Norderstedt. Zahlen im Kreis steigen weiter rasant an, die Lage in Norderstedter Altenheimen verschärft sich. Schärfere Regeln werden vorbereitet.

Nach 52 Covid-19-Neuinfektionen am Dienstag hat der Kreis Segeberg am Mittwoch laut RKI den Grenzwert von 50 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohnern innerhalb von sieben Tagen deutlich überschritten: Am Morgen meldete das Robert-Koch-Institut einen Wert von 57,4. Aufgrund des rasanten Anstiegs der Neuinfektionen berät die Kreisverwaltung weitergehende Beschränkungen. Eine neue Allgemeinverfügung mit Wirkung ab Donnerstag, 29. Oktober, ist in Vorbereitung.

Die Neuinfektionen am Dienstag: Eine weitere Person aus dem Alten- und Pflegeheim Haus im Park sowie 16 Personen aus der Senioreneinrichtung Haus zum Steertpogg in Norderstedt haben sich mit dem Coronavirus infiziert. Bei 35 positiv getesteten Personen konnte die Infektionsquelle noch nicht ermittelt werden. Die Gesamtzahl aller bisher nachgewiesenen Infizierten im Kreis steigt auf 784. Wieder als genesen gelten 591 Menschen. Aktuell sind 186 Personen mit Corona infiziert. Sieben Personen werden in einer Klinik versorgt, davon eine auf der Intensivstation.

Im Norderstedter Altenpflegeheim Haus zum Steertpogg sind am Freitag wie berichtet zwölf neue Infektionen bekannt geworden. Darunter zehn Bewohner sowie zwei Mitarbeiter, die aber beide nicht im Kreis Segeberg wohnen. Am Sonntag wurden rund 150 Bewohner und Mitarbeiter getestet. Am Montag war die Zahl der infizierten Bewohner auf zwölf gestiegen. Nun sind erste Testergebnisse ausgewertet: Insgesamt sind nun neun Mitarbeiter und 24 Bewohner positiv. Weitere Ergebnisse stehen noch aus.

Bewohnerin aus Tangstedt hat Virus mitgebracht

Das Virus ist durch eine Bewohnerin aus dem Tangstedter Alten- und Pflegeheim Sommer in die Einrichtung nach Norderstedt gelangt. In Tangstedt ist es vergangene Woche ebenfalls zu einem Corona-Ausbruch gekommen. Weil das Altenheim Sommer insolvent ist und Ende November schließt, müssen die Senioren in andere Häuser umziehen.

Für die Aufnahme neuer Bewohner hat das Unternehmen Korian, das das Haus zum Steertpogg betreibt, ein spezielles Schutzkonzept erstellt. Dieses sieht vor, dass alle neu aufgenommenen Senioren getestet werden und bis zur Vorlage des negativen Testergebnisses in einem separierten Wohnbereich bleiben. „Der Test der neu aufgenommenen Bewohnerin aus Tangstedt war negativ“, teilte Korian dem Abendblatt auf Nachfrage mit. Nach Bekanntwerden der Infektion habe man umgehend alle notwendigen Schutz- und Hygienemaßnahmen getroffen. „Die betroffenen Wohnbereiche wurden sofort für Besucher geschlossen und nach Rücksprache mit dem Gesundheitsamt unter Quarantäne gestellt“, so Korian. Seitdem werde zweimal täglich die Temperatur der Bewohner kontrolliert. Die positiv getesteten Mitarbeiter befinden sich in häuslicher Quarantäne. Gemeinschaftsaktivitäten finden derzeit nicht statt.

Die komplette Einrichtung an der Ulzburger Straße steht unter Quarantäne und ist für Besucher bis auf Weiteres geschlossen. „Uns ist bewusst, dass diese Situation für alle Beteiligten nicht einfach ist“, sagt Betreiber Korian. „Unsere Mitarbeiter sind jedoch sehr engagiert und kümmern sich um die Bewohner. Trotz der Umstände wollen wir unseren Bewohnern einen weitestgehend normalen Tagesablauf ohne Einschränkung ihrer Lebensqualität ermöglichen.“

Auch im Norderstedter Senioren- und Pflegeheim Haus im Park grassiert das Virus. Ein weiterer Bewohner hat sich mit Covid-19 infiziert. Damit steigt die Zahl auf vier, hinzu kommen zwei Mitarbeiter. „In den folgenden Tagen wird es in Abstimmung mit dem Gesundheitsamt des Kreises eine ganze Reihe weiterer Tests von Mitarbeitenden und Bewohnerinnen und Bewohnern geben“, sagt Bernd-Olaf Struppek, Sprecher der Norderstedter Stadtverwaltung. Die Leitung der Einrichtung habe sich entschieden, nicht nur über bestimmte Wohnbereiche, sondern über das gesamte Haus im Park Quarantäne zu verhängen. Die Bewohnerinnen und Bewohner dürfen ihre Zimmer beziehungsweise ihre Wohnbereiche nicht verlassen und auch keinen Besuch empfangen. Die Mitarbeiter, die positiv getestet worden sind, befinden sich in häuslicher Quarantäne. „Natürlich ist die Situation sowohl für die Bewohnerinnen und Bewohner als auch für die Mitarbeitenden belastend“, sagt Struppek.

Die Versorgung der 140 in der Einrichtung lebenden Menschen sei aber durchweg sichergestellt. Veranstaltungen seien derzeit nicht geplant. Sollte sich die Corona-Situation wieder beruhigen und bis Weihnachten stabil bleiben, wäre es denkbar, in den einzelnen Wohnbereichen und im kleinen Rahmen mit kleinen Gruppen und Abstandswahrung für weihnachtliche Stimmung und Unterhaltung zu sorgen.

Paracelsus-Klinik verhängt landesweiten Besucherstopp

Die Paracelsus-Kliniken haben für alle Klinikstandorte der bundesweit agierenden Klinikkette erneut auf einen kompletten Besucherstopp abgestellt. Das bedeutet, das ab sofort auch keine Besucher mehr in der Einrichtung in Henstedt-Ulzburg erlaubt sind. „Wir tun alles, um eine weiter steigende Verbreitung des Virus zu verhindern. Wir sehen uns als Betreiber von Krankenhäusern und Rehabilitationskliniken in einer besonderen Verantwortung gegenüber unseren Patienten und Mitarbeitern, der Besuchsstopp ist ein Baustein in einer ganzen Reihe von Sicherheitsmaßnahmen“, erklärt der medizinische Geschäftsführer Dr. Christian Utler. Das Verbot gilt bis auf Weiteres.