Bad Bramstedt . Bis 2028 sollen bis zu 90 Millionen Euro investiert werden. Gesucht wird noch ein „strategischer Partner“.

Noch vor wenigen Wochen gab es Alarmmeldungen aus dem Klinikum Bad Bramstedt: Von schweren Zeiten wegen der bestehenden Corona-Auflagen war die Rede, von Kurzarbeit und von zwei Millionen Euro, die jeden Monat fehlten. Schwierig sind die Zeiten immer noch, aber das Klinikum stellt trotzdem die Weichen für eine völlige Umstrukturierung und kündigt an, hohe Millionenbeträge zu investieren, um den Komplex zu einem Medizin-Park weiterzuentwickeln. Bis zum Jahr 2028 soll sich das Gesicht des jetzigen Klinikums völlig verändert haben. In jenem Jahr wird der 100. Geburtstag der Rheuma-Klinik Bad Bramstedt, der Keimzelle des jetzigen Komplexes, gefeiert.

Jens Ritter, Geschäftsführer des Klinikums Bad Bramstedt, ist zuversichtlich und glaubt an die Chancen, die das neue Konzept zu bieten hat: „Wir sind auch nach Meinung von Experten inhaltlich und medizinisch gut aufgestellt und haben gute Marktchancen, uns für die Zukunft im Gesundheitssektor gut zu entwickeln.“

Medizinisch hat das Klinikum über Schleswig-Holstein hinaus einen guten Ruf, es gibt aber einen entscheidenden Nachteil: Die Verteilung der Gebäude auf dem rund 70 Hektar großen Gelände ist unübersichtlich. Die dezentrale Struktur hat sich für Patienten mit starken Gehbehinderungen – und davon gibt es nach Angaben von Jens Ritter immer mehr – als großes Hindernis erwiesen. „Wir benötigen ganz eindeutig eine zentrale Struktur für bessere Prozessabläufe“, sagt der Geschäftsführer.

Neubau soll die drei alten Reha-Gebäude ersetzen

Am 21. Juli hätten die Gesellschafter deshalb die Weichen für den Weg zur Umwandlung und Weiterentwicklung zum Medizin-Park gestellt. Jens Ritter kündigt an, dass die Klinikum Bad Bramstedt GmbH 80 bis 90 Millionen Euro in die Hand nehmen werde, um das Gelände neu zu strukturieren. Noch nicht eingerechnet sind Investitionen, die ein künftiger „strategischer Partner“ vornehmen wird. Der noch zu suchende privatwirtschaftliche Partner soll unter anderem ein neues Reha-Gebäude auf einem der Gesellschaft gehörenden Grundstück bauen. Dieser Neubau dient dann als Ersatz für die drei alten Reha-Gebäude auf Grundstücken, die von der Klinik-Gesellschaft verkauft werden sollen. Mit dem Neubau des zentralen Gebäudes wird der Reha-Bereich gleichzeitig vergrößert.

Auf allen zum Kauf angebotenen Grundstücken soll der Partner ergänzende medizinische und nichtmedizinische Leistungsangebote umsetzen. Dazu gehören eine Pflegeeinrichtung, Betreutes Wohnen, Mitarbeiterwohnungen, eine Kindertagesstätte sowie eine Pflege- und Therapieschule. Die errichteten Gebäude mietet die Klinik-Gesellschaft anschließend für die eigene Nutzung. Das historische Kurhaus und das komplett modernisierte Therapiering-Gebäude bleiben bestehen und werden in den Medizin-Park integriert.

Jens Ritter, Geschäftsführer des Klinikums Bad Bramstedt.
Jens Ritter, Geschäftsführer des Klinikums Bad Bramstedt. © Frank Knittermeier | Frank Knittermeier

Die zurzeit vorliegende Planung für die Investitions- und Instandhaltungskosten werden aktuell durch ein Architektenbüro und eine interne Arbeitsgruppe überprüft und mit den Beteiligten und Nutzern an die Entwicklungsplanung angepasst. „Dann erhalten wir eine entsprechend belastbare Kostenprognose“, sagt Geschäftsführer Ritter. Er sorgt jetzt für die Einleitung eines Bauleitverfahrens, um die Bebauungsrechte für die zum Verkauf stehenden Grundstücke zu klären, und geht gleichzeitig auf die Suche nach einem finanzkräftigen Partner, der an der Entwicklung und Umsetzung der Pläne beteiligt werden soll. Interesse hat das Klinikum außerdem an einer Zusammenarbeit mit einem möglichen Hotelbetrieb am Rande des späteren Medizin-Parks. Das frühere Hotel Gutsmann steht seit 2013 leer, nach neuesten Plänen könnte dort ein Wohnhaus entstehen, aber geklärt ist noch nichts.

Die Folgen des Corona-Lockdowns fallen nach Angaben von Geschäftsführer Jens Ritter für das Klinikum nicht ganz so gravierend aus wie befürchtet. „Wir haben uns gut erholt, die Rehabilitation ist wieder zu fast 90 Prozent ausgelastet, aber am Jahresende wird uns etwa eine Million Euro fehlen.“