Norderstedt. Bildungsministerin Prien (CDU) lehnt eine allgemeine Maskenpflicht ab und spricht stattdessen nur eine „dringende Empfehlung“ aus.
Mit unterschiedlichem Schulbeginn, zeitlich versetzten Pausen, abgetrennten Pausenräumen für die verschiedenen Jahrgänge sowie festen Regeln und Rechtsverkehr beim Rein- und Rauskommen wollen die Schulen zum Schulbeginn am Montag die Corona-Auflagen erfüllen. Zudem herrscht an allen Schulen mehr oder weniger eine Maskenpflicht im Gebäude und in den ersten zwei Wochen ab der siebten Klasse auch im Unterricht.
Bildungsministerin Karin Prien (CDU) hatte sich allerdings dagegen ausgesprochen, eine allgemeine Maskenpflicht an Schulen einzuführen – das sei verfassungsrechtlich nicht verhältnismäßig oder medizinisch geboten. Allerdings „empfiehlt“ sie in einem Elternbrief allen Schülerinnen und Schülern ab der siebten Klasse „dringend“, in den ersten beiden Schulwochen in der Schule eine Mund-Nase-Bedeckung zu tragen.
Schulbeginn in Corona-Zeiten: "Setzen auf gute Kommunikation"
„Ob das gut ist oder nicht, kann man ja diskutieren“, sagt Stephan Damp, Direktor des Lise-Meitner-Gymnasiums am Schulzentrum-Süd mit fast 1200 Schülern. „Aber es wäre fahrlässig, diese dringende Empfehlung des Bildungsministeriums nicht zu befolgen."
Ähnlich sieht es Heike Schlesselmann vom Coppernicus-Gymnasium in Norderstedt mit seinen 800 Schülern und 60 Lehrern. Es sei zwar nicht wissenschaftlich erwiesen, dass die Masken beim längeren Tragen ausreichend Schutz böten, wie Kinderärzte mahnten. Aber sie werde für die ersten zwei Wochen auch die Maskenpflicht anraten. „Wir setzen auf gute Kommunikation und Einsicht bei unseren Schülern, die ja auch nicht wollen, dass sie ihre Oma und Opas zu Hause mit dem Coronavirus anstecken“, betont Schlesselmann.
Wichtig ist vor allem ein konfliktfreier Schulbeginn
Eine strenge Maskenpflicht in den ersten zwei Schulwochen gibt es auch am Alstergymnasium in Henstedt-Ulzburg für alle 1100 Schüler und 90 Lehrer, sagt Schulleiter Michael Höpner. Nur auf dem Schulhof nicht, wo aber jeder Jahrgang seinen eigenen Aufenthaltsbereich erhalte. „Ein möglichst konfliktfreier Schulbeginn muss am Anfang Vorrang haben. Dafür muss alles andere zunächst zurückstehen“, sagt Höpner.
„Das große Problem ist das Kommen und Gehen“, sagt Carsten Apsel, Schulleiter des Lessing-Gymnasiums in Norderstedt, wo 1100 Schüler von 100 Lehrern unterrichtet werden. Darum sollten nicht alle gleichzeitig um 7.30 Uhr in die Schule kommen, sondern möglichst zeitversetzt. „Das alles zu organisieren, ist Wahnsinn.“
„Die Schulen haben hart daran gearbeitet, die ganzen Auflagen umsetzen zu können“, sagt Schulrätin Meike Harder, die für die etwa 85 Schulen im Kreis Segeberg zuständig ist. „Es sind wirklich gute Lösungen gefunden worden, um den Schulunterricht mit Infektionsschutz und Hygienemaßnahmen gut zu gestalten.“
Weniger Maskenträger kurz vor den Ferien
Beim Probelauf vor den Sommerferien, als die Schulen fünf Wochen lang mit kleinerer Zahl und eine Woche lang wieder mit allen Schülern in den Klassen unterrichtet wurden, habe etwa die Hälfte der 490 Schüler an der Gemeinschaftsschule Harksheide eine Maske getragen, berichtet Schulleiter Rainer Bülck. Erst kurz vor den Ferien seien es weniger Maskenträger gewesen. Auch nun werde es keine Maskenpflicht im Unterricht geben. „Aber wir empfehlen es allen Schülern und Lehrern dringend für ihren eigenen Schutz“, sagt Bülck. Darum habe seine Schule jetzt auch 500 Masken angeschafft.
Ansonsten gebe es nach dem dezidierten Hygiene-Konzept klare Richtungsanweisungen beim Rein- und Rauskommen, die mit Pfeilen auf dem Boden gekennzeichnet sind. Selbst für die Toiletten gibt es unterschiedliche Ein- und Ausgänge, erklärt Bülck. „Der Knackpunkt ist nur die Mensa, wo eben viele Schüler gleichzeitig aufeinandertreffen.“ Pausen würden individuell von den Lehrern bestimmt.
Viele Schulen setzen auf Trennung der Jahrgänge
Mit Pfeilen auf dem Boden und Trennung der Jahrgänge auf den Schulhöfen und Fluren versucht das Gymnasium Kaltenkirchen mit seinen 1000 Schülern, das Ansteckungsrisiko zu minimieren, sagt Schulleiterin Tatjana Rahmani.
Auf Trennung der Jahrgänge setzt auch die Grundschule Niendorfer Straße mit 182 Schülern, sagt Schulleiter Niklas Kissling. Jede Klassenstufe fange fünf Minuten früher oder später an, jeweils zwei Klassen haben zusammen Pause, aber müssten sich dann auf voneinander getrennten Bereichen aufhalten. Eine Maskenpflicht gebe es von der Schulpforte bis zum Klassenraum. Beim Sportunterricht werde auf Sportarten, bei denen die Kinder engen Kontakt zueinander hätten, verzichtet.
Die Grundschule Pellwormstraße teilt alle fünf Klassen in Kohorten auf, die jeweils genau festgelegte Wege und Bereiche im Schulgebäude und außerhalb zugeteilt bekommen, sagt Schulleiterin Ute Koß. Das sei bei einer Telefonkonferenz mit den Schulräten so abgestimmt worden.
Einschulung klassenweise nacheinander
Die Einschulungen erfolgen ebenfalls in Etappen. So würden die fünf neuen fünften Klassen in zwei Gruppen mit höchstens zwei Begleitern nacheinander eingeschult, erklärt Schulleiter Frank Bähr vom Städtischen Gymnasium in Bad Segeberg, wo 812 Schüler von 61 Lehrern unterrichtet werden.
Am Gymnasium Harksheide werde die Einschulung der Fünftklässler klassenweise nacheinander geschehen, sagt Schulleiterin Kristin Vorwerck. Dies werde in der Sporthalle bei offenen Türen und mit Mund- und Nasenschutz aller Teilnehmer über die Bühne gehen. Im Unterricht werde es wie vom Ministerium empfohlen erst ab dem siebten Jahrgang für die ersten zwei Wochen eine Maskenpflicht geben.
Ansonsten herrschten dort auch unterschiedliche Pausenregelungen, genau festgelegte Bereiche für die verschiedenen Jahrgänge und feste Wege beim Rein- und Rausgehen, sagt Vorwerck. Sie freue sich auch über „das große Glück“, dass ihre Schule das digitale Lernprogramm „Lern-Management-System“ schon seit März ausprobieren konnte, sodass man „gut aufgestellt“ sei, falls der Schulbetrieb wieder eingeschränkt werden sollte.