Norderstedt. Neben „TriBühne“ ist auch Kulturwerk in der engen Auswahl für die länderübergreifende Einrichtung in Norderstedt.
Ist das Kulturwerk am See besser als Corona-Impfzentrum geeignet als die „TriBühne“ am Rathaus? Während in anderen Orten in Schleswig-Holstein bereits die ersten Impfzentren fertig aufgebaut wurden und Tests stattfinden, ist plötzlich wieder offen, wo in der Stadt Norderstedt ein länderübergreifendes Impfzentrum für den Norden Hamburgs und den Süden Schleswig-Holsteins entstehen soll. Zur Auswahl stehen die beiden großen Veranstaltungszentren der Stadt.
Impfzentrum in Norderstedt: Kulturwerk am See oder "TriBühne"?
Zur Erinnerung: Am 26. November hatte die bevölkerungsreichste Stadt des Kreises erst nachträglich und nachdem es heftige Proteste in der Bevölkerung und Politik gegeben hatte, die Zusage erhalten, Standort für ein Impfzentrum zu werden.
Bis dahin waren Impfzentren lediglich in Kaltenkirchen und Wahlstedt vorgesehen. Schließlich einigten sich Kiel und Hamburg auf eine Partnerschaft. Oberbürgermeisterin Elke Christina Roeder nannte die „TriBühne“ als Standort, dort sollten Nebensäle umfunktioniert werden, die Vorbereitungen schienen in Gang zu kommen.
Tennishalle und Impfstraße für Corona-Impfungen im Norden
Doch während Landrat Jan Peter Schröder am Mittwoch das Zentrum in Wahlstedt – eine Tennishalle – und den dortigen Fortschritt beim Aufbau den Medien präsentierte, und während Gesundheitsminister Heiner Garg in Husum einem ersten Testlauf in den Impfstraßen beiwohnte, gibt es für den Stadtort in Norderstedt keine Entscheidung.
Am Donnerstag besichtigten Vertreter der Stadt, der Mehrzwecksäle Norderstedt GmbH, des Amtes für Katastrophenschutz beim Kreis, der von der Kassenärztlichen Vereinigung für die Impfzentren benannte Koordinator Guido Reisewitz und eine Messebau-Firma zunächst die „TriBühne“ und im Anschluss das Kulturwerk am Stadtpark.
Auch Nord-Hamburger sollen Zentrum nutzen können
Zunächst hieß es, dass im Anschluss an die Rundgänge auch eine Entscheidung getroffen werden solle. Doch die Kreisverwaltung teilte über die Sprecherin Sabrina Müller lediglich mit: „In Norderstedt ist heute ein mögliches Objekt gefunden worden. Es sind aber noch Detailfragen zu klären“, daher könne man den genauen Standort erst Anfang der nächsten Woche nennen.
Landrat Jan Peter Schröder hatte allerdings bereits am Mittwoch in Wahlstedt eher beiläufig das Kulturwerk als Standort genannt. Kurz darauf wurde das aber vom Amt für Katastrophenschutz wieder relativiert.
Warum eine Entscheidung nun erst Anfang der Woche fallen wird, darüber schweigen sich die Verantwortlichen aus. Abgesehen von vertraglichen Fragen dürfte die Verkehrsanbindung der beiden Standorte ein entscheidender Faktor sein. Die „TriBühne“ ist zentraler gelegen, befindet sich im Rathaus-Gebäudekomplex, unweit des ZOB und des Bahnhofs für U-Bahn und AKN.
Wer mit öffentlichen Verkehrsmitteln zum Kulturwerk möchte, kann nur mit den Buslinien 293 und 393 fahren. Am Stadtpark gibt es dafür mehr Autoparkplätze als in Norderstedt-Mitte. Impfwillige Hamburger beispielsweise aus Langenhorn, Fuhlsbüttel, Poppenbüttel, Duvenstedt oder Lemsahl könnten über die Schleswig-Holstein-Straße oder die Poppenbütteler Straße anfahren. Auch die Barrierefreiheit soll im Kulturwerk besser gewährleistet sein, dieses ist baulich generell übersichtlicher strukturiert.
Dafür wäre das Gebäude mindestens ein halbes Jahr nicht für Veranstaltungen nutzbar. Dies würde allerdings – ausgenommen politischer Sitzungen – auch für die „TriBühne“ gelten. Zwar kann zurzeit niemand sagen, wann Konzerte oder Theateraufführungen wieder erlaubt sein werden, die Kulturträger hoffen aber natürlich, dass die Zwangspause spätestens im Frühjahr beendet sein wird.
