-Otto-Straße nahe der A-7-Anschlussstelle umziehen, kündigten die Inhaber Andreas und Jörg Mühlenberg beim offiziellen ersten Spatenstich mit Kaltenkirchens Bürgermeister Hanno Krause an.
Auf dem 17.000 Quadratmeter großen Gelände, das jetzt noch eine Sandwüste ist, habe das wachsende Unternehmen genügend Platz für Betriebserweiterungen, erklärte Vertriebsleiter Julian Mühlenberg die geplante Firmenumsiedlung. Am bisherigen Standort an der Carl-Zeiss-Straße seien sie nach drei Betriebserweiterungen nun bei 8000 Quadratmetern Fläche an ihre Grenzen gestoßen. Sechs Millionen Euro investiert das Kaltenkirchener Unternehmen, das im vergangenen Jahr 5,6 Millionen Euro Jahresumsatz erwirtschaftet hat. Im ersten Schritt sollen 800 Quadratmeter Büroflächen, ein 2200 Quadratmeter großes Lager und eine ebenso große Fertigungshalle entstehen.
Firma Novapor wurde 1958 in Lokstedt gegründet
Im Jahr 1958 gründete der Großvater der heutigen Eigentümer, Hans Lau, in Hamburg-Lokstedt das Unternehmen Novapor. Der Kunstname setzte sich aus dem lateinischen Begriff Nova für neu und Por für Styropor zusammen, dem Material, mit dem Lau seine Spezialverpackungen konstruierte. Zunächst wurden damit Kühlhäuser der Obstplantagen im Alten Land gedämmt, damit die Äpfel bei der Lagerung keinen Schaden nahmen. Inzwischen nutzen namhafte Industriefirmen das Knowhow von Novapor, wie die Norderstedter Firma Jungheinrich, um ihre Gabelstapler mit besonderen Schutzhüllen made in Kaltenkirchen zu versehen. Der Flugzeugbauer Lufthansa brauche das Material, um die verschiedenen Werkstoffe vor und nach der Lackierung vor dem Einbau sicher transportieren zu können. Und das Medizinunternehmen Dräger aus Lübeck verschickt seine Beatmungsgeräte in gesicherten Novapor-Verpackungen rund um die Welt.
Und auch bei der Bewältigung der Corona-Krise hilft Novapor. So hat die Firma spezielle Verpackungen entwickelt, in denen die verschiedenen Impfseren sicher an die Ärzte und Impfzentren geliefert werden können. „Wir haben bereits 200.000 Verpackungen dafür produziert und ausgeliefert“, sagt Geschäftsführer Andreas Mühlenberg.
Bürgermeister Hanno Krause betonte nach dem symbolischen ersten Spatenstich, wie wichtig ihm solche Betriebssicherungen für seine Stadt seien. „Wir müssen sorgsam mit dem Flächenverbrauch in Kaltenkirchen umgehen“, sagt der Verwaltungschef. Darum sollten von den wenigen noch freien Flächen vor allem handwerkliche und familiengeführte, produzierende Betriebe aus Kaltenkirchen in erster Linie profitieren. Das gelte im Falle der Firma Novapor in besonderer Weise, die sich vor gut 20 Jahren von Hamburg über Norderstedt nach Kaltenkirchen verlagert hat.
„Wir brauchen diese solventen, expandierenden Betriebe, um die Arbeitsplätze und Gewerbesteuer in Kaltenkirchen zu schaffen und zu sichern.“ Deren Mehrwert und soziale Aufgabe bestehe darin, „einen wichtigen Beitrag für unser gesellschaftliches Leben zu leisten“, argumentiert Krause. So könnten nur mit Hilfe der 15 Millionen Euro Gewerbesteuereinnahmen im Jahr solche Projekte wie die Erneuerung des Schuldaches des Gymnasiums für zwei Millionen Euro oder der neue Kisdorfer Weg für zehn Millionen Euro finanziert werden. Die Grundstückspreise mit zurzeit 70 Euro für den Quadratmeter Gewerbegrund seien „auskömmlich, aber nicht überteuert kalkuliert“, betont Krause.
Bürgermeister erklärt Wirtschaftsförderung zur Chefsache
Und den Gewerbebetrieben scheint das zu gefallen. So ist das B-Plan-Gebiet „Hochmoor“ mit seinen 40 Hektar Bauland, wo sich jetzt Novapor als vorletztes Unternehmen ansiedelt, nach zehn Jahren komplett. Und auch das fünf Hektar große Gewerbegebiet gegenüber, in dem sich bereits 15 Handwerksbetriebe aus der Region angesiedelt haben, ist offenbar sehr gefragt.
In seinen knapp zehn Jahren als Bürgermeister der Stadt Kaltenkirchen habe er die Wirtschaftsförderung mit zwei Personalstellen im Rathaus aufgebaut, die sich quasi rund um die Uhr um die Schaffung und den Erhalt von Arbeitsplätzen kümmerten, sagt Krause. „Die Gewerbesteuereinnahmen haben sich seitdem fast verdoppelt.“
Wirtschaftsförderung begreife er als Chefsache, betont Krause. So frage er wie im Falle Novapor gerne mal bei der Bauaufsichtsbehörde des Kreises Segeberg nach, wenn es zu Verzögerungen im Genehmigungsverfahren komme. „Ich bringe mich bei solchen Bauprojekten persönlich ein und bin ihnen emotional so verbunden, dass ich regelrecht darunter leide, wenn es nicht klappt.“