Bad Bramstedt. Der Bad Bramstedter ist beim Deutschen Rock-und-Pop-Preis ausgezeichnet worden – unter anderem als bester Popsänger.
Leif Lunburg singt, komponiert, schauspielert, skatet. Im Leben des 18-Jährigen dreht sich alles um seine Leidenschaften. Das war schon immer so. Mit elf Jahren stand er als junger Tarzan im gleichnamigen Musical in Hamburgs Neuer Flora auf der großen Bühne. Zwei Jahre lang. Zweimal pro Woche. Hunderte Zuschauer jubelten ihm zu. Am nächsten Morgen saß er wieder in der Schule. Manchmal müde. Seine Klassenlehrerin hat gesagt, er solle aufhören mit dem „Blödsinn“. Leif hat nicht auf sie gehört. Und weitergemacht.
Gerade ist der Bad Bramstedter beim Deutschen Rock-und-Pop-Preis in Siegen neunmal ausgezeichnet worden. Unter anderem als bester Popsänger. Für die beste Komposition („Bei Mir“). Und den besten Popsong („Sehnsucht“). „Der Preis hat mit Musik zu tun. Deshalb habe ich mich beworben“, sagt Leif. Bekannte Bands wie Pur (1986), Juli (2000) und Luxuslärm (2008) haben bei dem seit 37 Jahren bestehenden Nachwuchsmusikwettbewerb bereits gewonnen. Die Siegerurkunde ist zwar keine Garantie für eine Musikkarriere. „Aber ein, zwei Pluspunkte sammelt man schon, wenn man sich bei Plattenfirmen bewirbt.“
Der Zwölftklässler trägt einen Kapuzenpullover und einen Ring im linken Ohr. Beim Treffen mit dem Abendblatt im Soundbunker in Wahlstedt – hier probt er vor Auftritten – ist er zurückhaltend, stapelt tief. „Am schönsten wäre es, wenn ich mein Hobby zum Beruf machen könnte“, sagt er. Schon immer träumte er davon, sein Geld mit dem zu verdienen, was ihm am meisten Freude bereitet – Musik oder Schauspiel. Dieser Wunsch liegt wohl in der Familie.
Leifs Großvater war Musiker, die Großmutter Fotomodel, seine Tante Schauspielerin. Mutter Svea Lunburg ist früher mit Pferdeshows aufgetreten. „Man verbringt mit dem Beruf so viel Zeit. Leidenschaft ist wahnsinnig wichtig“, sagt die 52-Jährige. Svea Lunburg unterstützt ihren Sohn von Beginn an. Seit seiner ersten Musicalrolle als junger Tarzan erledigt sie im Hintergrund das Schriftliche, spielt die Chauffeurin, hält Leif den Rücken frei. Sie denkt anders als viele sicherheitsliebende Mütter. „Schulabschlüsse kann man nachholen“, sagt sie. Jeder, der für etwas brenne, könne das nachvollziehen. „Solche Chancen gibt es nie wieder.“
Probleme in der Schule hat Leif nicht. Nächstes Jahr macht er sein Abitur an der Gemeinschaftsschule Neumünster-Brachenfeld. Danach will er „vielleicht studieren“. Was genau, weiß er noch nicht. Nur so viel: „Egal wie, ich möchte auf der Bühne stehen.“
Nach „Tarzan“ spielte Leif eine Hauptrolle im Musical „Wunder von Bern“. Nach kurzer Zeit musste er allerdings aufhören, weil er in den Stimmenbruch gekommen ist und nicht mehr geeignet war für die Rolle.
Die Castings für die Musicals seien hart gewesen, erzählt Leif. Bei Tarzan sei es nicht einfach gewesen, weiterzukommen. „Aber das hat sich für mich nicht so angefühlt, weil ich so einen Spaß hatte.“
2014 hat der Nachwuchssänger bei „The Voice Kids“ mitgemacht. Johannes Strate von Revolverheld hat ihn damals gecoacht. Bis in die Battles hat er es geschafft. „Das war eine krasse Erfahrung“, sagt Leif. In den vergangenen Jahren folgten Auftritte in der Fernsehsendung X-Faktor und auf der Kieler Woche. Dort ist Leif gemeinsam mit seinem Kumpel Jovis Reissner (17) aufgetreten. Die Freunde wurden beim Deutschen Rock-und-Pop-Preis als beste Elektropop-Band ausgezeichnet. Bald werden sie in „Bibi & Tina“ auf Amazon Prime zu sehen sein. „Am liebsten würde ich gemeinsam mit Jovis durchstarten. Es ist schön, solche Momente zu teilen.“
Leifs Songs handeln von Liebe, Sehnsucht und einer Plastikwelt. Er singt davon, dass man sich nicht von Kleinigkeiten runterziehen lassen sollte. Zum Beispiel von einer Klassenlehrerin, die rät, mit dem Blödsinn aufzuhören.