Oering . Seit Mitte März verdient der Zauberer und Comedian kein Geld mehr, alle Auftritte wurden abgesagt. Der Staat hat ihm bisher nicht geholfen.
Dem Zauberer und Comedian Marcel Kösling ist in diesen Tagen überhaupt nicht zum Lachen zumute: Knapp einen Monat ist es her, dass das Abendblatt über die Situation des Künstlers in der Coronakrise berichtete. Seitdem ist einiges passiert, sagt Kösling, nur leider nicht viel Gutes.
„Der Antrag bei der Investitionsbank für Betriebskosten ist gleich am ersten Tag, als das möglich war, rausgegangen. Und auch einen Antrag für die Grundsicherung habe ich vor drei Wochen gestellt, da ja noch nicht abzusehen ist, wann ich wieder arbeiten darf“, sagt Kösling am Sonntag im Gespräch mit dem Abendblatt. Mitte März waren binnen 48 Stunden seine sämtlichen Auftritte für die kommenden Wochen und Monate gecancelt worden, Einnahmen hat er seitdem nicht.
Aber auch Geld vom Staat hat der 33-Jährige bis jetzt noch nicht bekommen. Was die Corona-Soforthilfe angeht, die nur für Betriebsausgaben gilt und nicht für private Ausgaben, da habe ihm eine „sehr nette Mitarbeiterin“ mitgeteilt, dass immer noch nicht alle Anträge bearbeitet worden konnten, die am ersten Tag gestellt worden seien. Da müsse er sich leider noch etwas gedulden!
Was den hauptberuflichen Zauberer viel mehr auf die Palme bringt, ist sein Antrag auf Grundsicherung: „Der ,vereinfachte Antrag zur Grundsicherung’ wurde von mir komplett ausgefüllt und mit Anlagen und Belegen, so wie im Antrag angegeben, bei der Bundesagentur für Arbeit abgegeben. Das habe ich persönlich in Kaltenkirchen getan. Insgesamt waren das knapp 25 Seiten. Dann bekam ich Ende letzter Woche ein Schreiben, dass ich sämtliche Unterlagen noch einmal einreichen muss und beigefügt eine Liste mit Belegen, die dem Antrag beizufügen sind.“
Unter anderem soll er sämtliche Belege, die er schon mit dem Originalantrag geschickt hatte, noch einmal einreichen. Zudem ein Fahrtenbuch für das Firmenfahrzeug, die Gewinnermittlung des Vorjahres mit zugehörigem Anlagespiegel, einen Steuerbescheid (der ihm für 2019 noch gar nicht vorliegt), für das laufende Jahr eine kurzfristige Erfolgsrechnung mit quartalsweiser Vorlage des Kassenbuchs, Kontoauszüge aller im Haushalt lebenden Personen für Geschäfts- und Privatkonten für einen Zeitraum von sechs Monaten und einiges an Unterlagen mehr. Alles einzureichen bis zum 26. April – ansonsten würde der Anspruch auf eine eventuelle Zahlung in diesem Monat verfallen.
„Nun kann es ja sein, dass diese ganzen Unterlagen bei einem regulären Antrag gerechtfertigt sind. Aber wie um Himmels willen soll hier schnell und unbürokratisch Selbstständigen geholfen werden?“, fragt der Künstler. In der Öffentlichkeit würden Maßnahmen, gerade für Solo-Selbstständige und speziell Künstler, immer gelobt – wie schnell und unbürokratisch der Staat doch helfe. „Was soll hieran schnell und unbürokratisch sein?“, betont dagegen Kösling, den es sehr ärgert, dass viele Menschen glaubten, dass die Künstler und andere „jetzt mal eben alle 9000 Euro fürs Nichtstun“ bekämen.
Für den Oeringer, der seit neun Jahren vom Zaubern lebt, steht fest: „Den vorgegebenen Termin für die Abgabe aller Unterlagen kann ich nicht einhalten.“ Zudem habe sein Steuerberater angemerkt, dass er möglicherweise eh keine Grundsicherung bekommen werde, da seine Frau Geld verdiene. Dass sie zurzeit in Kurzarbeit tätig sei, sei bei der Berechnung nicht ausschlaggebend, sondern das Einkommen der vergangenen Monate.
Was ihm jetzt noch bleibe, so Kösling, sei, bei der Bank einen Kredit zu beantragen: „Aber auch dafür muss ich natürlich viele Unterlagen einreichen.“ Im Übrigen lebten seine Frau und er momentan von ihren Rücklagen. Das einzig Gute an der jetzigen Situation: Er sei bei dem schönen Wetter viel an der frischen Luft und genieße die Sonne: „Wenn ich wieder auf der Bühne stehen darf, dann werde ich sicherlich so braun sein wie nie zuvor“, witzelt Kösling.
Einen Termin für die Premiere seines nächsten Solo-Programms mit dem Titel „Streng geheim!“ gibt es bereits: Es ist der 15. Oktober in Alma Hoppes Lichtspielhaus in Hamburg.