Norderstedt/Trier. Die Autorin und Kommunalpolitikerin Liesel Hünichen wurde 101 Jahre alt.
Liesel Hünichen ist tot. Die ehemalige Norderstedterin starb am 3. Februar mit
102 Jahren bei ihrer Familie in Trier.
Ihr Leben spiegelt fast das ganze
20. Jahrhundert wider. Am 9. Juni 1919 wurde sie als Elisabeth Freisenhausen in Dülmen bei Münster geboren. 1960 zog sie mit ihrer Familie ins damalige Garstedt, heute ein Ortsteil von Norderstedt. Der Stadt, in der sie fast fünf Jahrzehnte sozial und politisch wirkte, auch als Stadtvertreterin.
Liesel Hünichen gründete 1972 den Ortsverband des Deutschen Kinderschutzbundes, die Frauenvereinigung der CDU und den Verband Alleinstehender Mütter und Väter, den sie acht Jahre leitete. Zudem war sie Mitorganisatorin des Norderstedter Seniorenbeirats. 1974 saß sie als erste Frau im Segeberger Kreistag. In ihrer Jugend war Elisabeth Freisenhausen Mitglied im NS-Bund deutscher Mädel (BDM).
Nach dem Abitur und Abschluss der Frauen-Oberschule in Münster ging sie nach Worpswede zum Reichsarbeitsdienst. Während der NS-Herrschaft arbeitete sie als Volkspflegerin. 1948 folgte eine Stellung als Fürsorgerin im Katholischen Fürsorgeverein für Frauen, Mädchen und Mütter.
Viele Schicksale sind ihr begegnet, Elend, Leid, Trauer, Angst – aber auch Freude, wenn ein neuer Lebensentwurf wieder Hoffnung brachte. Das spornte sie an, sich für sozial benachteiligte, oft auch vergewaltigte Mütter und ihre Kinder zu engagieren, wie sie in ihrem Buch „Weil es notwendig war“ berichtet. Dieses ist im Norderstedter Kadera-Verlag erschienen, in dem sie auch „Jugendjahre zwischen den Weltkriegen“ und weitere Bücher veröffentlichte.
Für ihr Engagement wurde sie 2001 mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet. Sie ging als Zeitzeugin in Schulen und berichtete dort über die Nazi-Gräuel, beispielsweise, als sie als Volkspflegerin die Reisenden in einem Zug bespitzeln sollte. Es waren Juden aus Holland. Liesel Hünichen hinterlässt eine große Familie mit vier Kindern und vielen Urenkeln.