Kreis Segeberg. Die Außengastronomie ist aktuell in Schleswig-Holstein nur in Kreisen mit einer Inzidenz unter 100 möglich.
Manchmal entscheiden wenige Kilometer darüber, ob ein Restaurant Kaffee und Kuchen, Bier und Schnitzel im Freien servieren darf oder geschlossen bleiben muss. Auch wenn das Wetter derzeit kaum zum Besuch von Straßencafés und Biergärten einlädt, dürfen die Wirte in Bosau am Plöner See ihre Außengastronomie öffnen, im wenige Kilometer entfernten Seedorf jedoch nicht. Bosau liegt im Kreis Plön, Seedorf im Kreis Segeberg und damit in dem Kreis mit der höchsten Corona-Inzidenz in ganz Schleswig-Holstein. Der Wert liegt hier beständig über der für Wirte und die Öffnung der Außengastronomie entscheidenden 100.
Der Kreis Segeberg ist inzwischen landesweit der einzige, in dem die Außengastronomie definitiv geschlossen bleibt. Für Neumünster und den Kreis Pinneberg ist die Lage noch nicht abschließend geklärt, in allen anderen Kreisen und kreisfreien Städten darf die Außengastronomie unter strengen Regeln und Voraussetzungen wieder öffnen. Der Kreis-Vorsitzende des Hotel- und Gaststättenverbandes Dehoga, Lutz Frank, zeigt Verständnis für die unterschiedlichen Regeln in den Kreisen. „Der Gesundheitsschutz steht für uns an erster Stelle“, sagt der Inhaber des Restaurants am Ihlsee in Bad Segeberg.
Ohnehin lohne sich die Öffnung der Terrassen bei geschlossenen Innenräume wirtschaftlich nur dann, wenn viele Plätze zur Verfügung stünden. Außerdem lade das Wetter derzeit kaum dazu ein, sich draußen vors Restaurant zu setzen. Frank favorisiert einen kurzen, aber harten und wirkungsvollen Lockdown, um danach wieder alle Türen öffnen zu können.
Auch der Chef der Mehrzwecksäle Norderstedt GmbH und damit der Hopfenliebe, Suntke Garbe, akzeptiert die Regelungen. „Der Wert von 100 wurde von Menschen mit Kompetenz gewählt. Wer bin ich denn, dass ich das anzweifeln könnte?“, sagte er. Außerdem wäre die Freigabe der 100 Plätze im Außenbereich ohne den Innenraum wirtschaftlich eine „enge Nummer“. Er freue sich mit den Kollegen, die jetzt öffnen dürfen, verstehe aber auch, dass sich die Politik angesichts der ständig wechselnden Pandemie-Lage nicht langfristig auf künftige Perspektiven für Gastronomen festlegen könne.
Auch im Restaurant Glücksmarie im Kurgebiet von Bad Bramstedt bleiben die 200 Plätze draußen frei. „Die Situation ist für uns sehr angespannt“, sagt Betriebsleiter Christian Pöhl. Vor Kurzem musste er wegen der nahenden Verfallsdaten Speisen und Getränke im Wert von mehreren 1000 Euro in den Müll werfen.
Er ist sicher, dass die Glücksmarie unter strengen Hygienebedingungen 80 bis 100 Stühle bereithalten und dabei einen sicheren Aufenthalt im Freien gewährleisten könnte. Ohnehin würden viele Kunden aus den Kliniken kommen, die meisten seien geimpft.
Pöhl wäre eine landesweit einheitliche Schließung oder Öffnung lieber gewesen. Jetzt fürchtet Pöhl das „Hopping“ der Segeberger in die Nachbarkreise, zum Beispiel nach Bosau.
Die aktuellen Zahlen im Kreis Segeberg
Kreisweit hat es am Donnerstag (Stand 15 Uhr) 46 per PCR-Test nachgewiesene Corona-Neuinfektionen gegeben. Darunter sind 18 Kontaktpersonen bereits positiv Getesteter. Die Gesamtzahl aller bisher nachgewiesenen Infizierten im Kreis Segeberg beträgt jetzt 5765. Insgesamt 430 Infektionen davon sind auf die britische Virusvariante B.1.1.7 zurückzuführen.
Wieder als genesen gelten 4673 Menschen; aktuell sind 947 Personen mit Corona infiziert. In häuslicher Quarantäne befinden sich derzeit 2355 Personen, wieder aus dieser entlassen sind 12.341.
33 Personen werden in einer Klinik versorgt, davon sechs auf einer Intensivstation. An oder mit Covid-19 verstorben sind 145 Menschen. Die Sieben-Tage-Inzidenz gibt das Robert-Koch-Institut mit 114 an.