Tangstedt. “Zu groß und am falschen Ort.“ Anwohner in der Gemeinde Tangstedt wehren sich gegen Neubau-Pläne am Standort in der Dorfmitte.
Unmittelbar vor der Sitzung des Planungs- und Umweltausschusses am morgigen Dienstag (19.30 Uhr, Turnhalle) gibt es in Tangstedt weiterhin deutliche Kritik an den Plänen für ein neues Alten- und Pflegeheim in der Dorfstraße. Wie bereits im Juni berichtet, soll das mehr als 50 Jahre alte Haus Sommer abgerissen und durch einen Neubau ersetzt werden. Die Zahl der Bettenplätze würde sich auf dann rund 90 mehr als verdoppeln. Investor ist die GWK (Gesellschaft für Wohnkonzepte), sie hat das 3000 Quadratmeter große Grundstück erworben. Der Hamburger Architekt Thomas Eichentopf, Spezialist für derartige Vorhaben, hat den Auftrag zur Umsetzung. Nötig hierfür ist eine Änderung des Bebauungsplans 28, die in der Sitzung beschlossen werden könnte.
Zu groß und dazu noch am falschen Ort – das monieren Anwohnern, die sich zu einer Gruppe zusammengeschlossen haben. Sie kündigen an, sich auch im Ausschuss zu Wort zu melden. Einer von ihnen ist Volker Heydolph, er hat sogar einen Artikel zum Thema in den „Tangstedter Seiten“ veröffentlicht, die jeder Haushalt in der Gemeinde bekommt. „Primär geht es uns um die Größe des Objektes, es ist ein Riesenbauwerk“, sagt der Tangstedter.
Bis zu 10,50 Meter hoch, dazu ein Flachdach, während die Umgebung von Satteldächern geprägt ist – das passt nicht zu den angrenzenden Mehrfamilien- und Reihenhäusern, meint Heydolph, der den dörflichen Charakter gefährdet sieht. „Der Vorsitzende des Planungsausschusses hat angemerkt, dass viele Tangstedter auch im Alter gerne in Tangstedt bleiben möchten. Aber in diesem Betonklotz kann ich mir das nicht vorstellen.“ Hartmut Döring, ein weiterer Bürger aus der Nachbarschaft, sagt, ein Gebäude dieser Größe sei „eher etwas für ein Gewerbegebiet, das passt gar nicht in die Dorfstraße“.
Haus Sommer ist neben einer weiteren Einrichtung in Rade das einzige Altenheim in der Gemeinde
Das Haus Sommer ist neben einer weiteren Einrichtung im Ortsteil Rade das einzige Altenheim in der Gemeinde. Es war in den vergangenen Jahren oft zu hören, dass es in Tangstedt immer mehr Bürger gibt, die aus ihren Einfamilienhäusern in kleinere, seniorengerechte und barrierefrei Wohnungen umziehen möchten. Und wenn das Umland mit in die Kalkulation einbezogen wird, dürfte das Interesse fraglos vorhanden sein.
Christoph Singer, Gemeindevertreter der Grünen, sagt dennoch: „Wir stehen hinter der Kritik. Hier sollen Senioren einziehen und sich wohlfühlen. Wir sind für ein Altenheim, aber nicht in dieser Dimension.“ Auch er verweist auf die nicht ausreichend bedachte Verkehrs- und Parkproblematik – gerade, weil die Dorfstraße auch ein Schulweg sei. „Und die Rathaus-Bushaltestelle ist die am meisten frequentierte in Tangstedt.“
Nicht nur während der Bauphase, sondern auch anschließend würde, so die Kritiker, der Anlieferverkehr zunehmen. Dazu müssten ja auch die Angestellten irgendwo parken. Was aus Sicht der Grünen hinzukommt: Ein im vergangenen Jahr initiierter Ideenwettbewerb, an dem sich Planungs- und Architekturbüros beteiligen können, soll ein Konzept für eine Entwicklung der Dorfmitte ergeben. Das beinhaltet das Rathausnebengelände und die alte Mühle.
Eine mögliche Alternative: mehrere kleinere Heime im Ort
Darüber hinaus hatte sich die Politik in Tangstedt darauf verständigt, dass in Zukunft alle wesentlichen Entwicklungsvorhaben über eine städtebauliche Rahmenplanung aufeinander abgestimmt werden sollen. „Es geht darum, wie Flächen zusammenspielen können. Und den Wettbewerb haben wir gestartet, damit es in der Ortsmitte wieder schön ist“, so Singer.
Eine Alternative, die immer wieder genannt wird: Statt eines größeren Heims könnte es mehrere kleinere Projekte geben, die integriert werden könnten in die mittel- bis langfristigen Planungen für die Entwicklungsflächen am Funkturm, am Kuhteich und im Bereich Lindenallee.
Oder das komplette Alten- und Pflegeheim würde auf einer etwas außerhalb gelegenen Freifläche realisiert. Das allerdings hatte Eckhard Harder (CDU), Vorsitzender des Planungs- und Umweltausschusses, bereits ausgeschlossen unter Verweis auf eine Vorgabe der Landesplanung, wonach für Neubauprojekte möglichst wenig Flächen verbraucht werden sollten. „Grünflächen sind in unserer Gemeinde ein großes Gut, das wir schützen müssen“, sagte er.
Planungs- und Umweltausschuss der Gemeinde Tangstedt, Dienstag, 1. September, 19.30 Uhr, Turnhalle, Schulstraße.