Kreis Segeberg. Früher und viel heftiger als in den Vorjahren. Neben dem Influenza- hält aber auch das Coronavirus das Gesundheitsamt im Kreis Segeberg auf Trab.

Alle sprechen über das Coronavirus aus China – dabei kommt gerade das Influenzavirus heftiger und viel früher als in den Vorjahren über die Schleswig-Holsteiner. Fälle von Infektionen mit dem Coronavirus liegen hingegen nach Angaben des Gesundheitsministers Heiner Garg im Land nicht vor.

Die Zahl der Influenza-Infektionen ist zu Saisonbeginn so hoch wie lange nicht. Das Institut für Infektionsmedizin der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel spricht angesichts von 700 Fällen seit Jahresbeginn von einem Rekordhoch im Land. Zum Vergleich: 2019 waren es zum gleichen Zeitpunkt 141 Fälle. Seit Beginn der Grippesaison Anfang Oktober 2019 sind bereits 861 Fälle registriert worden. Im Kreis Segeberg ist die Lage derzeit noch vergleichsweise unauffällig. 50 Grippefälle wurden dem Gesundheitsamt in Bad Segeberg bislang gemeldet. Im bevölkerungsreichen Nachbarkreis Pinneberg hingegen gibt es so viele Erkrankte wie in sonst keinem anderen Kreis im Land: 205 Pinneberger liegen mit Grippe flach.

„Bekanntermaßen schwankt die Stärke der saisonalen Grippewellen von Jahr zu Jahr erheblich“, sagt Sabrina Müller, Sprecherin der Kreisverwaltung. „In der vergangenen Saison 2018/2019 erreichten uns insgesamt 477 Grippemeldungen.“ Ob die aktuelle Grippewelle stärker oder schwächer sei, könne sie noch nicht bewerten.

Im Fachdienst Infektionsschutz und umweltbezogener Gesundheitsschutz des Kreises ist die Grippe trotz 50 akuter und zu erwartenden Hunderten weiterer Fälle nicht das beherrschende Thema. „Hier brennt gerade wirklich die Hütte wegen des Coronavirus“, sagt ein Mitarbeiter. Offenbar steht das Telefon im Fachdienst nicht still. Die weltweite Berichterstattung und Diskussion über das Virus aus Fernost verunsichert anscheinend auch die Fachöffentlichkeit – also die Verantwortlichen in den Arztpraxen und Kliniken. Bei der Gesundheitsaufsicht erkundigen sie sich über die Vorgaben und die Notwendigkeiten im Umgang mit potenziellen Erkrankten. „Wir stützen uns in der Beratung auf die umfangreich zu diesem Thema veröffentlichten Informationen des Robert-Koch-Institutes“, sagt Sabrina Müller.

Laut Minister Garg gibt es in Schleswig-Holstein zwar keine bestätigten Corona-Fälle, sehr wohl aber Personen, die von Reisen nach China zurückgekehrt seien und grippale Symptome entwickelt hätten. Die Gesundheitsämter würden prüfen, ob tatsächlich das Coronavirus ursächlich dafür sein kann. Primär gehe es darum, Fälle früh zu erkennen, sie zu isolieren und Hygienemaßnahmen konsequent einzuhalten. Es gebe in Schleswig-Holsteins Kliniken unterschiedliche Isoliermöglichkeiten. Es bestehe eine namentliche Meldepflicht als bedrohliche übertragbare Krankheit. Um sich anzustecken, müsse man schon in einem der Verbreitungsgebiete des Virus unterwegs gewesen sein oder in Kontakt mit Infizierten gestanden haben.

Wer meint, dass diese Kriterien auf ihn zutreffen und entsprechende Symptome zeigt, sollte zunächst von zu Hause aus die Hausärztin oder den Hausarzt telefonisch kontaktieren und abklären lassen, ob es sich wirklich um einen Verdachtsfall handelt. Wo genau die bereits identifizierten Verdachtsfälle leben, teilt das Ministerium nicht mit. „Zu Vor-Verdachtsfällen und Verdachtsfällen geben wir keine Auskunft“, sagt auch Sabrina Müller. „Dieses Thema obliegt der oberen Gesundheitsbehörde, ist also beim Land angesiedelt.“

Besser spät gegen die Grippe impfen lassen als gar nicht

Was die Grippe angeht, so können sich die Bürger nach wie vor mit einer Impfung schützen – wenngleich die Zeit drängt. Der beste Zeitpunkt für eine Impfung – der Herbst im Vorfeld der Grippewelle – ist längst verstrichen. Menschen, die täglich viel Kontakt zu anderen haben, Senioren, chronisch Kranke und Schwangere haben ein erhöhtes Risiko für einen besonders schweren Grippeverlauf und sollten im Idealfall längst geimpft sein. Bernd Hillebrandt, Landesgeschäftsführer der Krankenkasse Barmer in Schleswig-Holstein, rät Ungeimpften, keine Zeit zu verlieren. „Für eine Immunisierung ist es aktuell nicht zu spät. Auch eine späte Impfung ist immer noch der wirksamste Schutz gegen die Influenza.“ Es dauert etwa zehn bis 14 Tage, bis der Impfschutz vollständig im Körper aufgebaut ist.

Egal ob Grippe- oder Coronavirus – die gegen eine Infektion vorbeugenden Maßnahmen, die jetzt jeder beachten sollte, sind dieselben. Regelmäßiges Händewaschen und Desinfizieren sind der wirksamste Schutz.