Bad Segeberg. Im Segeberger Wasserturm können seit Kurzem Gäste in sechs Doppelzimmern übernachten. Zwei Jahre lang wurde der Turm umgebaut.

Segebergs neueste Errungenschaft ist mit Sicherheit etwas für Liebhaber außergewöhnlicher Architektur und auch für alle Menschen, die generell das Besonders mögen: In der Kreisstadt wurde vor Kurzem ein Hotel eröffnet, das in einem alten Wasserturm untergebracht ist.

Zwei Jahre hat es gedauert, den 36 Meter hohem Turm in ein Hotel umzubauen – die ersten Gäste haben bereits im Wahrzeichen der Stadt übernachtet. Diese seien begeistert gewesen, berichten Geschäftsführer Michael Hintz von der Argos Beteiligungsgesellschaft und die „gute Seele des Hotels“, Petra Kolb. Einige Wasserturm-Fans hatten schon lange vor Fertigstellung eine Buchung vormerken lassen, mussten aber immer vertröstet werden, weil die komplizierten Bauarbeiten sich hinzogen.

Fast 20 Jahre lang wohnte Familie Harksen in dem zum Wohnhaus umgebauten Wasserturm aus dem Jahr 1910. Die Familie verkauften den Backsteinbau schließlich an den Bad Segeberger Investor Hanno Hagemann. Für den Hotelumbau stand auch eine aufwendige Restaurierung des Kulturdenkmals an, die eine hohe sechsstellige Summe verschlang. „Es bringt aber nichts, so etwas nur halbherzig zu machen, besonders die Sanierung des Außenklinkers ist eine Herausforderung gewesen“, sagt Geschäftsführer Hintz. Kilometerlange Fugen mussten komplett erneuert werden, auch einige Ziegel im Mauerwerk mussten ausgetauscht werden.

Sechs Doppelzimmer beherbergt der Wasserturm

Petra Kolb und Michael Hintz in einem der sechs Doppelzimmer.
Petra Kolb und Michael Hintz in einem der sechs Doppelzimmer. © Glombik | Wolfgang Glombik

Jetzt ist alles top, und die Segeberger können stolz sein, das vielleicht originellste Hotel des Nordens in ihrer Stadt zu haben. Mit dem Fahrstuhl kann man alle Ebenen erreichen, in jedem Stockwerk befindet sich ein schönes Apartment, insgesamt sechs Doppelzimmer beherbergt der Turm. Zielgruppe für das Hotel nahe an der Kalkbergarena sind die Karl-May-Fans, Konzertbesucher, Hochzeitsgäste und alle, die das Einmalige mögen. Tatsächlich hat man von hier aus den schmalen und runden Fenstern einen einmaligen Blick zum Kalkberg und über Bad Segeberg.

Aber vor allem ist der Turm auch ein Naturerlebnis. Die früheren Bewohner berichteten immer wieder von der Faszination, hier zu wohnen, wenn bei starkem Gewitter die Blitze um die Turmspitze zucken und sich das Röhren-Wahrzeichen bei starkem Wind auch schon mal etwas bewegte, ja sogar schwankte. Der neue Eigentümer hat nun gleich für zwei Blitzableiter gesorgt, um die von Blitzen in Mitleidenschaft gezogene eiserne Turmspitze zu schonen, und auch bei Sturm fühlt man sich hier wie in Abrahams Schoß.

Mit dem Fahrstuhl kommt man direkt in das Highlight des Apart Hotels Wasserturm, in das oberste Zimmer, das sich durch eine großzügige Empore und eine frei stehende Badewanne auszeichnet. „Der Kalkberg-Blick von hier ist schon cool“, sagt Petra Kolb. Alle Zimmer haben Pantry-Küchen, sind mit Eichenholz gediegen ausgestattet und präsentieren ein eher rustikales individuelles Ambiente. Als kleines augenzwinkerndes Wiedererkennungs-Merkmal ist an den Wänden jeweils eine Strickleiter angebracht. Der Wasserturm hat auch ein eigenes Getränk, den Turm Gin, natürlich Bio. Am Fuß des Turms ist ein Garten für die Hotelgäste angelegt, der zum Beispiel für kleine Hochzeitsfeiern hervorragend geeignet ist.

Unter der Spitze des Wasserturms können die Gäste ein Bad nehmen.
Unter der Spitze des Wasserturms können die Gäste ein Bad nehmen. © Glombik | Wolfgang Glombik

Jedes Apartment hat eine andere Anordnung der Fenster, in den oberen Geschossen sind noch die Stahlkonstruktionen sichtbar, die den Turm vor 100 Jahren mit seinem großen Wasserbehälter stabilisierten. In der fünften Ebene kann das Apartment sogar mit einem Kamin aufwarten. Die Zimmer kosten in der Hochsaison 129 bis 249 Euro, je höher umso teurer.

In 50 Meter Entfernung ist schon das wahrscheinlich kleinste Hotel Deutschlands in Bau, und zwar befindet es sich in einem ehemaligen Trafohäuschen. Die ersten Gäste im Wasserturm kamen übrigens aus Schleswig. Sie wollen auch die ersten Gäste im Hotel-Trafohäuschen sein. „Wenn das Hotel fertig ist, sofort anrufen!“, bekam Petra Kolb von ihnen aufgetragen.