Tangstedt. Gemeinde Tangstedt macht den See, den Strand und das umliegende Areal zu einem Sperrgebiet. Sicherheitsdienst soll Zugänge bewachen.
Von Corona-Beschränkungen und möglicher Angst vor Infektionen ist an der Costa Kiesa nichts zu spüren. Der Strand ist am Donnerstagnachmittag bestens besucht, die Menschen plantschen im Wasser, die Parkplätze am Kringelweg und an der Harksheider Straße sind voll. Das Problem: All das ist eigentlich untersagt. Und zwar schon seit Wochen. Nur ein Spaziergang auf dem Rundweg ist erlaubt – besser: war erlaubt. Denn weil das durch die Gemeinde Tangstedt und die Itzstedter Amtsverwaltung ausgesprochene Verbot, den Strand zu betreten, geschweige denn im See zu baden, ignoriert wird, sieht sich Bürgermeister Jürgen Lamp (CDU) nun gezwungen, ab diesen Freitag das gesamte Gebiet abzuriegeln.
Sicherheitsdienst soll die Zugänge bewachen
„Das gilt bis auf Weiteres. Ich möchte nicht, dass die Costa Kiesa zum Corona-Hotspot wird“, sagt Lamp. Er hat auf Rundgängen gemeinsam mit der Polizei und Vertretern des Kreises Stormarn beobachtet, dass Abstandsregeln nicht eingehalten werden und sich viele Personen im Wasser befinden. Dass die „Kiesa“ zum Ausgangspunkt einer regionalen Infektionskette werden könnte, soll jedoch unbedingt vermieden werden. Tangstedt, und damit Lamp als ehrenamtlicher Bürgermeister, ist verantwortlich für den Betrieb, es gibt einen Nutzungsvertrag mit der Firma Eggers – dem Unternehmen gehört das riesige Areal. Seit 2016 regelt eine Benutzungsordnung das Geschehen, die Gemeinde hat den Sicherheitsdienst Mebo engagiert.
Dessen Einsatzbereich wird jetzt deutlich erweitert. „Wir versehen den Kerinnesweg mit einer Einlasskontrolle“, so Jürgen Lamp. Das ist der Pfad, der vom Kringelweg zum See führt. Auch im Bereich Harksheider Straße soll Sicherheitspersonal den Zutritt verwehren. „Und wir machen beide Parkplätze zu. Wir machen die Costa Kiesa unattraktiv – das ist die Zielsetzung.“ Das gesamte Areal wird also zum Sperrgebiet, nicht einmal Spaziergänger dürfen hinein, auch die Ganzjahresbader, die ansonsten eine Sondergenehmigung hatten, sind betroffen. Der örtliche Bauhof soll zudem Parkbuchten mit Gittern versperren, die Schleichwege über die Felder sollen kontrolliert werden.
„Und die Polizei wird aktiv sein, sie ist vorbereitet“, so Lamp. Die einzige Alternative wäre gewesen, ein Hygienekonzept zu erstellen. „Aber das bekommen wir so kurzfristig nicht hin. Wir haben hier keinen Strom- und keinen Wasseranschluss.“ Dazu käme ein enormer personeller Aufwand, der für die Überwachung des Zugangs nötig wäre. Und Dixitoiletten nach jeder Nutzung zu desinfizieren, ist ebenso wenig praktikabel.
Stormarns Landrat Henning Görtz bestärkt die Tangstedter. „Ich teile die Einschätzung, dass es angesichts der Hygienevorgaben nicht möglich ist, die Costa Kiesa als Badestelle zu betreiben. Wenn wir kein Hotspot werden wollen, kann ich nur an die Vernunft der Menschen appellieren.“ Torge Sommerkorn, leitender Beamter der Itzstedter Verwaltung, bestätigt: „Wir sind hier nicht in der Lage, ein Hygienekonzept umzusetzen. Es fällt uns nicht leicht, aber wir müssen die Anlage von der Harksheider Straße bis zum Kringelweg komplett zumachen. Es ist nicht nur ein Bade-, sondern ein Betretungsverbot.“
Viele Besucher sagen, nichts vom Verbot zu wissen
Die Umsetzung könnte in den ersten Tagen heikel werden. Viele Besucher wissen gar nicht, dass sie sich nicht am Strand des Baggersees sonnen dürfen. Die Hinweisschilder an den Zugängen wurden offenbar abgerissen, die Schranke an der Harksheider Straße steht am Donnerstag offen. „Ich wusste nicht, dass die Kiesa gesperrt sein soll“, sagt Gunthram Heidbreder. „Das steht nirgendwo.“ Der 73-Jährige hält die strikten Maßnahmen an der frischen Luft für überzogen. Auch Lilly Krückmann (16), die mit vier Freunden am Strand liegt, hat nicht mitbekommen, dass die Costa Kiesa abgeriegelt werden soll. „Wir dachten, es wäre erlaubt, hier zu sein.“
Am Mittwoch sei eine Frau reanimiert worden, erzählen die Schüler. Auch die Polizei wäre vor Ort gewesen – hätte aber zu den Badegästen nichts wegen der geltenden Auflagen gesagt. „Uns fehlen die Alternativen“, sagt Lilly Krückmann. Das Arriba-Strandbad im Stadtpark Norderstedt sei zu voll, außerdem die Besucherzahl begrenzt. „Wir haben uns gefreut, an die Costa Kiesa gehen zu können.“