Kreis Segeberg. In Norderstedt wird zunächst nicht geimpft. Kassenärztliche Vereinigung will nun Ärzte für die Impfzentren rekrutieren.

Nach tagelangen Spekulationen steht nun fest, wo sich die Bürgerinnen und Bürger des Kreises Segeberg demnächst gegen Corona impfen lassen können. Impfzentren sollen zunächst in Kaltenkirchen und Wahlstedt entstehen. Diese Orte nannte am Dienstag Schleswig-Holsteins Gesundheitsminister Heiner Garg (FDP) bei einer Pressekonferenz in Kiel.

Corona-Impfzentren: In Norderstedt wird nicht geimpft

Norderstedt als fünftgrößte Stadt des Landes ist ebenso wenig dabei wie Bad Segeberg als Kreisstadt. Beide Städte könnten aber noch zu einem späteren Zeitpunkt ein Impfzentrum erhalten.

Die Standorte Kaltenkirchen und Wahlstedt sollen am 15. Dezember ihren Betrieb aufnehmen. „Alle weiteren Zentren werden dann sukzessive und abhängig von der Menge der gelieferten Impfdosen in Betrieb genommen“, sagte Garg. Zuvor hatte das Landeskabinett seiner Vorschlagsliste zugestimmt. Ziel sei es gewesen, in jedem Kreis und in jeder kreisfreien Stadt ein Zentrum einzurichten.

Zwei Corona-Impfzentren im Kreis Segeberg

Die landesweiten Planungen haben ergeben, dass im Kreis Segeberg zwei Impfzentren entstehen sollen, teilte der Kreis Segeberg mit. Als landesweiter Orientierungswert gelte, dass ein Impfzentrum rund 100.000 Einwohner abdecken soll. Kreis und Land hätten gemeinsam die Entscheidung für die Standorte getroffen. Die genauen Örtlichkeiten werden in den nächsten Tagen offiziell bekannt gegeben. „Jeder Einwohner kann sich in jedem Impfzentrum in Schleswig-Holstein, aber auch in Hamburg impfen lassen“, sagte die Sprecherin der Kreisverwaltung, Sabrina Müller.

Unverständnis über die Entscheidung gegen Norderstedt

Dass Norderstedter Bürger sich fürs Erste in anderen Orten impfen lassen müssen, stößt im Rathaus auf Unverständnis. „Aus Sicht der Stadt ist es bedauerlich, dass Norderstedt nicht als ein Standort für ein Impfzentrum im Kreis Segeberg ausgesucht worden ist“, sagte der Sprecher der Stadtverwaltung, Bernd-Olaf Struppek.

Die Stadt habe dem Kreis Segeberg das stadteigene Veranstaltungszentrum „TriBühne“ oder Teile davon in Norderstedt-Mitte als Standort vorgeschlagen. „In zentraler Lage und mit einer vom Kreis eingeforderten guten ÖPNV-Anbindung“, sagte Struppek und ergänzte: „Viele Norderstedterinnen und Norderstedter waren sicherlich angesichts der Größe der Stadt, die annähernd ein Drittel der Einwohnerinnen und Einwohner des Kreises repräsentiert, fest davon ausgegangen, dass eines der Impfzentren für den Kreis hierher kommt.“

Kaltenkirchen impft vermutlich im Eventcenter

Kaltenkirchens Bürgermeister Hanno Krause freut sich indes, dass seine Stadt mit ihrem großen Umland als Standort ausgewählt wurde. „Unsere Stadt liegt im Einzugsgebiet Bad Bramstedt, Henstedt-Ulzburg und Umlandgemeinden zentral und führt somit zu grundsätzlich kurzen Wegen. Ebenso wird sich die sehr gute verkehrliche Lage mit Anbindung an die A7 und AKN vorteilhaft auswirken.“

Nach Abendblatt-Information ist als Standort das „Lazos Eventcenter“ am Kisdorfer Weg im Gespräch. In Wahlstedt (10.000 Einwohner) sollen die Impfungen in der Tennishalle an der Nordlandstraße über die Bühne gehen. Die Halle gehört zum Tennis-Leistungszentrum, Julia Görges schlug hier einst schon zu Trainingszwecken auf.

