Im Denksport-Rätsel geht es um die Neuregelung des Urhebergesetzes und die Folgen für die Literatur.

Sie verbringen während der Corona-Pandemie viel Zeit in den eigenen vier Wänden, und die Langeweile nagt an Ihnen? Nun, versuchen Sie, das folgende Denksport-Rätsel zu lösen. Wir veröffentlichen täglich unsere Rätsel-Kolumne – gesucht wird der Name einer bekannten Persönlichkeit. Los geht’s!

Zur letzten Jahrtausendwende versuchte man in den USA im Rahmen einer Studie, die tausend bedeutendsten Persönlichkeiten der vergangenen tausend Jahre zu ermitteln. Den Spitzenplatz der VIP-Liste erhielt – potztausend – Johannes Gutenberg, Erfinder des Buchdrucks, für seine Verdienste um die Allgemeinbildung der Menschheit.

Trotz des Buchdrucks blieben Bücher noch lange nach Gutenberg ein exklusives Kulturgut betuchter Zeitgenossen, unerschwinglich für die Massen. Der erste Deutsche, der die Maxime „Wissenswertes für wenig Geld“ konsequent anwendete, war der Buchhändler Johann Jakob Weber. Ab 1833 erschien wöchentlich sein „Pfennig-Magazin“. Acht Seiten Text, unterlegt mit Holzschnitten – die Mutter aller Illustrierten.

Doch die Buchproduktion stieg erst Mitte des 19. Jahrhunderts erwähnenswert an, bedingt durch technische Neuerungen. Erst jetzt richteten sich Privatleute umfangreichere Bibliotheken ein. Das konnte den Sammler noch immer in den Ruin treiben. So zwang die Armut den Dichter Ludwig Tieck zur Aufgabe seiner Sammelleidenschaft und zum Verkauf seiner 16.000 Bände umfassenden Bibliothek.

Am 9. November 1867 beschloss die deutsche Bundesversammlung, das Urheberrecht auf 30 Jahre nach dem Tod eines Autors zu begrenzen. Über Nacht wurden die Werke der deutschen Klassiker gemeinfrei und konnten von jedermann verlegt werden. Darauf hatte der Leipziger Anton Philipp Reclam gewartet: Schon am 10. November lagen die ersten 35 Bände seiner „Universal-Bibliothek“ versandfertig bereit – in Auflagen von bis zu 5000 Stück, was bei damals üblichen Spitzenauflagen von 1500 bis 2000 Exemplaren höchst gewagt erschien. Allerdings war auch der Preis – zwei Groschen – extrem niedrig, und die Bände waren ohne Abonnement-Zwang alle einzeln erhältlich. Jedermann solle sich „eine Bibliothek nach eigenem Geschmack und Bedürfnissen“ zusammenstellen können, betonte der Reclam’sche Verlagsprospekt. Neben den beliebtesten Werken deutscher Autoren werde man auch „die besten Werke fremder und todter Literaturen“ bieten. Reclams Rechnung ging auf. Am 11. November meldeten die „Leipziger Nachrichten“: „So etwas von Preiswürdigkeit ist im Buchhandel factisch noch nicht dagewesen.“ 400 Jahre nach Gutenberg waren Bücher endlich billig.

Welcher Titel war die Nr. 1 auf der Liste der Reclam’schen „Universal-Bibliothek“? Die Lösung steht morgen im Abendblatt.