Kreis Segeberg. Mangels neuer Filme bleiben noch viele „normale“ Kinos geschlossen. Das „Auto-KuKi“ in Bad Segeberg setzt auf das Open-Air-Erlebnis.

Stell dir vor, du willst ins Kino gehen, aber es gibt keine neuen Filme. Vor dieser Situation stehen die Kinobetreiber in diesen Wochen. In acht Bundesländern dürfen die Kinos unter bestimmten Auflagen wieder öffnen, aber es gibt keine Neuerscheinungen – zumindest keine, die nicht schon von den Streaming-Diensten im Netz gezeigt wurden. Aus diesem Grund bleiben viele Kinos auch weiterhin geschlossen – wie etwa das Spectrum-Kino in Norderstedt.

Doch als Ersatz für alle Kinofans im Kreis Segeberg gibt es jetzt den ganz klassischen Kinogenuss – das gute, alte Autokino. Die Veranstalter sprechen in diesem Fall vom „AutoKuKi“ (von Kultur und Kino). Dass es realisiert wurde und vom kommenden Freitag, 29. Mai, an und noch bis zum 14. Juni die Cineasten in die Kreisstadt auf den Betriebsparkplatz von Möbel Kraft locken wird, ist eine wirklich außergewöhnliche Geschichte der Solidarität in Zeiten von Corona.

Angeschoben vom Segeberger Unternehmerverein „Wir für Segeberg“ (WfS) wurden mehr als 30.000 Euro an Spenden eingesammelt, um das Projekt möglich zu machen. Die Vorsitzende von WfS, Marlis Stagat, zeigt sich überwältigt vom in dieser Ausprägung nicht für möglich gehaltenen Erfolg des Aufrufs. „Ich habe immer noch Gänsehaut, wenn ich daran denke, dass selbst kleine Betriebe, die wochenlang von der Schließung betroffen waren, mithalfen, die Spenden zusammenzutragen. Der Spirit war einfach toll“, sagt Stagat. Sie freue sich „ein Loch in die beste Socke“, dass es mit dem Autokino am Freitag losgehe. „Wir sind in den letzten Wochen an so viele Hürden gestoßen – viele hätten aufgegeben. Aber wir haben weitergemacht.“

Derzeit wird das „AutoKuKi“ aufgebaut. „Die Jungs schicken mir ständig Fotos vom Aufbau. Wir haben sogar eine super Gastronomie – wäre vor Wochen undenkbar gewesen“, sagt Stagat. Zum Auftakt läuft am Freitag von 20 Uhr an der deutsche Film „Das perfekte Geheimnis“, der lustige Kassenschlager von Bora Dagtekin. Das Programm zusammengestellt hat Frank Häfner, der Betreiber des sieben Säle umfassenden Cine Planet 5 an der Oldesloer Straße. Es ist bis Mitte Juni geschlossen.

Die Kinofans müssen auf dem Parkplatz nicht auf hochwertige Technik verzichten. Die Betreiber zeigen die Filme auf einer zehn mal sechs Meter großen LED-Wand. Die LED-Technik stelle sicher, dass wetterunabhängig und auch bei Tageslicht Filme gezeigt werden können. Doch das „Auto-KuKi“ zeigt nicht nur Filme, sondern bietet auf einer angeschlossenen Bühne Künstlern aus der Region eine Auftrittsmöglichkeit. Am Sonnabend, 30. Mai, gestaltet von 18 Uhr an eine junge Sängerin und Cellistin aus Bergedorf den Auftakt. Fidi, wie sie sich kurz und bündig nennt, machte mit ihren Auftritten in der TV-Show „The Voice of Germany“ landesweit auf sich aufmerksam. „Am Pfingstmontag haben wir um 15 Uhr Karl-May-Feeling im ,Auto-KuKi’: Wir zeigen einen Film der Aufführung vom letzten Jahr“, sagt Stagat. Am 13. Juni wird es eine Autodisco mit Dj Pulsdriver geben, an anderen Tagen Vorträge, eine Schlagermoveparty und Sportvents. „Wir haben einfach alles in diese 17 Tage gepackt, was Segebergs Kulturleben ausmacht – alles, wonach wir uns sehnen“, sagt Stagat.

In den Kinosälen der Region sitzen die Zuschauer luftig

Das „Auto-KuKi“ hat keine Platzprobleme – in den kleinen Kinos der Region sieht das ganz anders aus. Kai Bartels, der mit seinem Kompagnon Bernd Keichel unter anderen das Beluga Kino in Quickborn betreibt, plant für Freitag, 29. Mai, den Beginn der Post-Corona-Saison mit den „Känguru-Chroniken“ um 19.30 Uhr. „Im großen Saal, der bis zu 153 Besuchern Platz bietet, dürfen nur 38 Personen sitzen. Wir haben eine Beluga-Straßenverkehrsordnung erlassen. Unsere Besucher dürfen sich nicht begegnen.“

Noch mehr Sorgen macht es ihm, dass keine neuen Filme auf dem Markt sind. Bartels: „Nur weil in Schleswig-Holstein einige Kinos geöffnet haben, bringt Hollywood natürlich noch längst keine neuen Filme auf den Markt.“ Bartels und Keichel wollen aber zumindest testen, wie groß das Interesse an Kinobesuchen in dieser Zeit ist. Im Norderstedter Spectrum-Kino an der Rathausallee sind keine Filme zu sehen. Wie es weitergeht, kann zurzeit niemand sagen. Das Kino ist verwaist, auf der Website stehen keine Informationen, in der Hamburger Zentrale K-Motion gibt es die vage Auskunft, dass zurzeit noch keine Entscheidung gefallen sei.