Norderstedt. Nach 23 Jahren als Technischer Werkleiter bei den Stadtwerken Norderstedt geht Axel Gengelbach in den Ruhestand – und zeiht Bilanz.

Wachwechsel an der Spitze der Norderstedter Stadtwerke. Mit Axel Gengelbach (65) verlässt der erfahrenste der drei Werkleiter das städtische Unternehmen mit seinen mehr als 500 Mitarbeitern. Nach 23 Jahren als Technischer Werkleiter geht Gengelbach in den Ruhestand.

Norderstedt verliert seinen „obersten Techniker“ und er persönlich „einen loyalen, verlässlichen und guten Rat gebenden Kollegen“, sagte Werkleiter-Kollege Theo Weirich bei dessen Verabschiedung. Und auch er werde Gengelbachs „konstruktive Lösungen“ wohl bald vermissen, wenn er mal wieder vor „Riesenhürden“ stehen sollte, würdigte der Erste Werkleiter Jens Seedorff das Schaffen des baldigen Rentners und gestand, deshalb ein wenig traurig zu sein. Gengelbach habe sich um die Stadt verdient gemacht, dankte Oberbürgermeisterin Elke Christina Roeder ihm für „seinen Einsatz und seine Leidenschaft“.

Als er 1997 die Nachfolge von Uwe Kühl als Technischer Werkleiter antrat, stand die Energiebranche wegen des liberalisierten Marktes vor großen Herausforderungen, erinnerte sich Gengelbach. Die Bürger konnten plötzlich ihre Gas- und Stromanbieter selber aussuchen. Darum entschied das kommunale Unternehmen seinerzeit, als eines der ersten in den Glasfaserausbau zu investieren. „Wir sagten damals dem Personalrat, für alle Beschäftigten Arbeit zu schaffen, aber es könnten andere Arbeitsplätze sein“, so Axel Gengelbach. Das sei mit Hilfe des flächendeckenden Glasfaserausbaus mit Stadtwerke-Sohn wilhelm.tel gelungen. Die Mitarbeiterzahl habe sich seitdem von 200 auf heute 522 mehr als verdoppelt. 2018 erzielten die Stadtwerke bei einem Jahresumsatz von knapp 180 Millionen Euro rund
17 Millionen Euro Gewinn nach Steuern (8,3 Millionen Euro).

„Das war harte, anstrengende Arbeit“, sagte Gengelbach. Die Leitungen mussten nicht nur technisch einwandfrei funktionieren, sie mussten auch Kunden gewinnen, was Weirichs Hauptaufgabe gewesen sei. Und in der jetzigen Corona-Krise „sind wir alle froh, dass wilhelm.tel uns das Leben zu Hause leichter gemacht hat“, sagte OB Roeder.

Die neue Glasfasertechnik nutzte Gengelbach als einer der Ersten in der Branche, um die Netzleittechnik zu digitalisieren und so aus der Ferne von Computern steuern lassen zu können. Seedorff: „Das war eine Pionierleistung von Axel Gengelbach, die nicht groß genug zu würdigen ist.“

Sein Verdienst sei auch der Bau von zehn Blockheizkraftwerken gewesen, die inzwischen 25 Prozent des Norderstedter Strombedarfs mit eigener Produktion abdecken. Gengelbach hat die drei Wasserwerke der Stadt modernisiert, die tief aus dem Erdboden für bestes Trinkwasser sorgten, um das andere Kommunen im Hamburger Umland Norderstedt beneiden würden, sagte OB Roeder. Und er nutzte „die Buddeltätigkeit“, wie Gengelbach selbst die Glasfaserverkabelung nennt, um kurz nach der Jahrtausendwende sämtliche frei stehenden Stromleitungen unter die Erde zu bringen und so weniger anfällig für Störungen zu machen.

Als diplomierter Elektro- und Wirtschaftsingenieur begann der gebürtige Hannoveraner seine berufliche Karriere bei AEG in Berlin und später im Vorstand der Stadtwerke in Wuppertal, wo er auch stellvertretender Betriebsleiter der dortigen Schwebebahn war. Dabei scheint ihm die bescheinigte Weitsicht seines Tuns erst in späteren Jahren gepackt zu haben. Berlin habe er verlassen, weil er in der geteilten Stadt keine große Perspektive gesehen habe, erinnerte sich Axel Gengelbach. „Das war ein Jahr vor der Wende.“

Jetzt im Ruhestand kehre er auch ein Stück weit in sein Heimatland Niedersachsen zurück, kündigte Gengelbach an, er werde ins Alte Land auf die andere Seite der Elbe umzuziehen. „Aber Obstbauer werde ich nicht“, betonte er. Was OB Roeder eher bezweifelte, indem sie sagte: „Ein Macher wie Sie wird den dritten Lebensabschnitt bestimmt nicht im Liegestuhl verbringen.“