Mitglieder des Gremiums sind stolz auf das Erreichte - und schauen mit Zuversicht auf die Herausforderungen, die vor ihnen liegen.

Norderstedt. Sie erheben ihre Stimme für die Älteren in unserer Gesellschaft. Und verleihen ihren Anliegen an den entscheidenden Stellen Gewicht. Meistens mit Erfolg. Und das seit nunmehr 30 Jahren. Der Seniorenbeirat der Stadt Norderstedt feiert runden Geburtstag.

Ein Grund zum feiern? Gewiss. Aber in Corona-Zeiten ist alles anders: Das Grillfest im Sommer für alle im Stadtpark fiel der Pandemie zum Opfer, ebenso ein im Herbst geplantes Benefizkonzert in der "TriBühne". Die Adventsfeier am Falkenberg wurde ebenfalls abgesagt. Und was 2021 sein wird, ist ungewiss. Dennoch sind die engagierten Seniorinnen und Senioren stolz auf das Erreichte - und schauen mit Zuversicht auf die Herausforderungen, die vor ihnen liegen.

"Die Arbeit hat sich in all den Jahren wenig verändert. Die Themen sind geblieben. Ob es um abgesenkte Fußgängerwege, Ampelschaltungen, Sitzbänke und Papierkörbe, Altenpflege, behindertengerechten oder bezahlbaren Wohnraum geht", sagt Jürgen Peters, Pressesprecher des Beirates. Eins ist allerdings anders: Seit dem Frühjahr trifft sich der Beirat coronabedingt nur noch per Videokonferenz.

In Norderstedt wurde eine Altenpflegeschule eingerichtet

Was wurde erreicht? Was bleibt zu tun? Zahllose Informationsveranstaltungen mit hochkarätigen Referenten - etwa zu sozialpolitischen oder gesellschaftlichen Themen -, reihenweise Kultur- und Theateraufführungen und zahlreiche konstruktive Anträge im Altenparlament des schleswig-holsteinischen Landtags sind einige Beispiele der endlosen Liste größerer und kleinerer Erfolge, die die Ehrenamtler aus Norderstedt auf den Weg gebracht haben. Themen wie das Recht auf Wohnungen, Gewalt in der Pflege, Anrechnung der Mütterrente, Suppenküchen, Kriminalprävention, Wohnen mit Versorgungssicherheit, Erweiterung der Pflegeversicherung und Digitalisierung in den Heimen bleiben aktuell.

"Einer der Höhepunkte war zweifellos die Einrichtung der Altenpflegeschule in Norderstedt", erinnert sich Hans Jeenicke, sozialpolitischer Sprecher des Beirates. Damals herrschte in Norderstedt ein Pflegenotstand. "Schülerinnen und Schüler mussten für ihre Pflegeausbildung selber bezahlen", sagt Jeenicke. Dem Seniorenbeirat gelang es, mit Hilfe des Instituts für berufliche Aus- und Fortbildung in Norderstedt im Jahr 2010 eine Pflegeschule einzurichten. "Wir haben auf den Landtag und das Sozialministerium eingewirkt und erreicht, dass die Pflegeausbildung seit 2011 kostenlos ist."

Auch heute dreht sich vieles um Geld - aktuell bei der Finanzierung von Pflegeplätzen. "Unter 4000 Euro ist heute kein Pflegeplatz zu bekommen. Die Pflegeversicherung zahlt aber nur maximal 2005 Euro dazu", sagt Jürgen Peters. "Wir haben Anträge an das Altenparlament gestellt, die Eigenzuzahlung zu senken. Da sind wir dran", ergänzt Angelika Kahlert, die Erste Vorsitzende des Seniorenbeirates und verweist auf einen Teilerfolg: "Wir haben schon erreicht, dass die Kosten für die Beerdigungen bis zu 5000 Euro übernommen werden. Das war früher nicht der Fall."

Angelika Kahlert führt seit zehn Jahren den Vorsitz

Seit 2006 ist Angelika Kahlert Mitglied im Beirat. Seit zehn Jahren ist sie dessen Erste Vorsitzende. "Ich war von Anfang an begeistert vom Seniorenbeirat. Damals war ich aber noch zu jung. Ich musste 16 Jahre warten, bis ich endlich mitmachen durfte", sagt die heute 74-Jährige. Das Eintrittsalter liegt nach wie vor bei 60 Jahren. "Ich würde mir wünschen, dass auch jüngere Menschen bei uns mitmachen dürfen", sagt Angelika Kahlert. Mehrheitsfähig ist ihre Idee im Beirat nicht. Noch nicht.

