Norderstedt. Ob Schausteller oder Kirchen: Sie ließen sich Aktionen einfallen, um Feiertage zu etwas Besonderem zu machen.
Ostern auf Distanz. Wegen der Coronakrise verbrachten viele Menschen die Feiertage nur im engsten Familienkreis. Der Besuch der Verwandten, Hunderte Kilometer vom eigenen Zuhause entfernt, fiel flach. Kinder mussten ohne Oma und Opa Ostereier im Garten suchen. Seniorenheime blieben abgeschottet von der Außenwelt. Das Osterfest hatten sich die Menschen in Norderstedt anders vorgestellt. Dennoch haben viele das Beste aus der ungewöhnlichen Situation herausgeholt.
Kirchengemeinde Harksheide
Die Kirchen blieben geschlossen, stattdessen wurden die Andachten zu Ostern im Fernsehen bei Noa4 und im Internet übertragen. „Die Kirche ist vom Mittelalter in der Neuzeit angekommen“, sagt Elisabeth Waller, Pastorin der Kirchengemeinde Harksheide.
Der Familiengottesdienst am Ostermontag ist Tradition in der Falkenbergkirche. Normalerweise suchen die Kinder anschließend Süßigkeiten im Kirchengarten. Doch diesmal musste der Gottesdienst wegen der Coronakrise ins Internet verlagert werden – ihre Osterüberraschung sollten die Kleinen trotzdem bekommen. „Wenn die Menschen nicht in die Kirchen kommen dürfen, kommt die Kirche halt zu ihnen“, sagt Elisabeth Waller.
Fünf ehrenamtliche Helfer und die Pastorin haben am Montagmorgen in Norderstedt kleine Tüten mit Schokoostereiern, die die Kirchengemeinde jedes Jahr von Edeka Hayunga geschenkt bekommt, verteilt. 37 Familien mit 75 Kindern haben sich für die Osterüberraschung angemeldet. Pastorin Waller stellte die Süßigkeiten und eine Kerze vor die Haustür. Dann klingelte sie. Und entfernte sich einige Meter. „Wir freuen uns sehr. Das ist in diesen Zeiten eine tolle Überraschung für die Kinder“, sagte Kristina Stelter, deren Kinder Johanna (7) und Jakob (4) beschenkt wurden.
Schausteller-Paar verkauft Berliner
„Das Glas ist immer halb voll und nicht halb leer“, sagen Claudia und Holger Sodemann. Wie es das Ehepaar aus Norderstedt schafft, trotz Corona und Verdienstausfall positiv zu bleiben? „Na, weil wir Schausteller sind.“
Am Osterwochenende haben die Sodemanns ihren Bäckerei-Wagen auf dem Grundstück an der Ulzburger Straße geöffnet und Berliner und Schmalzgebäck verkauft. Allerdings nur auf Vorbestellung, damit nicht zu viele Menschen auf einmal kommen. So wollte es das Ordnungsamt. Zwar lief der Verkauf deshalb schleppender als sonst. „Aber wir sind froh, dass wir überhaupt etwas machen dürfen“, sagt Holger Sodemann.
Normalerweise hätte das Paar zu dieser Jahreszeit mit dem Entenangeln-Geschäft auf dem Hamburger Frühlingsdom gearbeitet. Dieser wurde jedoch abgesagt. Das Karussell und der Crêpes-Stand ruhen ebenso. 25 Veranstaltungen plus Weihnachtsmärkte besuchen die Norderstedter im Jahr. „Keiner weiß, ob überhaupt noch etwas stattfindet.“
Entspannung im Kleingarten
Viele Familien haben Ostern in ihren Schrebergärten verbracht. So auch Isabel von Lützow mit ihrem Sohn Leopold (11). „Wir sind froh, einen Rückzugsort zu haben“, sagt die Flugbegleiterin. Sie werkelte mit Schaufel und Schubkarre in ihrem Blumenbeet im Kleingärtnerverein Garstedt. Derzeit befindet sich die Mutter in Kurzarbeit. Weil sie gelernte Krankenschwester ist, hilft sie ab dieser Woche in der Notaufnahme im UKE aus.