Norderstedt. Bürgerinnen und Bürger sollen animiert werden, ihre Häuser zu sanieren und durch gesenkten Energieverbrauch den Klimaschutz voranzubringen.

Die Stadt feiert ihren 50. Geburtstag, und Norderstedt ist seit 25 Jahren Mitglied im Klima-Bündnis europäischer Städte. Zum Doppeljubiläum spendiert die Stadt 50 Energie-Checks der Verbraucherzentrale Schleswig-Holstein, denn: Klimaschutz genießt hohe Priorität in Norderstedt. Bis 2040 will die Stadt klimaneutral sein, nur so viel CO2 in die Luft pusten, wie auch gebunden wird. Doch das ambitionierte Ziel liegt momentan in weiter Ferne. Die Energie-Checks sollen die Gewinner nun animieren, ihre Häuser zu sanieren, den Energieverbrauch zu senken und dadurch den Klimaschutz voranzubringen.

Norderstedts Klimaschutzkoordinatorin Birgit Farnsteiner sieht dafür in der energetischen Gebäudesanierung die größten Potenziale. In Norderstedt gebe es relativ viele Einfamilienhäuser, die nach dem Zweiten Weltkrieg gebaut wurden und mit Dämmung, neuen Fenstern oder einer neuen Heizung deutlich weniger Energie bräuchten, was auch das Haushaltsbudget entlaste.

Energie-Check: Welcher ist geeignet?

Doch da hinke Norderstedt hinterher, hatte Farnsteiner gesagt, als sie vor einem Jahr den Politikern im Umweltausschuss die CO2-Bilanz präsentierte. Die bundesweite Sanierungsrate liege bei zwei Prozent, in Norderstedt aber nur bei einem Prozent. Dabei stelle Norderstedt zusätzlich zu den bundesweiten Förderprogrammen sogar eigene Fördermittel bereit (s. Info-Kasten). Doch die würden leider nicht in dem Umfang abgerufen, wie sie sich das wünsche.

Da sollen die energetischen Geschenke nun als Anschub wirken. Interessenten können zwischen dem „Gebäude-Check“, dem „Detail-Check“ und dem „Eignungs-Check Heizung“ wählen. Welcher Check geeignet ist, wird im Erstgespräch mit der Verbraucherzentrale geklärt. „Die Beratung ist kompetent, maßgeschneidert und unabhängig“, sagt Sascha Beetz, Referent Energie der Verbraucherzentrale Schleswig-Holstein (VZSH).

Hausbesitzer erhalten einen schriftlichen Bericht

„Unsere Energie-Checks kosten normalerweise zwischen 226 und 422 Euro. Den größten Teil zahlt das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie. Die 30 Euro, die die Ratsuchenden normalerweise zahlen müssen, übernimmt nun die Stadt Norderstedt“, erklärt der Referent. Die VZSH arbeitet mit unabhängigen Energieberatern zusammen, hoch qualifizierte und spezialisierte Ingenieure und Architekten.

Zu einem vorher vereinbarten Zeitpunkt prüfen sie im Haus oder in der Wohnung, ob sich die Ausgaben für Strom oder Heizung senken lassen. Außerdem erläutern die Berater, wie erneuerbare Energien im Haushalt genutzt werden können. Sie informieren zudem darüber, wo und wie Fördermittel beantragt werden können. Abschließend erhalten die Hausbesitzerinnen und Hausbesitzer einen schriftlichen Bericht mit Tipps zum weiteren Vorgehen.

Die Kooperation läuft bis Ende 2021 und hat das Potenzial, den CO2-Verbrauch um bis zu 550 Tonnen pro Jahr zu senken. Mit dem bisherigen Fortschritt beim Klimaschutz lasse sich das Ziel, bis 2040 Nullemissionsstadt zu werden, nicht erreichen, bilanzierte Klimaschutzkoordinatorin Farnsteiner im vorigen Herbst. Es gehe viel zu langsam voran. Zwar sinke der Ausstoß des Klimakillers CO2 ständig. Doch nach großen Schritten in den ersten Jahren gehe es nun eher in Trippelschritten voran. Seit dem Vergleichsjahr 1990 sank der CO2-Ausstoß bis Ende 2018 um 31,7 Prozent. Damit liege Norderstedt zwar im Bundesschnitt, könne sich aber nicht, wie angestrebt, als treibende Kraft profilieren.

Öffentliche Gebäude werden klimaneutral betrieben

Wobei die Verwaltung selbst Zeichen gesetzt hat. Komplett klimaneutral werden die öffentlichen Gebäude betrieben. Im Rathaus, in Schulen und Kitas wird nur so viel CO2 freigesetzt, wie in der Stadt auch gebunden werden kann. Das hat die Stadt mit einem Bündel von Maßnahmen erreicht: Beim Energiesparwettbewerb geht es in den Kitas und Schulen um sparsamen Umgang mit Strom, Wasser und Heizenergie. Die Stadt hat die Beleuchtung und Ampeln auf LED-Betrieb umgestellt, die Heizanlagen modernisiert und PCs angeschafft, die wenig Energie fressen.

Da habe die Stadt Norderstedt direkt Einfluss nehmen können, in allen anderen Bereichen könne die Stadt nur beraten und unterstützen. Da seien die Bürger und Unternehmer gefragt, sagte Farnsteiner bei der Präsentation der CO2-Bilanz. Mit den kostenlosen Energie-Checks können die Norderstedter den Klimaschutz in der Stadt nun voranbringen.