Tangstedt. Das Haus Sommer wird abgerissen und neu gebaut. Die Zahl der Betten wird sich mehr als verdoppeln. Investitionssumme: 15 Millionen Euro.
Es könnte eins der größten Bauprojekte in Tangstedt seit Jahren werden: Das Alten- und Pflegeheim Haus Sommer soll abgerissen und neu gebaut werden. Die Gesellschaft für Wohnkonzepte (GWK) aus Seelze in der Region Hannover hat das 3000 Quadratmeter große Areal mit dem alten Gebäude aus den 1960er-Jahren gekauft und plant dort einen großen Neubau. Die Zahl der Bettenplätze soll sich von derzeit zirka 40 auf 90 mehr als verdoppeln. Geplant sind vorwiegend Einzelzimmer. Die Investitionssumme liegt bei 15 Millionen Euro.
Mit der Umsetzung des Projektes wurde der Hamburger Architekt Thomas Eichentopf beauftragt. Er ist seit 25 Jahren auf die Planung und den Bau von Alten- und Pflegeheimen spezialisiert und hat unter anderem in Norderstedt das Casa Reha an der Ulzburger Straße entworfen.
Nach seinen Plänen soll in Tangstedt zunächst in einem ersten Bauabschnitt auf dem hinteren Teil des Grundstücks ein Neubau mit 2100 Quadratmetern Nutzfläche entstehen. Nach dessen Fertigstellung können die Bewohner in diesen Teil umziehen, so dass das alte Gebäude abgerissen werden kann und dort in einem zweiten Bauabschnitt ein Neubau mit 1900 Quadratmetern Nutzfläche entsteht. Die Nutzungsfläche des ganzen Gebäudekomplexes liegt am Ende bei etwa 4000 Quadratmetern.
Der Investor, die GWK, hat bereits einen Bauvorantrag gestellt und gebeten, den Bebauungsplan anzupassen. Der Hintergrund: Das Gelände gehört zu einem sogenannten B 28, der das Gebiet von der Feuerwehr in der Dorfstraße bis zur Hauptstraße umfasst. Derzeit ist das Areal in verschiedene Abschnitte unterteilt, für die unterschiedliche Bauvorgaben gelten. „Unter den jetzigen Umständen wäre der geplante Neubau des Altenheims in der Größe nicht möglich“, sagt Eckhard Harder, der Vorsitzende des Planungsausschusses. Da der B-Plan jedoch derzeit bereits aus anderen Gründen überarbeitet wird, könnte es auch für die betreffenden Flurstücke 47/10 sowie 76/13 und 113 neue Vorgaben geben. „Da wir wissen, wie wichtig ein Altenheim für Tangstedt ist, wird die Gemeinde zu Kompromissen bereit sein“, so Harder. Denn der Bedarf in Tangstedt sei groß. „Es gibt viele Tangstedter Bürger, die im Alter hier im Dorf wohnen möchten – aber nicht in ihren großen Häusern bleiben können. Für sie müssen Wohnmöglichkeiten geschaffen werden“, so Harder. Das Haus Sommer ist eins der letzten Altenheime in der Gemeinde. Allein im Ortsteil Tangstedt gab es früher einmal drei Alten- und Pflegeheime, heute ist es nur noch eins. Man könne sich nicht erlauben, dass dieses geschlossen wird, weil es unrentabel sei, so Harder. Nachbesserungsbedarf an den Bauplänen sehen die Gemeindevertreter vor allem bei dem Thema Stellplätze, deren Zahl noch ausgeweitet werden soll.
Auf der Sitzung des Planungs- und Umweltausschusses wurden die Pläne erstmals öffentlich vorgestellt. Kritik an dem Vorhaben kam von den Anwohnern, die vor allem die Größe des Objektes und die Bebauung des Gartens abschreckt. Außerdem fürchten sie eine Zunahme des gewerblichen Anlieferverkehrs.
Eckhard Harder kann die Nachbarn verstehen, relativiert jedoch die Bedenken: „Der geplante Neubau wird den Plänen nach einen Meter niedriger als das danebenliegende Reihenhaus oder die Sparkasse sein.“ Der Unterschied: Während es bei den bestehenden Häusern Satteldachbebauung gebe, sei für das Altenheim ein Flachdach geplant. „Und das wirkt natürlich wuchtiger“, so Harder. Die Forderungen, ein Projekt dieser Dimension lieber auf einer freien Fläche zu realisieren, wies der Politiker zurück. „Grünflächen sind in unserer Gemeinde ein großes Gut, das wir schützen müssen.“ Die Gemeinden seien angehalten worden von der Landesplanung, möglichst geringe Flächenverbräuche für Neubauprojekte anzusetzen – also nicht mehr so große Flächen zur Verfügung zu stellen.
Sollte der B-Plan wie vorgesehen bis Herbst geändert worden sein, würde dem Bauvorhaben nichts mehr im Weg stehen. Torsten Schulz, Geschäftsführer der GWK, hofft, dass die Bauarbeiten Anfang 2021 beginnen werden. Er geht von einer Bauzeit von 15 bis 18 Monaten aus. Die GWK hat bereits sechs Alten- und Pflegeheime gebaut, fünf weitere befinden sich derzeit in Planung. Da die GWK als reiner Investor fungiert, wird sie das Alten- und Pflegeheim nur bauen – aber nicht selbst betreiben. „Wir führen jedoch bereits Gespräche mit Interessierten und stehen kurz vor Vertragsabschluss mit einer namhaften Betreibergesellschaft“, so Schulz.