In Norderstedt war über das leerstehende Karstadt-Kaufhaus spekuliert worden

Vor der Entscheidung über die Impfzentren hatten diverse Kommunen aus der Region Vorschläge für Standorte von Impfzentren vorlegt. Die Bürgermeister von Kaltenkirchen, Bad Bramstedt und Bad Segeberg hatten öffentlich ihre Vorschläge präsentiert, die Stadtverwaltung in Norderstedt wollte sich dazu jedoch im Vorfeld nicht äußern.

In der Stadt wurde spekuliert, dass möglicherweise das leerstehende Karstadt-Kaufhaus im Herold-Center für Massenimpfungen genutzt werden könnte. Dort stehen genügend Platz, Parkplätze und eine gute Anbindung an öffentliche Verkehrsmittel zur Verfügung.

In Bad Bramstedt hatte Bürgermeisterin Verena Jeske das Klinikum ins Gespräch gebracht, das zusagte, sich der gesellschaftlichen Verantwortung stellen zu wollen. In Bad Segeberg schlug Bürgermeister Dieter Schönfeld die derzeit leerstehende Jugendherberge vor.

Die Corona-Impfung wird freiwillig sein

Die Liegenschaften und Standorte der Impfzentren werden von den Kommunen bestimmt und organisiert, erklärte Garg. Beim Aufbau der Impfzentren arbeiten Land, Kommunen, die Kassenärztliche Vereinigung (KVSH), Bundeswehr und weitere Beteiligte wie das Technische Hilfswerk (THW) und andere Hilfsorganisationen in Schleswig-Holstein eng zusammen, betonte der Minister und fügte hinzu: „Wir werden bereit sein, sobald ein Covid-19-Impfstoff verfügbar ist.“

Er bezeichnete die Impfung als großen Schritt auf dem Weg aus dieser Pandemie. „Aber jede einzelne Person kann mit Geduld und weiterhin großer Disziplin bei Abstands- und Hygieneregeln ihren eigenen Teil dazu beitragen, damit wir gemeinsam erfolgreich sind“, sagte der Minister. Die Impfung werde freiwillig sein, betonte er.

Pensionierte Ärzte sollen bei der Corona-Impfung helfen

Die in Bad Segeberg ansässige Kassenärztliche Vereinigung Schleswig-Holstein (KVSH) beginne mit der Rekrutierung der Ärzte, die in den Zentren impfen werden. „Zurzeit informieren wir unsere Mitglieder, wie und ab wann sie sich für eine freiwillige Übernahme des Impfdienstes in den Zentren registrieren können“, sagte die Vorstandsvorsitzende der KVSH, Monika Schliffke.

Sie rief pensionierte Ärzte, Ärzte in Elternzeit und andere Mediziner dazu auf, den Aufbau der Impfzentren zu unterstützen. Das Formular, mit dem sich Ärzte freiwillig zur Teilnahme an der Impfung bereiterklären können, werde in den nächsten Tagen auf der Internetseite der KVSH zur Verfügung stehen.

Nach sechs Monaten sollen Hausärzte gegen Corona impfen

Wenn genügend Impfstoff verfügbar sei, könnten in den Zentren bis zu 300.000 Impfungen pro Monat vorgenommen werden. „Weitere Personen sollen in Krankenhäusern und über mobile Impfteams in Pflegeeinrichtungen und ähnlichen Einrichtungen geimpft werden können“, sagte Garg.

Nach aktuellem Planungsstand sollen nach spätestens sechs Monaten die Hausarztpraxen das Impfen übernehmen.