Kreis Segeberg. Die 29-jährige Janne Tackmann aus Boostedt weiß alles über Brot. Sie will Kurse und Verkostungen anbieten – nach der Krise.

Natürlich gibt es bei ihr Brot zum Abendessen. Was sonst! Egal ob mit Käse oder Wurst, Ei oder Salat – das wichtigste ist das Brot. Aus der eigenen Backstube versteht sich. Schließlich arbeitet sie in einer der größten inhabergeführten Bäckereien in Schleswig-Holstein. Bei Tackmann. Ein Abend ohne Brot ist für Janne Tackmann, die am Sonntag 29 Jahre alt geworden ist, unvorstellbar. Auch wenn ausgerechnet ihr eigener Sohn Lasse kein Brot isst. Aber dazu später mehr.

Wenn man wie Janne Tackmann als Kind in einer Backstube aufgewachsen ist, dann scheint die Liebe zu Brot und Backwaren programmiert zu sein. Daher war es nicht weiter verwunderlich, dass Janne Tackmann nach dem Abitur eine Ausbildung als Bäckerin machte. Dass sie dann aber auch noch Ernährungswissenschaft studierte, nebenbei einen Betriebswirt des Handwerks draufsetze – und sich schließlich als Brot-Sommelière ausbilden ließ – das erstaunt dann schon. Schließlich gibt es nicht viele Brot-Sommeliers in Deutschland. Noch nicht einmal 100 sind es bundesweit. Janne Tackmann ist die erste weibliche Brot-Sommelière im Norden.

„Brot hat mich schon immer fasziniert, weil man mit wenigen Zutaten immer neue Varianten kreieren kann“, sagt Janne Tackmann, die selbst gerne neue Brotsorten entwickelt. So wie das Süßkartoffelbrot, das es zu besonderen Aktionen bei Tackmann gibt – und das bei den Kunden besonders beliebt ist. „Wenn ich höre, wie ein Kunde ,mein‘ Süßkartoffelbrot bestellt, freue ich mich immer besonders“, sagt sie.

Seit zwei Jahren arbeitet die 29-Jährige in der Boostedter Traditionsbäckerei, die ihr Vater Hans-Jürgen Tackmann 1986 gegründet hat. Aus einem Ladengeschäft mit zehn Mitarbeitern sind heute 30 Läden mit mehr als 300 Mitarbeitern geworden. „Mir war immer klar, dass ich in den Betrieb einsteigen will“, so die Junior-Chefin. Trotzdem – oder gerade deswegen: Einfach nur eine Bäckerlehre zu machen – das hat ihr nicht gereicht. „Ich wollte mehr machen. Mehr lernen, mehr ausprobieren.“

Die Bäckerlehre allein reichte der 29-Jährigen nicht

Dass nach dem Studium noch die Fortbildung zur Brot-Sommelière folgte, verdankt sie einem Freund, der ihr davon erzählte. Nachdem sich in der Vergangenheit bereits Spezialisierungen auf andere Lebensmittelbereiche wie Wein, Bier, Kaffee, Tee, Wasser, Käse, Fisch und Fleisch etabliert hatten, richtete die Akademie des Deutschen Bäckerhandwerk in Weinheim vor fünf Jahren die Fortbildung zum Geprüften Brot-Sommelier (weiblich: Geprüfte Brot-Sommelière) ein. Janne Tackmann war sofort von der Idee begeistert, sich zehn Monate lang intensiv mit ihrem Lieblingsthema zu beschäftigen – theoretisch und praktisch. In acht Blöcken von jeweils drei Tagen wurden den Teilnehmern unter anderem Kenntnisse über die Sensorik von Brot, den nationalen und internationalen Brotmarkt sowie die Historie und die qualitative Bewerbung von Brot vermittelt. „Am spannendsten fand ich das Thema Foodpairing – also die Lehre, welches Brot mit welchen anderen Lebensmitteln wie Wein, Käse oder Bier kombiniert werden kann – und welche unglaublichen Geschmackserlebnisse sich daraus ergeben“, sagt Janne Tackmann. Ihre Lieblingskombination: ein kräftiger Rotwein und ein süßes Früchtebrot. „Darauf wäre ich früher selbst nie gekommen.“ Früher nicht, jetzt schon.

Neue Ideen und Impulse für die zukünftige Arbeit

Durch die Ausbildung hat sie neue Impulse bekommen, viele Ideen entwickelt. Sie würde gerne Verkostungen in der Backstube anbieten, auch spezielle Brot-Backkurse kann sie sich vorstellen – irgendwann, nach Corona.

Von dem Verzicht auf Kohlenhydrate hält sie gar nichts. Dass sie selbst während der zehnmonatigen Ausbildung ein immer größeres Bäuchlein bekommen hat, lag übrigens nicht an den Brotverkostungen, sondern an ihrem Sohn Lasse. Er ist zwei Tage nach der letzten Prüfung auf die Welt gekommen. Das ist übrigens auch der Grund, warum er noch kein Brot isst. Weil er erst drei Monate alt ist. Janne Tackmann ist sich aber sicher, dass er ein ebenso großer Brot-Liebhaber wird wie sie selbst. Schließlich hat er die Ausbildung in ihrem Bauch mitgemacht. Er ist also sowas wie ein Baby-Brot-Sommelier.