Kreis Segeberg. Zeichen setzen: Norderstedt und die Mitgliedskommunen des Abwasserzweckverbandes Südholstein appellieren an Bürger und Politik.

Der Abwasserzweckverband Südholstein (AZV) entsorgt in seiner Kläranlage in Hetlingen all das, was die Norderstedter Bürger in der Toilette herunterspülen, über ihre Waschmaschinen ablaufen lassen oder über ihre Waschbecken, Badewannen, Duschen und Spülen in den Wasserkreislauf abgeben.

In diesem Abwasser finden sich immer mehr Mikroplastik-Teilchen, flüssige Kunststoffe und Medikamentenreste – so wie auch im Abwasser der übrigen 44 Mitgliedskommunen des AZV in der Region. Und nicht anders sieht die Lage in allen weiteren Städten und Gemeinden in Deutschland, ja sogar weltweit aus.

Resolution als Zeichen gegen die zunehmende Umweltbelastung

Der AZV Südholstein und seine 45 Mitgliedskommunen setzen nun mit einer Resolution ein Zeichen gegen die zunehmende Belastung der Umwelt mit unsichtbarem Plastik und gefährlichen Medikamentenresten. Die Resolution formuliert Forderungen an die Politik und ruft die Bürgerinnen und Bürger zur aktiven Mitarbeit bei der Vermeidung der Schadstoffe im Abwasser auf.

Für Baudezernent Christoph Magazowski von der Stadtverwaltung Norderstedt ist der Umgang mit dem Wasser ein wichtiger Bestandteil in der Nachhaltigkeitsstrategie der Stadt. „Der Klimawandel und die trockenen Sommer der vergangenen Jahre haben gezeigt, dass Wasser eine enorm wichtige Ressource für uns alle ist. Daher müssen wir alle behutsam mit dieser wertvollen Ressource umgehen. Dieser Verpflichtung kommen wir als Stadt nach.“

EU soll verbindliche Regelungen erlassen

Die EU-Politik wird in der Resolution aufgerufen, verbindliche Regelungen bei der Belastung des Wassers mit Mikroschadstoffen zu erlassen. Kosmetika, Reinigungs- und Pflegemittel, die Kunststoffe enthalten, sollten verboten werden. Es müsse eine Strategie zum Umgang mit Plastikfasern im Waschmaschinenabwasser, Reifenabrieb im Oberflächenabwasser oder Plastikpartikeln im Abwasser von Industrie und Handwerk gefunden werden.Die Pharmaindustrie müsse umweltverträgliche abbaubare Wirkstoffe einsetzen, Krankenhäuser, Apotheken, Seniorenheime und Praxen müssten Medikamentenreste im Abwasser vermeiden und dazu mehr sensibilisiert und aufgeklärt werden.

Verbraucher sollen Kleidung aus natürlichen Stoffen bevorzugen

Die Bürgerinnen und Bürger hingegen werden in der Resolution aufgerufen, auf die Inhaltsstoffe von Kosmetik und Reinigungsmitteln zu achten. Plastikperlen oder flüssige Kunststoffbeimischungen seien an Bezeichnungen wie „Poly“ oder „Acryl“ zu erkennen. Die Verbraucher sollten Kleidung und Textilien aus natürlichen Stoffen wie Baumwolle, Wolle, Leinen, Viskose, Modal oder Lyocell („Tencel“) bevorzugen. Kunststofftextilien sollten nicht unnötig und nur in speziellen Wäschebeuteln gewaschen werden, die Fasern abfangen.

Recycelbarer Plastikmüll sollte in der Wertstofftonne und nicht in der Natur oder auf der Straße landen. Auch die Hundekotbeutel verrotten in der Regel nicht und müssen im Abfall entsorgt werden. Abgelaufene Medikamente können auf Recyclinghöfen oder im Restmüll entsorgt werden – keinesfalls allerdings über die Toilette.