Norderstedt/Kaltenkirchen. Lockerungen der Corona-Auflagen erlauben Arriba und HolstenTherme eingeschränkten Betrieb der Saunen. Doch die Badegäste meiden das Schwitzen.
Wer regelmäßig in öffentliche Saunen geht, meidet jene Zeiten, in denen es erfahrungsgemäß eng wird auf den Bänken vor den Öfen. Das war vor Corona. Die Pandemie bietet Sauna-Fans derzeit eher die Möglichkeit, die Sauna ihrer Wahl ganz exklusiv mit wenigen Gleichgesinnten zu genießen.
„Die Gäste kommen einfach nicht“, sagt Ruud Swaen, Geschäftsführer des Norderstedter Arriba-Erlebnisbades. „Sie haben Angst, sind unsicher, trauen sich nicht.“ In seinen 26 Jahren als Arriba-Bad-Chef habe er eine solche Krise noch nicht erlebt.
Nun gibt es Hoffnung. Die Landesregierung hat in dieser Woche die Corona-Auflagen für das Saunieren in öffentlichen Bädern gelockert. Swaen hat das mit Erleichterung aufgenommen. Seit Juni durfte Swaen nur eine Person oder eine Familie gleichzeitig in die Sauna lassen. Jetzt können bis zu 60 der derzeit im Arriba insgesamt zugelassenen 550 Badegäste in den Sauna-Bereich. 23 von ihnen dürfen mit dem notwendigen Abstand bei 80 bis 95 Grad gemeinsam schwitzen. „Das ist schon mal eine Riesen-Entspannung für uns“, sagt Swaen.
Im Arriba sind alle 90 Mitarbeiter an Bord und beschäftigt. In Norderstedt mussten sie trotz der vorgeschriebenen Schließung von knapp drei Monaten bis zum 8. Juni nur zwei Wochen lang in Kurzarbeit. „Wir haben in dieser Zeit hier mit viel Eigenarbeit alles renoviert, repariert und gereinigt“, erklärt Swaen.
Der Appell der Holstentherme zeigte Wirkung in Kiel
Auch in der Holstentherme wurden die Corona-Lockerungen sehnlichst erwartet. „Wir atmen auf und fahren den Betrieb zum 1. Oktober wieder hoch“, sagt Holstentherme-Chef Stefan Hinkeldey. Seit Mitte März war die Therme geschlossen. Etwa zwei Drittel der 160 Mitarbeiter werden jetzt aus der Kurzarbeit geholt.
Mit Schreiben, Telefonaten und einem Hilferuf über die Medien hatten die Macher des Kaltenkirchener Schwimmbades zuvor an die Landesregierung appelliert, die Corona-Auflagen für ihre sechs Saunen denen der anderen Bundesländer anzupassen. Statt wie in Hamburg, wo bereits zehn Menschen zugleich in einer Kabine schwitzen können, waren hierzulande nur Einzelpersonen oder Haushaltsmitglieder erlaubt. Ein solcher Einzel-Betrieb sei aber nicht wirtschaftlich, klagte Hinkeldey und sprach von zwei Millionen Euro Minus, die das Bad der Stadt Kaltenkirchen in diesem Jahr kosten werde.
Verbandsvertreter, die die Vorgaben Schleswig-Holsteins für „unsinnig und unökologisch“ hielten, unterstützten den Appell, der nun zur Lockerung führte. Saunen und Whirlpools dürfen jetzt mit „Abstandsgebot und Kontaktverbot“ zu Menschen außerhalb des eigenen Hausstandes wieder besucht werden. Ausnahme bilden die weniger heißen Dampfbäder, wo „die gleichzeitige Nutzung weiterhin nur einzeln oder durch die Mitglieder eines gemeinsamen Haushalts zulässig (ist), weil das feuchte Milieu das Halten von ausgeatmeten Tröpfchen in der Luft begünstigt“, heißt es in der neuen Landesverordnung, die seit dem 15. September gilt.
„Es ist gut und richtig, dass sich die Politik nun den Empfehlungen der Verbände und den Regeln in den anderen Bundesländern angeschlossen hat“, sagt Hinkeldey. Vom 1. Oktober an könnten nun bis zu 850 Badegäste wieder gleichzeitig in die Holstentherme kommen: 470 in das Erlebnisbad und 310 in die Sauna-Welt, die restlichen 70 in das Fitness- und Wellness-Studio, das als einziges bereits vorher geöffnet hatte.
Das bedeute, dass die einzelnen Saunen etwa ein Viertel der platzmäßig möglichen Besucher aufnehmen könnten, sagt Hinkeldey. Also zum Beispiel 20 in die größte „Mexico-Sauna“, die sonst Platz für bis zu 80 schwitzende Leute gleichzeitig hätte. Auf der Homepage könnten sich die Besucher vorab über die aktuelle Auslastung des Bades informieren.
Die 160 Mitarbeiter, die seit Mitte März in Kurzarbeit sind, seien informiert und freuten sich natürlich, wieder arbeiten zu können. „Wir überlegen jetzt, ob alle wieder zu zwei Dritteln beschäftigt werden oder ob ein Drittel noch in Kurzarbeit bleibt.“
Doch die Gäste bleiben vorsichtig. Die Betreiber rechnen weiterhin nur mit etwa der Hälfte des Zulaufs der Vor-Corona-Zeit. Weder Hinkeldey noch Swaen glauben an eine schnelle Erholung. „Wir rechnen mit 50 bis 60 Prozent des Besucheraufkommens von vor der Corona-Krise“, sagt Hinkeldey. Das werde sich auch im nächsten Jahr noch nicht ändern. Ruud Swaen darf derzeit zwar 550 Gäste ins Arriba reinlassen. „Aber so viele kommen nicht“, sagt Swaen. Er rechnet in diesem und im nächsten Jahr mit jeweils 400.000 Besuchern, halb so viele wie sonst. Weshalb sich das Defizit des Arriba-Bades in Norderstedt auf 4,3 Millionen Euro verdoppeln werde. Swaen: „Ich muss ja realistisch bleiben.“