Pro Impflinie bis zu zwölf Menschen stündlich
Grundsätzlich ist es so, dass Auswahl und Organisation der Standorte Sache der Kreise und kreisfreien Städte ist, die Einrichtung der Impfzentren geschieht zusammen mit der Kassenärztlichen Vereinigung, der Bundeswehr, dem Technischen Hilfswerk und weiteren Organisationen. Das Netzwerk der insgesamt 29 Zentren wird vom Land, das auf höchster Ebene verantwortlich ist, mit 50 Millionen Euro finanziert, der Bund trägt über die gesetzliche Krankenversicherung die Hälfte.
In Wahlstedt ist der Aufbau derweil weit fortgeschritten: Innerhalb von zwei Wochen wurde die vom Kreis gepachtete Tennishalle an der Nordlandstraße von Messebauern zu einem barrierefreien Impfzentrum umgebaut. ,,Es fehlen nur noch die Computer, Ärzte und das medizinische Personal, dann kann der Betrieb am 15. Dezember beginnen“, sagte Landrat Schröder. Nach der Zulassung des Impfstoffs vom Hersteller Biontech werde der Kreis für seine drei Impfzentren zunächst 10.000 Impfdosen erhalten. Im Januar gebe es Nachschub.
Bundeswehrsoldaten helfen bei der Registrierung
Der Ablauf der Impfung erfolgt im Wesentlichen in vier Schritten: Im Warte- und Anmeldebereich läuft ein Aufklärungsvideo, danach lassen sich die Besucher zunächst registrieren. Das erledigen Soldaten der Bundeswehr. Von Vorteil ist es, wenn man seinen Impfausweis parat hat. Anschließend geht es in einen separaten Raum zum Aufklärungsgespräch mit einem Arzt, der die Impffähigkeit überprüft. ,,Wer beispielsweise Fieber hat, darf nicht geimpft werden“, sagte der ärztliche Koordinator, Guido Reisewitz. Die eigentliche Impfung – ein kleiner Piks in den Oberarm – macht geschultes medizinisches Personal.
Danach bleiben die Geimpften noch etwa 15 bis 30 Minuten in einem zentralen Beobachtungsbereich – für den Fall, dass eine allergische Reaktion auftritt. Auf den vier sogenannten Impflinien in Wahlstedt können jeweils bis zu zwölf Menschen pro Stunde geimpft werden. ,,Wenn alles gut läuft, können wir mit bis zu 120 Impfungen pro Linie am Tag rechnen“, sagte Reisewitz.
Als Erstes werden voraussichtlich medizinisches Personal und Bewohner aus Pflegeheimen geimpft, wobei die Priorisierung noch nicht endgültig geklärt ist. Hier steht noch eine Empfehlung der Ständigen Impfkommission und des Ethikrates aus, die Grundlage für eine Verordnung des Bundesgesundheitsministeriums sein wird. Damit der Impfstoff wirkt, erfolgt nach 21 Tagen eine zweite Impfung.
Der Covid-19-Impfstoff wird täglich neu angeliefert
Klar ist: Ohne Termin läuft nichts. Die Termine werden über ein Online-Portal des Landes und telefonisch über die 116 117 vergeben. Und auch für Sicherheit wird gesorgt: Das auf minus 70 Grad gekühlte Vakzin wird täglich neu zum Impfzentrum gebracht und dort für die Verabreichung in Dosen aufbereitet. ,,Der aufbereitete Impfstoff muss sofort verbraucht werden“, betonte Reisewitz. ,,Es befindet sich außerhalb der Öffnungszeiten kein Impfstoff im Impfzentrum.“ Zusätzlich ist das Gebäude alarmgesichert und die Polizei hat es im Blick.
In Kaltenkirchen soll der Aufbau laut Kreis Anfang der nächsten Woche starten, nachdem zuerst die ausgewählte Gewerbehalle an der Borsigstraße eine Grundreinigung benötigte. „Wie in Wahlstedt wird auch der Standort in Kaltenkirchen zum 15. Dezember einsatzbereit sein“, sagt Kreissprecherin Sabrina Müller. Diese Frist hat das Land gesetzt. Und, das beteuern alle Beteiligten, trotz der Verzögerung soll auch Norderstedts Impfzentrum pünktlich fertig werden.