Bad Segeberg. Täglich geht eine etwa acht bis zehn Minuten lange Folge online. Was die Aktion der Karl-May-Schauspieler so besonders macht.

Die Karl-May-Spiele wird es in diesem Jahr nicht geben. Das steht schon seit einigen Wochen fest. Aber ein Sommer ganz ohne Karl May? Für viele Fans ist das eine furchtbare Vorstellung. Doch nun steht fest: Sie müssen nicht ohne Winnetou und Old Shatterhand. auskommen.

Die beiden Protagonisten und viele andere Gestalten aus dem Karl-May-Universum kommen direkt in die Wohnzimmer. Das Fan-Magazin „Wild-West-Reporter“, hinter dem drei Fans der Segeberger Spiele stecken, stellt eine virtuelle Lesung mit Schauspielern aus der Karl-May-Szene auf die Beine.

Zu den Akteuren gehören Darsteller, die am Kalkberg in Bad Segeberg aktiv waren oder immer noch sind: Unter vielen anderen Jochen Horst, Volker Brandt, Marek Erhardt, Claus Wilcke, Reiner Schöne, Nicolas König und Michael Grimm sowie rund 50 weitere Mitwirkende. Sie alle sind bei der Aktion „#winnetouimwohnzimmer“ mit von der Partie. Beginn ist am Sonnabend, 30. Mai. Täglich wird von 19.45 Uhr an auf www.wild-west-reporter.com und einem eigenen YouTube-Kanal eine etwa acht bis zehn Minuten lange Folge präsentiert.

Mit diesem Plakat wird für die Online-Lesungen geworben.
Mit diesem Plakat wird für die Online-Lesungen geworben. © KMS | Oliver Wallbaum

Initiatoren sind Andreas Hardt, Heinz-Gerd Stricker, Malte Glessmann und Sven Damköhler, die seit vielen Jahren die Website www.wild-west-reporter.com betreiben. Die vier Freunde und Anhänger der Karl-May-Spiele in Deutschland und Österreich berichten dort in Interviews und Reportagen über die alljährlichen Inszenierungen von rund einem Dutzend Bühnen. Nun bringen sie Akteure all dieser Standorte zusammen, um einen virtuellen Festspielsommer zu veranstalten.

Die Idee: Es sollten Ensemble-Mitglieder der unterschiedlichen Karl-May-Bühnen motiviert werden, für die Fans Passagen aus einer Romanvorlage des sächsischen Autors vorzutragen. Aufgezeichnet werden sollte das Ganze im privaten Umfeld. „Das wird eine der größten Lesungen, die es bisher in diesem Format gab“, sagt Andreas Hardt. „Ein buntes Mosaik unterschiedlichster Stimmen, Bilder und Eindrücke wird das Ergebnis sein.“ Den Mitwirkenden stand frei, wie sie sich bei der Lesung selbst in Szene setzen. Es musste ein geeigneter Text gefunden und aufgeteilt werden. Außerdem wurde eine technische Plattform etabliert.

Karl-May-Festspiele: Kein Schauspieler verlangte eine Gage

Zur Freude der Organisatoren wurde die Idee von den angesprochenen Künstlern und Künstlerinnen begeistert aufgegriffen. Zahlreiche Prominente aus Film, Fernsehen und Bühne folgten dem Aufruf. Eine Gage verlangte niemand. Mola Adebisi, Tanja Szewczenko, Hermann Giefer, Patrick Wolff und Dorkas Kiefer sind nur einige der Mitwirkenden, die aus reiner Verbundenheit zum Werk Karl Mays das Projekt lebendig werden lassen. Alle waren Gaststars bei den Spielen in Bad Segeberg. Nur zwei Schauspieler mussten aus unterschiedlichen Gründen absagen.

Weil die Anzahl der Zusagen rasant wuchs, stand schnell fest, dass man mit der gewählten Textvorlage „Old Firehand und Old Cursing-Dry“ nicht auskommen würde. Deshalb wurde eine weitere Kurzgeschichte von Karl May mit ins Programm aufgenommen. „Ein amerikanisches Doppelduell“ ist eine Story mit den klassischen Karl-May-Motiven und den wichtigsten Helden aus der Feder Mays.

Begeistert ist auch der Vorsitzende der Karl-May-Gesellschaft, Florian Schleburg. Er produzierte ein Vorwort zur Online-Lesung. Auch die Künstler werden ihre Lesung mit persönlichen Grußworten gestalten. „Es soll ein kleines Trostpflaster für alle Karl-May-Fans sein“, sagt Andreas Hardt. „Aber auch eine Erinnerung an die Politik, dass die Kunst in diesen Tagen nicht vergessen werden darf.“