Norderstedt. 15.000 Hauseigentümer im Kreis müssen gerade nachweisen, dass die Abwasserleitungen keine Leckagen aufweisen

Nun macht der Kreis Segeberg Druck auf die Hausbesitzer insbesondere in Norderstedt, endlich die Dichtheit ihrer Abwasserleitungen auf ihrem Grundstück nachzuweisen. Manche Fachfirmen sind bereits auf Jahre ausgebucht, wie Joachim Dohms, der sich mit seinem Abflussreinigungsbetrieb auf dieses Thema spezialisiert hat. „Wir sind mit Aufträgen dicht bis 2023“, sagt der Handwerksmeister, der vier Mitarbeiter in Norderstedt beschäftigt.

Vor allem Norderstedt sei betroffen, weil es sich fast in Gänze in einem Wasserschutzgebiet befindet, in dem diese Dichtheitsnachweise der Kanalisation vordringlich gemacht werden müssen, sagt Kreissprecherin Sabrina Müller. „15.000 Grundstückseigentümer in den Wasserschutzgebieten im Kreis sind betroffen.“ Denn vor allem hier dürfe keinesfalls verunreinigtes Abwasser in das Grundwasser gelangen.

Eigentlich hätten die Nachweise der Eigentümer längst vorliegen müssen, da die ursprüngliche Frist bis Ende 2015 galt. In Hamburg lief sie Ende 2020 ab. Jetzt werden verstärkt die Norderstedter Haushalte angeschrieben und aufgefordert, mit einem fachmännisch erstellten Untersuchungsprotokoll zu belegen, dass ihr Entwässerungssystem vollständig intakt ist. Wer dies nicht nachweisen könne, riskiere ein Bußgeld von 500 bis 5000 Euro, so die Kreissprecherin. Allerdings habe noch kein Verfahren eingeleitet werden, da alle Bürgerinnen und Bürger der Aufforderung nachgekommen sind, sagt Müller.

Aber vorsorglich sollten sich die betroffenen Norderstedter Bürger einen Termin bei einer Fachfirma besorgen, auch wenn der zurzeit noch nicht bedient werden könnte, rät Handwerksmeister Dohms. Schließlich könnten er und seine Kollegen diese Arbeit nicht bei dieser großen Zahl an Aufträgen so schnell abarbeiten.

Die fachmännische Dichtheitsprüfung, die nur zertifizierte Betriebe ausführen dürften, dauere etwa zwei Stunden, erklärt Dohms. Dafür wird die Abwasserleitung mit einer Software gesteuerten Kamera abgefahren und nach möglichen Leckagen oder Bruchstellen untersucht. Sollte das der Fall sein, müsste das unterirdische Leck mit einem Kunststoff-Einzug geschlossen werden, der in das vorhandene Abflussrohr eingezogen wird. Dadurch könnten Kosten von etwa 900 Euro entstehen, so die eine durchschnittliche Schätzung des Handwerksmeisters.

Bei ihm koste die Dichtheitsprüfung pauschal 500 Euro für bis zu 25 Meter Abwasserleitung. Die Kreisverwaltung Segeberg nennt dafür Kosten von 25 bis 30 Euro für den laufenden Rohrmeter. „Dieser Betrag enthält die Kosten für An- und Abfahrt, Reinigung, Inspektion und Dokumentation des untersuchten Bereichs“, sagt Sabrina Müller.

Wenn die Grundstücksentwässerungsanlage (GEA) nicht direkt über Kontrollschächte oder Revisionsöffnungen zugänglich oder ein starker Verzweigungsgrad der Leitungen gegeben sei, würde es teurer werden.

Die meisten Abwasserrohre, die er bisher im Raum Norderstedt, Henstedt-Ulzburg und Quickborn untersucht habe, seien ohne Beanstandung geblieben, berichtet Dohms Mitarbeiter Torben Sikora. „Manche Jahrzehnte alte Leitungen sehen aus, als ob sie gerade erst eingebaut wurden.“

Die gute Auftragslage habe auch ihre Kehrseite, sagt Dohms. „Wir können uns im Moment kaum um andere Aufgaben kümmern – etwa um verstopfte Leitungen.“