Das Bezirksamt Hamburg-Nord hat die lange gesperrte Strecke zwischen Norderstedt und Langenhorn für Fußgänger saniert.

Die Metallgitter sind offen, die Warnbaken beiseite geschoben - der Tarpenbekweg, der über die Landesgrenze hinweg von Norderstedt nach Hamburg-Langenhorn führt, ist wieder offen. Eigentlich sollte das offiziell erst ab dem 1. Januar 2021 der Fall sein. Doch am Dienstag gehen bereits Fußgänger an der Tarpenbek frische Luft schnappen oder mit dem Hund Gassi.

Das Bezirksamt Hamburg-Nord und der Landesbetrieb Immobilienmanagement und Grundvermögen (LIG) teilten am Montag mit, dass der Weg nun so hergestellt sei, dass der Verkehrssicherungspflicht der Stadt Hamburg Genüge getan sei. Im Gegensatz zu den vergangenen Jahren erscheint der ehemals als Arbeits- und Schauweg für die Pflegearbeiten an der Tarpenbek angelegte Weg nun tatsächlich sicherer - besonders am Anfang, direkt hinter der Straße Tarpen und der Grenze zu Norderstedt. Dort wurde ein etwa 30 Meter langes Holzgeländer zur Tarpenbek hin aufgestellt. Eine Absturzsicherung, wie das Bezirksamt-Nord mitteilt. Kosten: 3248 Euro.

Weg an der Tarpenbek: Radfahren verboten

Neu sind auch die Warnschilder, die den Radfahrern die Durchfahrt streng untersagen. Womit wir beim Kern der seit Jahren schwelenden Diskussion um den Weg wären. Seit Jahrzehnten wurde die idyllische Verbindung zwischen der Straße Tarpen im Nordern und dem Suckweg im Süden nicht nur als Wanderweg im Grünen genutzt, sondern auch als Nord-Süd-Verbindung von Fahrradfahrern. Gerade bei Rad-Berufspendlern aus Norderstedt nach Hamburg war der Weg beliebt. Und obwohl es sich offiziell nur um einen Arbeits- und Schauweg handelt, der weder die Nutzung durch Fußgänger, noch die durch Radfahrer vorsieht und rechtlich möglich macht, wurde die Lage von den Behörden stillschweigend geduldet - bis 2015.

Da wurde einer Radfahrerin der unebene, von Wurzeln durchzogene und häufig nasse und matschige Weg zum Verhängnis. Sie stürzte, verletzte ich, verklagte die Stadt Hamburg auf Schadenersatz aufgrund unterlassener Verkehrssicherungspflicht - und gewann vor Gericht. Um weiteres Ungemach abzuwenden, blieb den Behörden quasi nichts anderes übrig, als den Weg 2015 komplett zu sperren. Doch die Bezirkspolitik, allen voran der damalige Bezirksabgeordnete Nizar Müller (CDU), sorgten erneut für die provisorische Öffnung des Weges, mit der Einschränkung "auf eigene Gefahr". Auch die Norderstedter CDU unterstützte das Vorhaben.

Doch neben Fußgängern nutzten von nun an auch Radler den Tarpenbekweg munter weiter und ließen sich selbst durch vom Bezirksamt quer zum Weg gelegten Baumstämmen nicht davon abhalten. 2020 schließlich wurde der Weg mit schwer überwindbaren Metallzäunen dicht gemacht.

Planung soll Lösung zeigen

Am Dienstag zeigt sich, dass sich an der seit Jahrzehnten geübten und geduldeten Praxis auf dem Tarpenbekweg scheinbar nicht viel geändert hat. Neben Fußspuren finden sich im matschigen Untergrund des freigegebenen Weges auch wieder die Abdrücke von Fahrradreifen - offenbar scheinen sich etliche Gewohnheitsradfahrer wenig für die neuen Warnschilder und die angezeigte Umleitung zu interessieren.

Zu Beginn des kommenden Jahres will das Bezirksamt mit hängenden Querbalken an den jeweiligen Zugängen zum Weg das Radfahrverbot bestärken. Um den künftigen Status des Wegs zu klären, hat die Bezirkspolitik bereits eine grundsätzliche Überplanung des gesamten Weges angeschoben, bei der auch der Radverkehr berücksichtigt wird. Im August hatte der Regionalausschuss Langenhorn-Fuhlsbüttel-Ohlsdorf-Alsterdorf-Groß Borstel auf Antrag der Grünen und der SPD eine Beschlussempfehlung für die Bezirksversammlung beschlossen: Für den Tarpenbekweg solle eine detaillierte Planung erfolgen, inklusive Variantenuntersuchung und Kostenschätzung auf Basis einer fundierten Geländeaufnahme.

Bis zu 50.000 Euro solle das Bezirksamt dafür bereitstellen. Der Hauptausschuss der Bezirksversammlung stimmte dieser Beschlussempfehlung unverändert am 1. September zu. Das Bezirksamt Hamburg-Nord hat ein Ingenieurbüro mit der Erstellung einer Machbarkeitsstudie beauftragt.

"Es geht bei der Planung auch um die Frage, ob Radverkehr auf dem Tarpenbekweg wieder möglich gemacht werden kann. Und wenn ja, welchen Wegeverlauf man dafür benötigt", sagt Timo B. Kranz, Fraktionschef der Grünen in der Bezirksversammlung Nord. Bei der derzeit laufenden Planung gehe es auch um die entlang des Weges unterschiedlichen Grundeigentumsverhältnisse. Für eine mögliche Überplanung des Weges sei es wichtig, dass alle Grundstücke in einer Hand sind.

Im zuständigen Regionalausschuss soll künftig über das Ergebnis der Planung und eine Kostenschätzung berichtet werden.