Norderstedt. „Pact 2.0“ soll Image des Stadtzentrumsund jüngsten Norderstedter Stadtteils verbessern und Kunden gewinnen.

„Ich kann kaum erwarten, dass es wieder losgeht“, sagt Andreas F. M. Herrmann, Chef des Tui-Reisebüros an der Rathausallee in Norderstedt, und meint den Pact. Die vier Buchstaben stehen für „Partnerschaften zur Attraktivierung von City-, Dienstleistungs- und Tourismusbereichen“.

Vor gut fünf Jahren schlossen sich Gewerbetreibende, Immobilienbesitzer und die Stadtverwaltung auf Basis dieser gesetzlichen Grundlage zusammen, um Norderstedt-Mitte mehr Leben einzuhauchen. Das Image des Stadtzentrums und jüngsten Norderstedter Stadtteils verbessern und Kunden gewinnen, lautete das Ziel. Daran wollen die Pact-Mitglieder nun weiter arbeiten, die Kooperation geht in die zweite Runde. Der Ausschuss für Stadtentwicklung und Verkehr hat den „Pact 2.0“ einstimmig beschlossen. Das abschließende Votum der Stadtvertreter dürfte reine Formsache sein.

Gemeinsam Präsenz zeigen, für den jüngsten Norderstedter Stadtteil werben, im Internet, auf Facebook, mit Anzeigen in den Medien, mit Veranstaltungen und Aktionen – das lassen sich die rund 50 Eigentümer durchaus etwas kosten. 518.000 Euro investieren sie in den nächsten fünf Jahren, um im Herzen Norderstedts die Kunden zu binden und vor allem neue dazuzugewinnen. „Obwohl im Quartier alle für ein Zentrum wichtigen Einrichtungen vorhanden sind, wird der Bereich entlang der Rathausallee zwischen Ulzburger Straße und Buckhörner Moor noch immer nicht so wahrgenommen, wie das angemessen wäre“, sagt Thomas Will.

Vor allem der Online-Handel setzt den Kaufleuten zu

Der Chef der Norderstedter Veranstaltungs-Agentur atw ist der wichtigste Mann im Bemühen um mehr Attraktivität. Er ist seit 2017 Quartiersmanager, will, soll Ideen entwickeln und realisieren – und stellt erst einmal fest: „Trotz erfolgreicher Aktionen hat das Quartier Nachholbedarf in einigen Bereichen. Zudem setzt der Online-Handel den Kaufleuten zu, allein ist kaum jemand in der Lage, seine Existenz auf Dauer zu sichern.“

Gut 70 Gewerbetreibende sind im Pact-Gebiet versammelt. Edeka, Aldi, Rewe und Budnikowsky gehören ebenso dazu wie Ärzte, Gastronomie, ein Sanitätshaus, Reisebüros, Boutiquen und Banken, aber auch das Rathaus und die „TriBühne“.

20 Stunden pro Woche werden bezahlt, damit Will dem Image auf die Sprünge hilft. Er wirkt nach innen, sammelt und verteilt Informationen an Eigentümer und Gewerbetreibende, ist Ansprechpartner für die Bürger, plant und koordiniert Aktionen und unter dem Motto „Gemeinsam sind wir stark“ die Werbeauftritte der Gewerbetreibenden. Will stimmt sich mit der Lenkungsgruppe ab, die jetzt neu gebildet wird. „Eins ist ganz klar: Eine Einkaufsmeile zum Bummeln sind und werden wir nicht. Unsere Aufgabe ist die Nahversorgung“, sagt Heiko Bartsch, Geschäftsführer von Immobilien Service Norderstedt (isn), Träger des Pacts. Und um sich mit dem täglichen Bedarf einzudecken, „sind wir gut aufgestellt“, sagt Will. Hinzu kämen mit der Hopfenliebe, dem Spectrum-Kino und der „TriBühne“ drei Publikumsmagneten. Ein bisschen viele Friseure gebe es vielleicht, aber das sei nicht nur hier so, sagt Will.

Den Wunsch vieler Anlieger nach einem Schuhgeschäft werde der Pact wohl nicht erfüllen können. „Es gibt kaum noch Einzelkämpfer in diesem Segment, und für eine große Kette wie Deichmann oder Görtz sind unsere Räume nicht groß genug“, sagt der Quartiersmanager. „Da wir für die Vermietung nicht zuständig sind, haben wir nur wenig Einfluss auf den Branchenmix“, betont Bartsch.

Es gibt bereits viele erfolgreiche Veranstaltungen

Die Pact-Premiere sei ein Erfolg gewesen, daran gelte es jetzt anzuknüpfen. Der Weihnachtsmarkt vor der Post, die Musikmeile, das Open-Air-Kino und kleinere Aktionen wie die Lesungen hätten dazu beigetragen, dem Quartier mehr Aufmerksamkeit zu verschaffen. „Wir brauchen einfach solche Veranstaltungen, um die Bürger hierher zu holen“, sagt Alberto Moliterno, der an der Rathausallee das Eiscafé Fantasia und das Restaurant „Bei Alberto“ betreibt. Der Weihnachtsmarkt ist, so Bartsch, inzwischen so beliebt, dass er auf eigenen finanziellen Füßen stehen kann und ohne Geld aus dem Pact-Fonds auskommt. Wenn Covid-19 es zulässt, wird es auch in diesem Jahr weihnachtlich an der Rathausallee. Auch die anderen Veranstaltungen sollen fortgesetzt werden, neue hinzukommen. Bartsch denkt da an einen „Nachtmarkt“, Einkaufen und Bummeln in der Dunkelheit, an einen Foodtruck, aber auch Straßenkunst. „Wir müssen aber erst mal sehen, was sich realisieren lässt.“

Ein Großprojekt wird in jedem Fall Gestalt annehmen: der Umbau der Rathausallee. Der soll nächstes Jahr angegangen werden. Mehrere Vorschläge liegen auf dem Tisch: eine Spur der Rathausallee zur Fahrradstraße ausbauen, die Bürgersteige mit Radweg verbreitern oder eine Straße einrichten, auf der Fußgänger, Rad- und Autofahrer gleiche Rechte haben – neudeutsch „Shared Space“ („geteilter Raum“).

Auch für die angrenzenden Flächen wie für den Rathausplatz gibt es gleich ein ganzes Bündel an Wünschen und Ideen. „In jedem Fall wollen wir da ein gehöriges Wort mitsprechen“, sagt Reisebüro-Chef Andreas F. M. Herrmann.

Quartiersmanager Will möchte junge Leute über Instagram ansprechen und kann sich eine App für Norderstedt-Mitte vorstellen. Da könnten die Kunden die Öffnungszeiten der Geschäfte sehen, Lebensmittel oder einen Rock in der Boutique vorbestellen und sich liefern lassen. „Da sind die Supermärkte in Hamburg schon weiter, und da müssen auch wir hin“, sagt Pact-Chef Heiko Bartsch.