Münster/Norderstedt. Ein Richter erließ Haftbefehl gegen den 52 Jahre alten Mann. Er wurde bei einer bundesweiten Razzia am Dienstag festgenommen.

Im Zuge der bundesweiten Ermittlungen im Missbrauchskomplex Münster ist gegen einen weiteren Tatverdächtigen Haftbefehl erlassen worden. Der 52-Jährige aus Norderstedt in Schleswig-Holstein legte in seiner Vernehmung ein Geständnis ab, wie Staatsanwaltschaft und Polizei am Donnerstag in Münster mitteilten. Damit sitzen wegen der Missbrauchsserie nun elf mutmaßliche Täter in U-Haft, die Ermittlungen richten sich aktuell gegen mehr als 20 Verdächtige.

Der 52-Jährige war am Dienstag bei einer Razzia in insgesamt vier Bundesländern vorläufig festgenommen worden, bei der die Ermittler auch zuvor bereits erwirkte Haftbefehle gegen drei Männer aus Aachen und Hannover vollstreckten. Am Mittwoch wurde der Mann aus Schleswig-Holstein einem Haftrichter vorgeführt, der Untersuchungshaft wegen Verdachts des schweren sexuellen Kindesmissbrauchs anordnete.

Missbrauchsserien sorgen für Entsetzen

Bei Ermittlungen in Münster hatte die Polizei Anfang Juni ein Netzwerk von Pädokriminellen aufgedeckt. Bei dem Fall handelt es um eine von drei großen Missbrauchsserien, denen die Ermittler allein in Nordrhein-Westfalen in den vergangenen eineinhalb Jahren auf die Spur kamen: Zuvor lösten bereits der jahrelang unentdeckt gebliebene Kindesmissbrauch auf einem Campingplatz in Lügde und der Missbrauchskomplex Bergisch Gladbach bundesweit Entsetzen aus.

Erst am Montag war bekannt gewordenen, das die Ermittler im Missbrauchskomplex Bergisch Gladbach rund 30.000 Internetspuren nachgehen und nun versuchen, diese Spuren potenziellen Tätern zuzuordnen. Die seit Monaten in dem Fall ermittelnden Behörden in Köln teilten am Donnerstag aktuelle Zahlen zum Ermittlungsstand mit: Demnach leitete die Kölner Polizei bislang 51 Hinweise auf sexuelle Missbrauchstaten an örtliche Behörden außerhalb des Landes Nordrhein-Westfalens weiter.

Innerhalb Nordrhein-Westfalens stieg die Zahl der Beschuldigten im Komplex Bergisch Gladbach unterdessen auf 63. Neun mutmaßliche Täter sitzen im bevölkerungsreichsten Bundesland derzeit in Untersuchungshaft.