Serie 50 Jahre Norderstedt: Das Chinarestaurant der Yus an der Ohechaussee ist ein familiärer Treffpunkt in Garstedt

Ihre Gäste nennen sie liebevoll „Mama“ Yu und „Papa“ Yu. Weil es so familiär und gemütlich ist in ihrer „Wohnstube“ an der Ohechaussee 138. „Bei Ihnen ist es so, als würde ich zu Hause in meiner Essecke sitzen“, habe kürzlich ein weiblicher Gast gesagt. Das Chinarestaurant Yu ist eine echte Institution. Von Shin-Hong „Jonny“ Yu (70) und seinem Vater 1975 als Restaurantbetrieb am Langenhorn Markt gegründet, begrüßen „Jonny“ Yu und seine Frau Ingrid (60) seit der Neueröffnung am 8. Februar 1997 hier im Norderstedter Stadtteil Garstedt mittlerweile die fünfte Generation.

Bedient wird auf Deutsch. Gekocht auf Chinesisch. Der Chef hält sich dabei im Hintergrund. Wie immer. „Jonny“ Yu, gebürtiger Chinese, der mit den Eltern während der Kulturrevolution nach Hongkong übersiedelte, dort seine Ausbildung zum Koch absolvierte und seit 1968 in Deutschland lebt, hackt das frische Gemüse. Jedes Gericht bereitet er frisch zu. „Er ist mein Specht in der Küche“, sagt Ehefrau Ingrid und lacht.

Glücklich seien sie hier in Norderstedt, erzählt die zweifache Mutter und Großmutter an diesem Vormittag im noch geschlossenen Restaurant. „Norderstedt ist Heimat für mich“, sagt die gebürtige Flensburgerin, die als Dreijährige mit ihren Eltern nach Hamburg übersiedelte und mit ihrem Mann 1980 nach Norderstedt zog. Tochter Juliane (40) und Sohn Franky (39) sind hier aufgewachsen.

Wichtig war dem Ehepaar damals, dass seine Kinder in der Natur groß wurden. „Sie konnten von morgens bis abends draußen spielen, ohne dass ich Angst haben musste“, sagt Ingrid Yu, gelernte Rechtsanwaltsgehilfin. „Die beiden durften bei den Bauern helfen, auch mal bei der Heuernte. Das war natürlich aufregend. Es war toll, dass sie so in und mit der Natur aufgewachsen sind.“ Tochter und Schwiegersohn leben mit den Enkelkindern Julina (13) und Junis (6) in unmittelbarer Nähe des Restaurants. Die Mädchen seien echte Pferdenärrinnen und reiten regelmäßig.

Ans Aufhören denken „Mama“ und „Papa“ Yu noch nicht

Norderstedt sei auch heute immer noch sehr grün, der Stadtpark eines der Lieblingsplätze von Ingrid Yu. „Norderstedt ist eine Stadt, aber auch noch ein Dorf.“ Was das Dörfliche ausmache? „Wenn man zum Einkaufen geht, kennt jeder jeden. Man läuft nicht einfach nur geradeaus, sondern bleibt mal stehen und schnackt. Das finde ich so schön.“

Und die Menschen würden ganz anders aufeinander achten als in der Großstadt. „Das finde ich sehr gut.“ Fällt die Ampel vor dem Restaurant mal aus, ist es für Ingrid Yu selbstverständlich, gleich die Polizei zu rufen. Schon damit die Kinder der nahe gelegenen Grundschule am Sandweg sicher über die Straße gelangen. „Als meine Schwester einmal zu Gast war, da stellte sie sich mitten auf die Straße und spielte Schutzmann.“ Auch in dem kleinen Familienrestaurant wird das Miteinander großgeschrieben. Da wird schon mal tischübergreifend kommuniziert. Von den vielen langjährigen Gästen, die sich kennen, aber oft nur hier treffen. „Das ist dann immer eine große Freude“, sagt Ingrid Yu und ihre blauen Augen strahlen. Es würde viel gelacht in ihrem Restaurant. Und zugehört. Einige Gäste wollten einfach auch mal über das reden, was sie bewegt. „Dann setze ich mich dazu und wir unterhalten uns. Die Gäste wissen aber auch viel von meiner Familie und mir.“

Ans Aufhören denken „Jonny“ und Ingrid Yu nicht. „Mein Mann sowieso nicht, der ist Koch mit Leib und Seele. Der schönste Tod für ihn wäre, hinterm Herd umzukippen. Okay, das zu tun, habe ich ihm erlaubt, aber erst muss er das Essen zu Ende kochen.“ Wenn sie mal aufhören, wird es so etwas wie hier nicht mehr geben, sagt Yu nachdenklich.

In Glashütte, in der Nähe des Tangstedter Forstes, hat das Ehepaar sein Häuschen. Hier können beide durchatmen. Wenn sie nach einem langen Tag nachts nach Hause kommen, dann „steigen wir aus dem Auto und hören nichts. Ist das nicht schön? Herrlich! Dann können wir abschalten“, sagt Ingrid Yu.

My home – my castle, das sei beiden wichtig. „Das hier ist alles nur für uns. Das ist privat, der Rückzugsort für unsere Familie, unsere Oase.“ Was Ingrid Yu der Stadt Norderstedt für die nächsten Jahre wünscht? „Dass sie weiter so gemütlich bleibt.“

Spricht’s und schließt die Restauranttür auf. Es ist 11.30 Uhr. Gleich kommen die ersten Gäste zum Mittagstisch – in die gemütliche Wohnstube von „Mama“ Yu und „Papa“ Yu hier an der Ohechaussee 138.