Eekholt. Weiblicher Greifvogel wurde seit November im Wildpark Eekholt erfolgreich gesund gepflegt und kann nun wieder in die Natur entlassen werden.

Es ist ein schleichender Tod: Frisst ein Greifvogel Beute, die mit bleihaltiger Jagdmunition kontaminiert ist, kommt es zu einer Vergiftung, das Tier wird lethargisch, entkräftet, leidet an Zuckungen – und verendet kläglich, sofern es nicht zufällig gefunden wird. Der weibliche Seeadler, der seit Mitte November im Wildpark Eekholt wieder aufgepäppelt worden ist, hatte Glück.

Bernd Struwe-Juhl von der Projektgruppe Seeadlerschutz hatte vor zwei Monaten den Hinweis erhalten, dass sich in einem Forst südlich von Kiel ein sichtbar geschwächter Adler am Boden befinden würden. Gemeinsam mit einem Jäger wurde das Tier geborgen und in die zentrale Auffangstation nach Eekholt gebracht. Dort untersuchte Wildtierärztin Dr. Elvira von Schenck den Vogel und entdeckte röntgendichte Partikel im Magen. Ihren sofortigen Verdacht – Bleivergiftung – bestätigten anschließend die Blutwerte.

Rettung des Seeadlers: Bleipartikel entfernt

Um den Seeadler zu retten, wurden die Bleipartikel operativ entfernt. Zwei Monate lang wurde das Tier täglich mit Medikamenten versorgt, es wurde wieder kräftiger, doch die Bleiwerte sanken erst im Januar wieder unter die toxische Grenze. Heute wird der Seeadler wieder in die Freiheit entlassen, die Auswilderung findet in der Nähe von Wellsee im Kieler Süden statt.

„Schon winzige Bleisplitter genügen, um schwere zentralnervöse Störungen auszulösen und Organe zu zerstören. Naturschützer fordern deshalb schon seit Jahren, dass bleihaltige Jagdmunition verboten wird“, so von Schenck. In Schleswig-Holstein gilt ein solches Verbot zwar seit 2015 – aber nur für Büchsen-, nicht für Schrotmunition.

Dazu, so die Tierärztin, würden manche Jäger weiterhin die verbotene Munition verschießen. „Im Jahr 2019 hatten wir gleich zwei Seeadler mit einer Bleivergiftung in der Eekholter Pflegestation. Das gab es in 20 Jahren noch nie. Zwischen zehn und 15 Prozent der aufgefundenen Seeadler in Schleswig-Holstein verenden elendig an einer Bleivergiftung.“