Norderstedt. Den Anwohnern im Bereich von Syltkuhlen und Rantzauer Forstweg reichen die neuen Tempo-50-Schilder nicht aus

Der neue Schilderwald in der Garstedter Feldmark stört nicht alle Anwohner zwischen Syltkuhlen, Rantzauer Forstweg, Waldweg und Autobahn 7. Das Betriebsamt hatte dort – wie berichtet – vor Kurzem sechs neue Ortstafeln und zwei Dutzend neue Tempo-50-Schilder aufgestellt. Anwohner, die bereits jahrzehntelang dort leben, wunderten sich darüber und fragten sich, ob sie denn noch in Norderstedt wohnen würden – was die Stadtverwaltung bejahte.

Aber den Anliegern Bärbel Unterhuber, Hildegard Westphal, Sven Hagemeister, Arne Reimers und Martin Mau, die seit vielen Jahren am Rantzauer Forstweg beziehungsweise Syltkuhlen zu Hause sind, gehen diese verkehrsberuhigenden Maßnahmen der Stadt Norderstedt nicht weit genug. Sie fordern ein generelles Tempo-30-Gebot in diesem Bereich. Ähnlich wie es in der Nachbargemeinde Hasloh auf der westlichen Seite der A 7 in der Verlängerung des Syltkuhlen an der Dorfstraße und Kirschenallee sowie auf weiteren Gemeindestraßen Vorschrift sei, schlägt der Gartenbauunternehmer Mau vor. „Das würde den Verkehr hier auch mit dem zunehmenden Radverkehr harmonisieren.“

Bärbel Unterhuber und Hildegard Westphal, die seit mehreren Jahrzehnten hier leben, betonen, dass der Verkehr vor ihrer Haustür in den vergangenen Jahren stark zugenommen habe. Einerseits wohl, weil hier rund 600 Pferde in den Reitställen von den Reitern fast täglich überwiegend mit dem Auto aufgesucht werden, wie Mau sagt. Andererseits, weil die Feldmark wohl für Ortskundige insbesondere aus Pinneberg und Quickborn als Schleichweg oder Abkürzung genutzt werde, wie Hagemeister und Westphal vermuten.

Rentnerin Westphal jedenfalls fühlt sich nicht mehr sicher, wenn sie mit ihrem Wägelchen am Wegesrand zum Einkaufen gehe. „Viele Autofahrer fahren hier viel zu schnell und dicht an einem vorbei. Ich fühle mich regelrecht bedrängt“, ärgert sich die 81-Jährige. Und Nachbarin Bärbel Unterhuber sagt: „Das ist hier eine richtige Rennstrecke für einige Raser.“ Vor allem die scharfe Kurve am Rantzauer Forstweg kurz vor dem Kreisel an der Oadby-and-Wigston-Straße sei gefährlich, weil die Autos oft die Kurve schneiden würden. Aber auch die Asphaltierung der Straße vor fünf Jahren habe dazu geführt, dass die Fahrzeuge schneller fahren, betont Arne Reimers. Seltsam auch, sagt er, dass der überwiegend schnurgerade verlaufende Rantzauer Forstweg die einzige Straße in diesem Bereich zu sein scheint, in der keines der zwei Dutzend neuen Tempo-50-Schilder steht.

Anlieger fordern auch mehr Geschwindigkeitskontrollen

Sven Hagemeister, der oft um die Sicherheit seiner vierjährigen Tochter fürchtet, wenn er mit ihr zur Kita fährt, weiß von einer polizeilichen Geschwindigkeitsmessung, die ergeben habe, dass jeder vierte Autofahrer schneller als 60 km/h gefahren sei. Die Spitzengeschwindigkeit habe bei 80 km/h gelegen. „Hier sollten viel häufiger Geschwindigkeitskontrollen gemacht werden“, findet auch Anwohner Mau. Ein Schild kündige dies ja auch an, aber es passiere zu selten, ist sein Eindruck.

Mau hat die Stadtverwaltung von einer weiteren verkehrsberuhigenden Maßnahme überzeugen können. So hatte er Mitte März schriftlich bei Oberbürgermeisterin Elke Christina Roeder dafür plädiert, das Ortsausgangsschild am Ende des Syltkuhlens, das kurz hinter der Jägerstraße stand, um 100 Meter weiter in Richtung Autobahn zu versetzen. Das würde die aus Hasloh kommenden Autofahrer eher auf die Bremse treten lassen. Und tatsächlich wurde das Schild versetzt – und zusätzlich wurde ein weiteres Tempo-50-Schild dahinter kurz vor der Autobahnbrücke aufgestellt. „Das ist ganz in meinem Sinne“, freut sich Anwohner Mau. „Da hat die Stadt schnell reagiert. Ich finde die neuen Schilder hier sehr gut.“

Ob die allerdings nun bald alle durch Tempo-30-Schilder ersetzt werden, wie es sich die Anwohner wünschen, ist fraglich. Hagemeister hatte dies schon einmal vor zwei, drei Jahren vorgeschlagen, sei aber abschlägig beschieden worden, weil die Garstedter Feldmark im Außenbereich liege und es keine geschlossene Bebauung gebe, erinnert er sich.

Stadtsprecherin Nina Wrage betont dann auch auf Anfrage des Abendblatts: „Außerorts sind Tempo-30-Zonen verkehrsrechtlich nicht zulässig. Auch Tempo 30 als streckenweise Anordnung ist rechtlich nicht möglich, da hierzu nachgewiesen werden müsste, dass vermehrt Unfälle in diesem Bereich auf zu schnelles Fahren zurückzuführen sind. Das ist in den Straßen in der Feldmark nicht der Fall, die Unfalllage ist unauffällig.“