Weil sich Stadt und Kreis nicht einigen können, gibt es jetzt an der Friedrich-Ebert-Straße einen zweiten Recyclinghof.

Wer Grünabfälle, Bauschutt oder Sperrmüll in Norderstedt zu entsorgen hat, sollte sich jetzt möglicherweise umorientieren: Zum Jahreswechsel ist der neue, provisorische Wertstoffhof der Stadt auf dem Gelände des Betriebshofes an der Friedrich-Ebert-Straße 76 in Betrieb gegangen.

16 nagelneue, zehn bis 30 Kubikmeter große Abfallcontainer stehen dort bereit, um angelieferte Haushaltsabfälle wie Papier, Kunststoffe, Holz, Gartenabfälle, kaputte Elektrogeräte, alte Matratzen, leere Batterien, Farben oder Lacke aus Privathaushalten anzunehmen.

„Wir rechnen mit 45.000 Kunden, die unseren neuen Wertstoffhof in diesem Jahr anfahren werden“, sagt Rolf Apfeld, der für Abfall und Verwaltung zuständige Fachbereichsleiter im Rathaus. Bis zu 1,5 Millionen Euro hat die Stadt unter anderem in die Container, elf Müllpressen und eine Lagerhalle investiert. Die genauen Kosten stehen nach Angaben der Verwaltung noch nicht fest, da noch nicht alle Umbauten abgeschlossen und abgerechnet sind.

Einige Hundert Norderstedter nutzten gleich in den ersten Tagen den neuen Wertstoffhof. Einer von ihnen war Holger Götze aus Norderstedt, für den die Sammelstelle an der Friedrich-Ebert-Straße "näher dran" sei als der bisherige Recyclinghof an der Oststraße, den der Wege-Zweckverband (WZV) des Kreises Segeberg dort jetzt allein weiterbetreiben wird und der am Montag auch wieder seine Tore und Abfallcontainer öffnete. „Der neue Wertstoffhof liegt günstiger für mich als der andere“, sagt Götze. Allerdings könnten die Öffnungszeiten kundenfreundlicher sein, kritisiert der Bürger.

Der neue Recyclinghof hat nur 36 Stunden in der Woche geöffnet

So hat der neue Wertstoffhof der Stadt Norderstedt nur 36 Stunden in der Woche geöffnet, das sind 19 Stunden weniger als der des WZV (siehe unten die genauen Öffnungszeiten). Doch das sei nicht anders zu handhaben, erklärt Thorsten Kühl, Fachbereichsleiter für den Stadtpflege-Betrieb. Denn auf dem Gelände des Betriebshofes arbeiten nicht nur die 13 neuen Kollegen des Wertstoffhofes. Weitere rund 170 Beschäftigte der gesamten Abfallentsorgung der Stadt, der Straßenunterhaltung sowie der Grün- und Parkpflege sind an diesem Standort tätig. Für den Wertstoffhof ist eigens eine neue Zufahrt auf das Gelände geschaffen worden.

Dass es in Norderstedt jetzt zwei Recyclinghöfe im Parallelbetrieb gibt, hat einen Grund: Stadt Norderstedt und WZV konnten sich nicht mehr auf eine gemeinsame Betriebsführung an der Oststraße einigen. Insbesondere konnte die Stadt Norderstedt, wie berichtet, nicht mehr nachvollziehen, warum sie einen Großteil der Kosten (rund 2,5 Millionen Euro im Jahr) zahlen sollte. Darum stellte sich die Stadt bereits seit fast zwei Jahren auf einen „Plan B“ ein, wie Oberbürgermeisterin Elke Christina Roeder formulierte, indem sie einen eigenständigen Recyclinghof vorbereitete. „Wir haben lange daran geplant, nun geht es endlich los“, postete OB Roeder nun in den sogenannten sozialen Medien. „Es ist für uns alle schön zu sehen, wie positiv das jetzige Angebot und die Arbeit der engagierten Kolleginnen und Kollegen von den Menschen in Norderstedt angenommen werden“, betont die OB.

WZV will den Hof an der Oststraße nicht verkaufen

Der jetzt auf dem Gelände des Betriebshofes eröffnete Wertstoffhof ist aber zunächst nur ein Provisorium. Die Stadt würde am liebsten den Recyclinghof des WZV übernehmen, den dieser allerdings „aus strategischen Gründen“, wie WZV-Chef Axmann sagt, zurzeit nicht verkaufen will. Die jährlich rund 12.000 Tonnen Restmüll aus den Norderstedter Haushalten werden somit weiterhin auf dem Gelände des WZV an der Oststraße gewinnbringend umgeschlagen.

Norderstedt wollte diesen Restmüll direkt zur Verbrennungsanlage nach Glückstadt bringen, um weitere Kosten zu sparen. Der WZV pochte aber auf Einhaltung der Verträge, und auch Landrat Jan Peter Schröder gab dem WZV in dieser Sache Recht. Gleichwohl soll dieser Streitpunkt jetzt in einem Mediationsverfahren geklärt werden. „Wir suchen zurzeit einen Mediator“, sagt WZV-Chef Peter Axmann.

Der WZV-Chef gibt sich inzwischen in dieser Frage nicht mehr ganz so unversöhnlich wie noch vor einigen Monaten. Zwar bestehe die sogenannte Andienungspflicht des Norderstedter Restmülls an den WZV noch vertraglich bis 2050. „Das heißt aber nicht, dass wir 30 Jahre lang daran nichts ändern können“, sagt Axmann. „Es ist unsere Absicht, dass wir die Interessen aller zu einer langfristigen Lösung bringen“, betont der WZV-Chef.

Gutscheine können nur an der Friedrich-Ebert-Straße eingelöst werden

Von den jährlich rund 100.000 Anlieferungen zum Recyclinghof an der Oststraße kamen nach Axmanns Angaben etwa 80 Prozent aus Norderstedt. Die Bürger der Stadt können sich künftig aussuchen, wohin sie ihre Wertstoffe bringen. Allerdings gelten die Gutscheine für die Norderstedter Bürger, die jährlich drei Kubikmeter Strauchwerk und sechs Kubikmeter Sperrmüll kostenlos entsorgen können, nur für den neuen Wertstoffhof an der Friedrich-Ebert-Straße. Dorthin können allerdings auch nur Norderstedter Privathaushalte liefern. Gewerbebetriebe und Bürger aus dem restlichen Kreis Segeberg müssen weiterhin den Recyclinghof an der Oststraße oder einen der drei anderen Standorte des WZV in Bad Segeberg, Schmalfeld und Damsdorf nutzen.

Info:

Der neue Wertstoffhof der Stadt Norderstedt an Friedrich-Ebert-Straße 76 ist montags bis freitags von 9 bis 15 Uhr sowie sonnabends von 8 bis 14 Uhr geöffnet. Der Recyclinghof des Wegezweckverbandes an der Oststraße 144 in Norderstedt ist montags bis freitags von 7 bis 17 Uhr und sonnabends von 7 bis 12 Uhr geöffnet. Er ist allerdings noch bis zum 10. Januar geschlossen.