Norderstedt. Beim Norderstedter Zukunftsdialog wurde die digitale Arbeitswelt in und nach der Corona-Pandemie diskutiert.

Die Pandemie hat unsere Arbeitswelt in einem Maße verändert, wie wir uns das alle vor wenigen Jahren nicht hätten träumen lassen. Homeoffice, mobiles Arbeiten und alle weiteren Vorteile einer immer digitaleren Arbeitswelt haben in der Pandemie einen Entwicklungssprung gemacht – mit allen Chancen und Gefahren, die das mit sich bringt. Und nun, mit sinkenden Inzidenzen, ist die große Frage: Zurück zum alten Modell? Oder wie könnte eine Mischung mit dem Besten aus beiden Welten aussehen?

New Work ist Thema der Zukunftskonferenz

Die Entwicklung ist so groß und global, dass sie einen eigenen Namen hat: New Work ist das Schlagwort. Ein Megatrend des 21. Jahrhunderts – und insofern ein gutes Thema für die 3. Konferenz digital des Norderstedter Zukunftsdialog der Entwicklungsgesellschaft Norderstedt (EGNO) und der Stadtwerke Norderstedt, in der globale Megatrends auf ihre regionale Wirkung geprüft werden.

Mit Dr. Tabea Scheel, der Professorin für Arbeits- und Organisationspsychologie an der Europa-Universität Flensburg, hatte man sich eine profunde Kennerin der Arbeitswelt eingeladen. Moderiert wurde die digitale Konferenz von der NDR-Journalistin Juliane Möcklinghoff.

Dass sich alle Unternehmen, egal welcher Größe und Branche, mit Aspekten der neuen Arbeitswelten beschäftigen, wurde in der eineinhalbstündigen digitalen Konferenz schnell klar. Ganz oben auf der Agenda der Herausforderungen standen für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer die Themen Homeoffice, Teamorganisation und Führungskultur.

Grenzen zwischen Beruflichem und Privatem verschwimmen

Viele Unternehmen berichteten, dass die Corona-Pandemie die Arbeitsabläufe und Arbeitsweisen im Unternehmen deutlich verändert habe. „Die Corona-Pandemie hat zu einer Vereinzelung geführt. Wir müssen wieder lernen, am Arbeitsplatz Kolleginnen und Kollegen zu begegnen, mit ihnen zu kommunizieren und zu interagieren. Das ständige Arbeiten von zu Hause aus wird nicht das Modell der Zukunft sein. Und wenn wir zu Hause arbeiten, müssen wir lernen, Pausen zu machen und uns nicht in einer digitalen Dauerschleife zu bewegen“, sagte Tabea Scheel.

Dass sich viele Branchen wie der Einzelhandel, das Gesundheitswesen oder das produzierende Gewerbe weniger mit der Herausforderung des mobilen Arbeitens, sondern vielmehr mit anderen Aspekten des New Work beschäftigen müssen, auch darauf verwies Professorin Tabea Scheel. Doch branchenunabhängig verschwimmen die Grenzen zwischen Beruflichem und Privatem in der sich wandelnden Arbeitswelt. Flexibilität und Agilität würden von Arbeitgebern wie Arbeitnehmern immer stärker und gleichermaßen gefordert.

Einig waren sich die Konferenzteilnehmer, dass die durch eine fortschreitende Digitalisierung getriebenen Veränderungen eine neue Führungskultur notwendig machen. „Führungskräfte mussten sich sehr intensiv damit auseinandersetzen, wie sie mit ihren Mitarbeitenden über die in der Corona-Zeit plötzlich entstandene Distanz zusammenarbeiten und kommunizieren“, sagte Scheel.

Mitarbeiter schätzen die freie Wahl des Arbeitsplatzes

„Der Vortrag von Professorin Scheel und die Gespräche untereinander waren interessant und lehrreich. Wir sind sehr gespannt, welche Veränderungen und in welchem Umfang in einer neuen Normalität des Arbeitens bleiben werden“, sagte EGNO-Geschäftsführer Marc Mario Bertermann.

Sich zu neuen Modellen und Möglichkeiten des New Work mit anderen austauschen zu können, wird von den Norderstedter Unternehmen positiv bewertet. „Wir müssen uns weiter vernetzen und die Chancen gemeinsam nutzen, die die zurückliegenden Erfahrungen und die kommende Zeit bieten. Dabei ist es wichtiger denn je, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu beteiligten und zu erfahren, was ihre Vorstellungen sind, wie sie die Veränderungen wahrnehmen und bewerten“, sagt Jens Seedorff, Werkleiter der Stadtwerke Norderstedt.

Laut der Konferenzteilnehmer gaben an, dass Vertrauensarbeitszeit bei der Veränderung der Arbeitswelt besonders auf die Zufriedenheit ihrer Mitarbeiter einzahlt, gefolgt von der eigenverantwortlichen Priorisierung der Aufgaben sowie der Freiheit in der Wahl des Arbeitsplatzes und einer guten Work-Life-Balance.