Henstedt-Ulzburg. „Mako“-Technik unterstützt Chrirurgen beim Einsetzen künstlicher Kniegelenke – und verspricht außerdem millimetergenaue Präzision.

Makohaie sind schnell, wendig, schlank, mit präzisem Gebiss. Das sind Eigenschaften, die im übertragenen Sinn auch auf den „Mako“ zutreffen, den die Paracelsus-Klinik Henstedt-Ulzburg nun präsentiert hat. „Wie der Spurhalteassistent im Auto.“ So stellte Dr. Jürgen Ropers, Chefarzt der Abteilung für Orthopädie, Unfallchirurgie und Wirbelsäulenchirurgie, den Roboter der Firma Stryker vor. Die neue Technik soll die Qualität beim Einsetzen künstlicher Kniegelenke deutlich verbessern – ein intelligenter Assistent für die Ärzte also.

Präzise Schnitte präzise Platzierung

Ropers erklärt, was sich verändern wird. „Ich kenne die Knie-Endoprothetik seit 1997. Anfangs haben wir das konventionell, ohne Navigation gemacht. Dann sind wir auf eine Navigation umgeschwenkt, die uns die Beinachse ermittelt, bei der wir aber die Sägeschritte eigenständig durchführen mussten.“ Das sei zwar sehr gut, aber eben nicht präzise genug gewesen. „Jetzt haben wir die Möglichkeit, sowohl präzise Schritte als auch eine präzise Platzierung und eine Wiederherstellung der Beinachse zu ermöglichen.“

Und das funktioniert so: Die Grundlage ist weiterhin ein CT-Bild. Dessen Daten werden dann in den Computer eingegeben. „Dann“, so Ropers, „plane ich in einer ruhigen Minute die Implantat-Positionierung, die Größe und die Lage.“ Und das auf den Millimeter oder den Grad der Beinachse genau. Die Software macht sogar Vorschläge. Die Operation ist sozusagen ein Teamwork mit „Mako“, denn: „Ich muss auch die Säge selber bedienen, aber der Sägearm wird geführt. Ich drücke nur den Auslöser, sägen tut der Roboter.“ Über einen Monitor wird die OP in Echtzeit durch grüne und rote Leitlinien angezeigt. Nimmt der Chirurg den Druck von der elektronischen Säge, stoppt der Roboter sofort. So können auch Anpassungen vorgenommen werden.

Die Maschine soll Bedienungsfehler vermeiden

„Es geht nicht nur um jeden Millimeter mehr Genauigkeit“, so Ropers. „Ich darf zum Beispiel auch das hintere Kreuzband nicht wegsägen. Der Computer weiß, wo das liegt, und die Säge hört dann einfach auf.“ Das nennt sich Fail-Safe-Mechanismus – Bedienungsfehler sollen vermieden werden. „Selbst ein erfahrener Operateur wird sich nicht davon freisprechen können, irgendwann in seiner Karriere einmal aus Versehen ein Band verletzt zu haben beim Sägen.“

Über Monitore wird die Operation in Echtzeit verfolgt und kann gegebenenfalls angepasst werden.
Über Monitore wird die Operation in Echtzeit verfolgt und kann gegebenenfalls angepasst werden. © Unbekannt | Christopher Herbst

Dr. Johannes Erler, Sektionsleiter für Endoprothetik, wird wie Ropers den Roboter bedienen, beide sind geschult. Zwei weitere Kollegen sollen hinzukommen. „Hauptgrund für ein neues Kniegelenk ist eine Arthrose. Ob die nun nach einem Unfall oder durch Verschleiß entstanden ist, ist in dem Sinne egal“, so Erler. „Mit dem Roboter können wir die primären Endoprothesen machen, theoretisch auch Wechsel von einer halben auf eine volle Prothese.“

Das Implantat selbst besteht aus einer Chrom-Cobalt-Legierung. „Die Patienten sind schneller fit, und haben weniger Schmerzen als beim herkömmlichen Verfahren.“ Idealerweise müsse eine Prothese nicht mehr gewechselt werden, sagt Jürgen Ropers. Man wisse: Je dünner man die Kunststoffscheiben, die am schnellsten verschleißen, halten könne, desto langlebiger sei das Material – und desto höher die Lebensqualität.

Einziger Standort nördlich von Bremen

Deutschlandweit gebe es rund 30 solcher Operationseinheiten, weltweit zwischen 400 und 500. Nördlich von Bremen sei Henstedt-Ulzburg der einzige Standort mit dieser Möglichkeit. Dafür hat der Konzern einen „hohen sechsstelligen Betrag“, so Sprecherin Maren Maak, investiert. Möglich, dass der OP-Roboter perspektivisch zum Standard im Unternehmen wird.

„Wir werten das auch als Wettbewerbsvorteil. Wir sind froh, dass wir den Fortschritt bei uns verwirklichen konnten. Wir planen in Henstedt-Ulzburg, dass alle Knie-Endoprothesen damit eingesetzt werden“, so Ropers. Die rund 90-minütigen Operationen seien aufwendig, aber bis zu drei täglich seien möglich. Vorerst beginnt man allerdings mit vier pro Woche.

Die erste OP ist für den 18. Mai angesetzt

„Als moderne Klinik wollen wir unseren Patienten die bestmögliche und qualitativ hochwertigste medizinische Versorgung bieten“, sagt Klinikmanagerin Anke Franzke. „Wenn medizinische Innovationen das Beste des Menschen mit dem Besten der Künstlichen Intelligenz verknüpfen, dann ist das genau der Weg, den wir hier in Henstedt-Ulzburg einschlagen möchten.“

Noch laufen allerdings die Vorbereitungen, die erste „Mako“-Operation ist für den 18. Mai angesetzt. Theoretisch könnte das Anwendungsfeld übrigens auch erweitert werden, nur die Software müsste ergänzt werden. „Wir könnten im Kniegelenk Schlittenprothesen, wo man einen Teilersatz braucht, machen“, so Jürgen Ropers. „Auch Hüft-Endoprothesen, dort die Pfannenpositionierung, wären gut möglich.“