Norderstedt. Strandhaus im Arriba-Strandbad und Wasserski-Betreiberin im Clinch über die Frage, wer das Sagen über das kulinarische Angebot hat.
Die Norderstedter lieben ihren Stadtpark – und dazu einen Kaffee und Kuchen, ein Mittagessen oder einen Snack. Doch wer serviert? Genau über diese Frage sind sich nun die Gastronomen des Parks in die Haare geraten. Die Stadtwerkeleitung, die Stadtpark GmbH und die Kommunalpolitik haben sich eingeschaltet.
Öffentlich wurde der Streit am vergangenen Wochenende. Als sich einige Stadtparkbesucher vor dem Strandhaus im Arriba-Strandbad die Nasen an verschlossenen Türen stießen. Die karge Erklärung dazu gab es auf Facebook: „Liebe Gäste, wir müssen ab heute das Tagesgeschäft schließen!“, schrieb Betreiber Aydin Farhadi. „Vielen Dank für die tolle Zeit.“ Das klang nach Abschied. Und sorgte für die netzüblichen wilden Spekulationen.
Streit zwischen Strandhaus- und Wasserski-Betreiber im Stadtpark Norderstedt
Strandhaus-Fans empörten sich, schimpften auf die Verantwortlichen des Stadtparks – und ganz besonders auf Anne Rumpel. Denn die Wasserski- und Adventure-Golf-Betreiberin ist die Herrin über das gastronomische Angebot im Norderstedter Stadtpark – das hat sie sogar schriftlich, in Form eines Vertrages mit der Stadtpark GmbH.
Aydin Farhadi sieht das offenbar nicht ein und schiebt ihr den Schwarzen Peter zu: „Wir mussten schließen, weil die Badesaison vorbei ist und Anne Rumpel nicht möchte, dass unser Tagesgeschäft weiterläuft.“ Tatsächlich aber hat Anne Rumpel über alle Teller und Tassen im Stadtpark zu bestimmen. Denn sie und ihre Familie haben auch massiv eigenes Geld im Stadtpark investiert.
Nach dem Ende der Landesgartenschau 2011 sollte eine Hauptgastronomie im Stadtpark etabliert werden. Die Stadtpark GmbH, die unter dem Dach der Stadtwerke arbeitet, hat einen Investor gesucht, der das Gastronomiegebäude auf eigene Kosten baut und betreibt. Damals hat man sich für die Wasserski-Betreiber Rumpel entschieden. Die Rumpels schufen Attraktionen, die heute im Park die Besucher anlocken: die Wasserski-Anlage, das Adventure-Golf und das Café und Restaurant „Haus am See“.
Stadtwerke: Hauptgastronomin ist Anne Rumpel
"Anne Rumpel hat damals die komplette Verantwortung übernommen. Für diese Risikoübernahme ist sie als Hauptgastronomin unsere erste Ansprechpartnerin“, sagt Stadtwerke-Chef Jens Seedorff. Dieses Recht sei ihr schriftlich zugesichert worden. „Die Verträge sind schon immer so gewesen“, bestätigt auch Arriba-Chef Ruud Swaen, der das Strandhaus an Aydin Farhadi verpachtet hat. Swaen: „Es war immer klar: Man hört nach dem Sommer auf. Dann ist das Strandhaus geschlossen.“
Mit Rumpels Einverständnis durfte das Strandhaus in der Vergangenheit bereits außerhalb der Badesaison öffnen. Doch nun haben sich die Vorzeichen geändert. Anne Rumpel hat erneut investiert, macht aus dem „Haus am See“ mit einem neuen, jungen Konzept das „Spotz“. Ruud Swaen: „Und weil sie bald eröffnet, hat Anne Rumpel von ihrem Recht als Hauptgastronomin Gebrauch gemacht. Und das ist völlig in Ordnung.“
Doch das sieht Aydin Farhadi anders. Er berichtet, er dürfe im Strandhaus keine Veranstaltungen mehr wie Salsa-Tanzen und Wine-Tasting anbieten. „Auch das kann Anne Rumpel bestimmen“, sagt Farhadi. Nur die Lesungen und die beliebten After-Work-Partys könne es weiterhin geben. Ebenso wie geschlossene Gesellschaften. Hochzeiten, Geburtstage und Firmenfeiern sind von dem Gastronomie-Vorzugsrecht ausgenommen. „Den umsatzstärksten Teil, die Veranstaltungen, darf er weiter betreiben“, sagt Stadtwerke-Chef Seedorff. In dem Streit zwischen den Wirten geht es also hauptsächlich um das tägliche Kaffee-und-Kuchen-Geschäft.
Stadtparkverantwortliche irritiert Verhalten des Strandhaus-Betreibers Farhadi
Aber Farhadi muss schließen, und das obwohl das Restaurant von Rumpel seit März wegen eines Wasserschadens renoviert werde. Bis zur Fertigstellung können Parkbesucher nur Snacks auf der Terrasse kaufen. „Schon beim Bau vor acht Jahren ist ein Rohr beschädigt worden. Das wurde jetzt erst entdeckt“, berichtet Anne Rumpel. Sie hofft, Ende Oktober das „Spotz“ eröffnen zu können. Der Innenraum wurde umgestaltet, künftig soll es ein junges Selbstbedienungskonzept geben. „Jeder Stadtparkbesucher soll sich darauf verlassen können, immer einen Kaffee bei uns zu bekommen“, versichert Rumpel.
Das Verhältnis zwischen den Verantwortlichen des Stadtparks und Farhadi aber scheint nachhaltig beschädigt zu sein. „Die Begleitmusik, mit der sich der Pächter nun verabschiedet hat, hat uns irritiert“, sagt Stadtwerke-Leiter Seedorff. „Das hat unsere Freundschaft natürlich nicht vertieft.“ Insbesondere in den sozialen Medien sei der Eindruck entstanden, die Hauptgastronomin würde den Betrieb im Strandbad einschränken, sagt Seedorf. „Dem ist eindeutig nicht so. Es hat sich nichts geändert an den bestehenden Verträgen. Aber wir sind offen für Verbesserungen, Erweiterungen und Veränderungen des Gastronomiekonzeptes.“
Auch Eva Reiners von der Stadtpark GmbH zeigte sich verwundert über Farhadis Vorstoß. „Wir haben es immer geschafft, an einem Tisch zu sitzen, um gemeinsam mit unseren Partnern Lösungen zu finden. Von diesem Zungenschlag, dass irgendwer bestimmt und Herrscher ist, möchten wir uns klar distanzieren.“
Peter Holle, Fraktionschef der CDU, macht den Kaffee-Streit zum Politikum. Er stellt das Gastronomie-Monopol von Anne Rumpel infrage und ist der Meinung, dass der Stadtpark mehr als eine Gastronomie verträgt. Im Hauptausschuss der Stadtvertretung hat er eine Anfrage zu den Gastro-Verträgen im Park gestellt. Holle möchte eine politische Diskussion über die Frage führen, wer künftig wem einen Kaffee im Stadtpark servieren darf. Ausgang offen.