Kreis Segeberg. Kreistag beschließt ein Modellprojekt und investiert 427.000 Euro binnen drei Jahren. Gemeindeschwestern sollen Senioren unterstützen.

Ältere Menschen im ländlichen Raum sollen gesundheitliche Unterstützung erhalten: Im Kreis Segeberg wird es vom nächsten Jahr an Gemeindeschwestern geben, die sich in zunächst zwei Amtsbezirken um Menschen ab 70 Jahren kümmern sollen, die nicht pflegebedürftig sind und zu Hause wohnen.

Weil in anderen Bundesländern bereits gute Erfahrungen mit Gemeindeschwestern gemacht wurden, hat der Segeberger Kreistag einen Grundsatzbeschluss gefasst, dieses Modell ebenfalls auszuprobieren und dafür etwa 427.000 Euro für die kommenden drei Jahre zur Verfügung zu stellen. Die Entscheidung dafür fiel gegen die Stimmen der CDU. Die Fraktion kritisiert, dass die Ziele des Projekts Gemeindeschwester zu ungenau formuliert seien, etwa bei der Altersbeschränkung, zudem gebe es bereits viele andere Hilfsmöglichkeiten, die zeitgemäßer seien. Auch die AfD verweigerte ebenfalls die Zustimmung zum Modellprojekt.

Mit dem Beschluss können nun die Planungen für die Umsetzung beginnen. In den beiden Modellregionen soll je eine Gemeindeschwester zum Einsatz kommen. Für den Job kommen laut Kreisverwaltung nur erfahrene Fachkräfte aus der Pflege und der Sozialarbeit infrage. Die Gemeindeschwestern beraten zum Beispiel zu Hausnotruf, Haushaltshilfen, Essens- und Fahrdiensten, sie knüpfen Kontakte zur Nachbarschaft, motivieren zur Teilnahme an Angeboten, immer mit dem Ziel, der möglichen Vereinsamung entgegenzuwirken.

Das vom Kreistag beschlossene Modell ist nicht die einzige Hilfsmöglichkeit für ältere Menschen im Kreis Segeberg. Es gibt ausgebildete ehrenamtliche Kräfte die für die unterschiedlichen Organisationen tätig sind, Senioren zu unterstützten und sie vor Einsamkeit zu bewahren. Es gibt Besuchsdienste, Nachbarschaftshelfer, Demenzbegleiter und seit Kurzem auch sechs Nichtärztliche Praxisassistenten, die im Auftrage von Hausärzten die Patienten zu Hause besuchen, um einfache medizinische Arbeiten wie Blutdruckmessen, Wiegen oder Verbandswechsel vorzunehmen.

Der Kreis Segeberg unterstützt die Ausbildung zu Praxisassistenten finanziell. Auch dabei handelt es sich um einen Modellversuch, der später möglicherweise ausgeweitet werden soll. Das Modell der Gemeindeschwester setzt vor allem auf präventive Arbeit und nicht auf medizinische Betreuung. Der Hausbesuch hat das Ziel, die Chancen von älteren Menschen zu erhöhen, so lange wie möglich und gewünscht in ihrer eigenen Häuslichkeit leben zu können. Selbstständigkeit, Selbstbestimmung, gesellschaftliche Teilhabe, Mobilität und Lebensqualität im Alter sollen ermöglicht und gefördert werden. Je nach Lage des Einzelfalles dienen die präventiven Hausbesuche außerdem als Hilfen zur Bewältigung von Isolation.

Eine Konkurrenz zu vorhandenen Pflegediensten sollen die Gemeindeschwestern nicht sein. Vielmehr soll für Menschen ohne Pflegebedarf, die jedoch Unterstützung und Beratung zur weiteren Lebensgestaltung benötigen, eine Leistungslücke geschlossen werden.

Für das Gemeindeschwester-Projekt können sich örtlich verankerte Träger der Wohlfahrtspflege beim Kreis Segeberg bewerben. Bis Ende des Jahres schlägt die Kreisverwaltung vor, in welchen Amtsbezirken im Kreis Segeberg mit dem Modellprojekt begonnen wird. Darüber entscheidet dann der Kreistag.

Von 2021 bis 2023 werden pro Jahr 142.000 Euro bereitgestellt. Es wird davon ausgegangen, dass noch weitere Kosten hinzukommen könnten, etwa für Öffentlichkeitsarbeit. Fördermöglichkeiten, wie durch EU-Mittel der Aktivregionen, werden noch geprüft.