Norderstedt. Diskutiert wird über den Ausbau schon seit Jahrzehnten. Planung scheiterte zuletzt an Terminproblemen im Norderstedter Rathaus.

Fahrzeuge, soweit das Auge reicht: In Spitzenzeiten gibt es auf der Schleswig-Holstein-Straße kilometerlange Schlangen in alle Richtungen, vor allem aber in Richtung Autobahn vor der Kreuzung Ulzburger Straße, Kohtla-Järve-Straße und Schleswig-Holstein-Straße (L 75). Eine Verbesserung wird seit langem gefordert, doch bisher war wenig Bewegung seitens der beteiligten Behörden zu erkennen.

Jetzt aber gibt es einen zarten Lichtstreifen am Horizont: Das Landesamt für Straßenbau und Verkehr (LBV) hat einen Gesprächstermin zwischen den Beteiligten anberaumt. In Kiel setzen sich die Stadt Norderstedt, die Gemeinde Henstedt-Ulzburg, der Kreis Pinneberg und die Fachreferate des LBV Ende August an einen Tisch, um gemeinsam nach einer Lösung zu suchen. Das Problem ist komplex: Die vor gut 50 Jahren gebaute Straße ist heute überlastet. Seit der Verlängerung der Schleswig-Holstein-Straße über die Kohtla-Järve-Straße in Richtung A 7 vor gut 20 Jahren ist das Verkehrsaufkommen noch einmal immens gestiegen. Staus gibt es nicht nur in Richtung Autobahn, sondern zur Feierabendzeit auch in umgekehrter Richtung. Weil die große Kreuzung den Verkehrsfluss stark hemmt, ist der Umbau zu einem Kreisverkehr in der Diskussion.

Auch das künftige Baugelände „Rhener Gärten“ auf dem Areal der früheren Betonsteinfabrik Wagenhuber macht den Verkehrsplanern Sorgen. Die Verkehrserschließung des Gebietes gehört genauso zu einem möglichen Gesamtkonzept wie die seit gefühlter Ewigkeit diskutierte Anbindung der Paracelsus-Klinik an die wichtige Nord-Süd-Tangente. Sogar ein vierspuriger Ausbau der Schleswig-Holstein-Straße ist im Bereich des Möglichen.

Nachdem sich die Landtagsabgeordneten Ole-Christopher Plambeck (CDU) und Stephan Holowaty (FDP) mit Verkehrsminister Bernd Buchholz (FDP) zusammengesetzt hatten, wurde eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben, deren Ergebnis eigentlich bereits im vierten Quartal 2019 hätte vorliegen sollen. In der Studie sollte der Verkehr bis hinunter zum Ochsenzollkreisel analysiert werden. Doch ein Vorankommen der Studie scheiterte nach Angaben von Plambeck vor allem daran, dass die Stadt Norderstedt die Daten nicht lieferte.

Im Januar gab es ein Treffen mit den Bürgermeistern, dem Landrat und dem LBV, bei dem noch einmal mit Nachdruck Arbeitsaufträge an alle Beteiligten vergeben worden seien. Seitdem habe es aber keinen Fortschritt gegeben, was nach Angaben von LBV-Direktor Torsten Conradt vor allem daran lag, dass die Norderstedter Oberbürgermeisterin Elke Christina Roeder keinen Termin für ein weiteres Gespräch fand. Conradt erklärte das während der jüngsten Sitzung des Henstedt-Ulzburger Planungs- und Bauausschusses und löste damit ungläubiges Erstaunen bei den Politikern aus. „Wir versinken hier im Dickicht der Bürokratie“, konstatierte Grünen-Fraktionschef Kurt Göttsch. Und Horst Ostwald (SPD) ergänzte: „Wir haben allmählich das Gefühl, dass der LBV mit den Problemen der Schleswig-Holstein-Straße in Ruhe gelassen werden will.“ Torsten Conradt wies das zurück und machte während der Ausschusssitzung noch einmal deutlich, dass es auf heutiger Basis keine weiteren Verkehrsmengen auf der Schleswig-Holstein-Straße geben dürfe. Der Verkehr aus einem möglichen Wagenhuber-Baugelände könne nicht über diese Straße im jetzigen Zustand abgewickelt werden.

Nachdem LBV-Direktor Conradt die durch die Stadt Norderstedt entstandenen Verzögerungen öffentlich angesprochen hatte, ging plötzlich alles schnell. Als das Hamburger Abendblatt im Rathaus nachfragte, hieß es wenig später, ein Termin sei gefunden – was LBV-Sprecherin Dagmar Barkmann bestätigte. Ende August wollen alle Beteiligten festlegen, wie die Schleswig-Holstein-Straße für die Zukunft fit gemacht werden kann.