Bad Segeberg. Die Kreisstadt will mit neuen Angeboten wie der App „Future History“ den Tourismus ankurbeln.
Die Hoffnung, dass in diesem Jahr Winnetou Alexander Klaws wieder live durch die Kalkbergarena reitet, ist dahin, und auch mit jährliche Konzertreigen im Mai wird es wohl nichts werden. Dennoch – oder gerade deswegen – ist das Stadtmarketing von Bad Segeberg rege tätig, denn es müssen andere Attraktionen her. Neben den herkömmlichen Stadtführungen sollen mittels einer App individuelle Besichtigungstouren zu einem ganz besonderen Erlebnis werden.
„Future History“ („Zukunft Geschichte“) heißt die App, die bereits in einigen Städten im Einsatz ist und derzeit von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Tourist-Info mit Bad Segeberger Daten gefüttert wird. Unterstützt werden sie dabei von Bad Segebergs „wandelndem Stadtarchiv“ in Person – Hans-Werner Baurycza. Er steuert die historischen Komponenten für die App bei.
„Augmented Reality“ („Erweiterte Realität“) heißt das virtuelle Verfahren, bei dem das Hier und Jetzt mit längst vergangenen Epochen verschmilzt. Über Audio, Video und Text lassen sich weitere Infos und besondere Geschichten zu dem jeweiligen Ort einspeisen, die möglicherweise selbst Einheimischen nicht unbedingt bekannt sind. „Wenn man GPS-gesteuert an der Dahlmannschule angelangt ist und sein Smartphone auf die Schule richtet, erscheint dort das alte Lehrerseminar, wie es früher einmal ausgesehen hat. Das ist schon eine tolle Sache“, schwärmt Dirk Gosch, Fachbereichsleiter für Kultur und Tourismus der Stadt Bad Segeberg.
Das findet auch Hans-Werner Baurycza, der für die App neben Fotos auch sein Wissen zur Verfügung stellt. „Das alte Lehrerseminar wurde 1840 eingeweiht. 1915 ist alles abgebrannt, wurde aber von der Segeberger Baufirma Specht wieder aufgebaut. Die Lehrerausbildung fand hier bis 1925 statt. Danach wurde daraus die Aufbauschule, aus der dann die Dahlmannschule hervorgegangen ist“, erzählt Baurycza.
Die nackte Bronze-Frau vom Seminarplatz
Dank ihm können sich die App-Nutzer auch auf nackte Tatsachen freuen, die es real allerdings seit 1944 nicht mehr gibt. Auf dem heutigen Marktplatz gab es einen Brunnen, auf dem eine nackte Frau in Bronze thronte. „Die Nackte wurde von den Dahlmannschülern immer wieder angezogen. Das hat ständig für Ärger gesorgt“, sagt Hans-Werner Baurycza. Er bedauert das Ende der Figur, die am Ende des Zweiten Weltkriegs eingeschmolzen wurde. Mit der App können auch später geborene Segeberger noch einen Blick auf die nackte Schönheit werfen.
Auch spezielle Themen-Stadtführungen sind denkbar, wie etwa eine Tour entlang der im Stadtgebiet verlegten Stolpersteine mit Informationen zu den Menschen, die in den Häusern gelebt haben und dem Nazi-Terror zum Opfer fielen. Auch ein Besuch der neuen Synagoge und des ehemaligen Synagogen-Standortes ließen sich damit verbinden. Das Wirken Heinrich Rantzaus könnte eine weitere Themen-Stadtführung werden.