Kreis Segeberg. In Schleswig-Holstein kann der Liegeplatz am Strand ganz bequem per App gebucht werden. Ein sicheres System? Oder Anfällig für Hackerattacken.
Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther setzt für diesen Sommer voll auf ein digitales Buchungssystem für den Strandbesuch. Die Tourismus-Agentur Lübecker Bucht arbeitet bereits damit. Es gilt für Tagesbesucher. Die buchen über eine App oder auch – dann bereits am Vortag – telefonisch ihren Platz im Sand. Ein ausgedrucktes Ticket oder ein QR-Code dient als Eintrittskarte, gültig für den gewünschten Termin.
Ich bin schon sehr gespannt, wann es dem oder der ersten Hacker/in gelingt, dieses System auszutricksen. Einfach mal während der Hochsaison über einige Zehntausend Fake-Accounts für einen Tag die komplette Lübecker Bucht blocken. Die Liebste oder den Liebsten einladen, zu zweit am menschenleeren Strand sitzen, Champagner öffnen, Ring zücken, Heiratsantrag machen – wer sagt denn, dass Computer-Freaks nicht romantisch sein können.
Überhaupt sind Spontanität und Improvisation in der Ära Corona unerlässlich. Und Apps gelten heutzutage eben als Mittel der Wahl, um Ideen umzusetzen. Na gut, die seit Langem angekündigte, offizielle „Corona-Warn-App“ lässt mittlerweile ähnlich auf sich warten wie die Eröffnung des Berliner Flughafens. Aber da dreht es sich ja auch bloß um so langweiligen Kram wie Gesundheit.
Wenn’s um die Rettung unserer Urlaubssaison geht, sind wir deutlich flotter dabei. Zum Beispiel gibt es nun auch „Pop Up Camps“, eine Internet-Plattform für improvisierte Campingplätze. Weil dieses Jahr ganz Deutschland Ferien in Deutschland plant, möglichst mit Campingwagen oder Wohnmobil, musste eine Lösung her, denn die Kapazitäten der vorhandenen Campingplätze reichen dafür nicht aus. Die Idee: Festwiesen, Festivalgelände oder große Parkplätze werden temporär zu Campingfahrzeug-Stellflächen. Mit Kreide malt man die Parzellen auf, das war’s. Kein Kiosk, kein Waschhaus, keine Restauration. Sind die Sommerferien vorbei, wird das Ferienidyll wieder Festwiese, Festivalgelände oder Parkplatz. Man kennt das Prinzip auch von sogenannten „Pop Up Stores“, die in vorübergehend leerstehenden Ladenlokalen eröffnen, manchmal nur für Tage oder Wochen. Kurz da – schnipp, schon wieder weg.
Meines Erachtens ist das „Pop Up“ – Prinzip der absolut stimmige Ausdruck unserer Corona-infizierten Lebensrealität. In dieser Krise ploppen Ideen auf wie Kaugummiblasen und halten meistens auch kaum länger. Vermeintlich ausgestorbene Dinosaurier erleben ihre Auferstehung (Autokinos) und verschwinden bald wieder. Ferien verbringt man im flüchtigen Kreidekreis, und auch die Sommer-Romanze entpuppt sich wahrscheinlich wieder nur als „Pop Up“ – Beziehung. Und selbst, wer temporären Geschäftsideen, Saison-Liebsten oder improvisierten Camps nichts abgewinnen mag, kann dieses Prinzip im Alltag nutzbringend anwenden. Mit dem Auto in die City fahren, irgendwo stehen bleiben, Kreidekreis um den Wagen malen. Und sollte eine Ordnungskraft mit dem Knöllchen drohen, lautet Ihre hieb- und stichfeste Erklärung: „Dies ist ein Pop-Up-Parkplatz.“