Im November 2020 wurde das Albertinen-Hospiz in Norderstedt eröffnet - eine architektonische 1:1-Kopie des Albertinen-Hospizes in Hamburg-Volksdorf. Und eine weitere Erfolgsgeschichte, die auf Initiative des Seniorenbeirats ins Rollen kam: Seit 2009 hatte Norderstedt nur zwei Zimmer im Hospiz in Volksdorf - noch dazu weit weg und gerade für ältere Angehörige mühsam zu erreichen. "Das haben wir erkannt und mit Pastor Andreas Hausberg im Jahr 2015 die Idee entwickelt, ein Hospiz in Norderstedt zu bauen", sagt Hans Jeenicke. "Wir haben die Bürgermeister von Norderstedt und Henstedt-Ulzburg angesprochen. Sie zeigten sich sofort kooperativ", ergänzt Angelika Kahlert. Heute sind alle 14 Plätze des Albertinen-Hospizes in Norderstedt Friedrichsgabe belegt.

Ein Dauerbrenner gerade für ältere Menschen ist der Bereich Kriminalprävention. Ein Fall für Michael Metzler, ehemaliger Kriminalhauptkommissar in Ahrensburg und seit 2018 ehrenamtlicher Sicherheitsberater im Seniorenbeirat Norderstedt. Viele kennen Metzler als Referent von Vorträgen, wenn er Seniorinnen und Senioren erklärt, wie sie sich vor Enkeltrick, falschen Polizisten, Diebstahl und Betrug schützen. "Neu ist die Masche, dass Betrüger die Corona-Situation gnadenlos ausnutzen, indem sie beispielsweise die Geschichte erzählen, ein Angehöriger sei schwer erkrankt und man benötige Geld für das Krankenhaus", sagt der Norderstedter. "Oder sie geben sich als Mitarbeiter des Gesundheitsamtes aus und schleusen auf diese Weise eine weitere Person in den Haushalt ein, die sich dort umschaut und stiehlt." Kommissar Metzler ist Ansprechpartner und Vermittler zugleich. Er ist über die Homepage des Seniorenbeirates oder via E-Mail unter der Adresse mcme@t-online.de zu erreichen.

Das Bindeglied zwischen Politik und Bürger

30 Jahre Seniorenbeirat - dass diese Arbeit weitergehen muss, steht für die Ehrenamtlichen außer Frage. Ob es aktuell um den stark wachsenden Bedarf an barrierefreien, kleineren und vor allem an bezahlbaren Wohnungen für Senioren in Norderstedt geht. Oder den Wunsch nach einem barrierefreien, überdachten Rathausmarktplatz oder kostenlosen ÖPNV: "Wir sind das Bindeglied zwischen Politik und Bürger", betont Jürgen Peters. "Wir erfahren als Erste, wenn es eine Stolperfalle gibt und übermitteln es an die richtigen Stellen", ergänzt Angelika Kahlert. "Wir informieren, stellen Kontakte her zu Ärzten und Hilfsorganisationen. Es ist eine umfangreiche Aufgabe, die sich ständig ändert."

Kontakt: Der Seniorenbeirat ist dienstags von 10 bis 12 Uhr und donnerstags von 14.30 bis 16.30 Uhr telefonisch unter 040/53 59 55 21 oder per E-Mail unter seniorenbeirat-norderstedt@wtnet.de zu erreichen.

Der neue Seniorenwegweiser ist da

Der neue Seniorenwegweiser der Stadt Norderstedt in Zusammenarbeit mit dem Seniorenbeirat ist in seiner 12. Auflage druckfrisch erschienen. Enthalten sind Informationen zu wichtigen Institutionen und zu Themen wie Gesundheit, Pflege und Wohnen bis hin zu Kultur, Bildung und Freizeit.

Zudem liefert der Wegweiser Informationen für die Vorsorge und für pflegende Angehörige, die in Norderstedt einen wichtigen Beitrag für gute häusliche Versorgung leisten.

Der Seniorenwegweiser ist ab Januar an allen Standorten der Stadtbüchereien, im Rathaus und in der Rathauspassage vor dem Büro des Seniorenbeirates und an vielen Orten und Plätzen, an denen sich Seniorinnen und Senioren treffen, begegnen oder engagieren kostenlos erhältlich. Bitte beachten: Wegen des Lockdowns bleibt das Norderstedter Rathaus und städtische Einrichtungen bis voraussichtlich 10. Januar geschlossen.

Zu finden ist der neue Seniorenwegweiser auch im Internet auf der Homepage der Stadt Norderstedt unter ,,Familie und Soziales", dann ,,Seniorinnen und Senioren" und weiter auf „Seniorenwegweiser für Norderstedt“ klicken.